Was wusste sie von den Übergriffen? EKD-Vorsitzende Kurschus wirft hin

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Chefin der westfälischen Landeskirche ist mit sofortiger Wirkung von beiden Ämtern zurückgetreten.

In einer persönlichen Erklärung in Bielefeld sagte die Theologin, die Lage habe sich so zugespitzt, dass es nur diese Konsequenz geben könne, um Schaden von der Kirche abzuwenden.

Kurschus soll schon vor mehreren Jahren vom Verdacht eines sexuell übergriffigen Verhaltens bei einem damaligen Kirchenmitarbeiter im Kirchenkreis Siegen gewusst haben, zu dem sie offenbar auch private Verbindungen unterhielt. Ob das Verhalten des Mannes auch strafrechtlich relevant ist, ist noch offen.

Die Affäre kam durch Zeugenaussagen gegenüber der Siegener Zeitung ans Licht. Zwei Betroffene wollen die heute 60-Jährige damals über das Fehlverhalten des Kirchenmitarbeiters informiert haben.

Ermittler: "Keine Hinweise auf körperliche Gewalt"

Laut der zuständigebn Ermittlungsbehörde in Siegen gibt es bislang "keinerlei Hinweise, dass es zu körperlicher Gewalt oder einer Drohung gegen Leib und Leben gegen eine Person" gekommen sei. Mehrere Menschen hätten unterschiedliche Vorwürfe erhoben, Details wurden nicht benannt.

Kurschus hatte ihr Amt als EKD-Vorsitzende im November 2021 aufgenommen und dabei die Bekämpfung und Aufklärung sexualisierter Gewalt in der Kirche zur "Chefinnen-Sache" erklärt. Ausgerechnet in diesem Bereich habe das Vertrauen in sie nun gelitten, bedauerte Kurschus. Sie werde sich hier aber auch weiterhin einsetzen.

Ab sofort übernimmt die stellvertretende Ratsvorsitzende, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, kommissarisch das Amt des EKD-Ratsvorsitzes.