Zeckensaison in Thüringen startet

Erfurt (dpa/th) - Sie können jahrelang auf einen Wirt warten, ausharren, hungern. Wenn sie dann einen Menschen zum Blutabzapfen gefunden haben, kann es gefährlich werden: Mit den milder werdenden Temperaturen beginnt in Thüringen die Zeckensaison.

Der Freistaat gilt in Teilen als FSME-Risiko-Gebiet - auch eine Borreliose ist nach einem Zeckenstich in Thüringen möglich. Die gute Nachricht: Vor beiden Krankheiten kann man sich in einem gewissen Umfang schützen.

Sind Zecken jetzt schon aktiv?

Ja, damit ist zu rechnen. Am wohlsten fühlen sich die kleinen Spinnentiere bei einer Lufttemperatur um die 18, 19 Grad und einer Bodentemperatur von 13 bis 15 Grad, erläuterte Christine Klaus, Fachtierärztin für Mikrobiologie und Parasitologie am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena. «Von einer Zeckenaktivität muss man aber ausgehen, wenn die Lufttemperatur bei etwa acht Grad liegt. Wir haben sogar schon Aktivität bei etwa drei Grad feststellen können», sagte Klaus. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes können die Temperaturen in Thüringen zwar in den kommenden Nächten noch unter null Grad sinken. Tagsüber sei mit Frost aber eher nicht mehr zu rechnen, sagte ein Meteorologe des DWD.

Wann ist mit vielen, wann mit wenigen Zecken zu rechnen?

«Das Austrocknen ist der Feind Nummer eins der Zecke», sagte Klaus. Ein Dürre-Sommer schadet ihr also. Dagegen mache ihr ein strenger Winter nicht so viel aus. Wegen der Feuchtigkeit seien Zecken in Wäldern auch häufiger anzutreffen als auf Wiesen.

Wo liegen die Risiko-Gebiete für Krankheiten?

Eine Borreliose, die durch Bakterien, den Borrelien, übertragen wird, kann man sich prinzipiell überall in Deutschland durch einen Zeckenstich einfangen. Klaus berichtet von Untersuchungen, wonach die Verbreitung der Borrelien in den Zecken sehr unterschiedlich ist. «Es gibt durchaus Stellen in Thüringen, da gibt es ganz viele Zecken. Dort sind aber nur in fünf Prozent der Zecken Borrelien zu finden.» In anderen Gebieten könnten jedoch bis zur Hälfte der Zecken mit Borrelien infiziert sein.

Bei FSME - eine Krankheit, die durch Viren übertragen wird - liegt der Schwerpunkt klar in Süddeutschland. Risikogebiete reichen aber bis hoch nach Süd- und Ostthüringen. Das Robert Koch-Institut listete im Jahr 2021 zwölf Thüringer Landkreise und kreisfreie Städte auf einer Karte als FSME-Risikogebiete. Klaus weist darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der FSME-Infektionen beim Menschen in Bayern oder Baden-Württemberg auftreten. In Thüringen gebe es dagegen nur wenige Infektionen pro Jahr.

Wie kann man sich vor FSME oder Borreliose schützen?

Hat eine Zecke einen Wirt gefunden, sucht sie sich eine passende Stelle, sticht in die Haut und beginnt, Blut zu saugen. Laut Klaus bemerkt man den Stich oft nicht, weil das Tier zugleich eine Art Betäubungsmittel spritzt. «Dieser Saugakt aktiviert die möglicherweise im Zeckendarm befindlichen Borrelien. Diese werden dann etwa zwölf Stunden nach Saugbeginn übertragen», sagte Klaus. Entfernt man die Zecke also innerhalb der ersten zwölf Stunden, ist die Gefahr, eine Borreliose zu bekommen, eher gering. Klaus rät deshalb, seinen Körper nach Wanderungen gründlich nach Zecken abzusuchen.

Anders sieht das bei FSME aus: «Da sich das Virus in den Speicheldrüsen befindet, wird es sofort übertragen», sagte Klaus. Sie rät allen, die gern wandern, in anderen Ländern unterwegs sind oder sich generell öfter im Freien bewegen, sich impfen zu lassen. «Alle jüngeren und älteren Leute, die sich im Freien bewegen, einschließlich Kindern ab einem Jahr, sollten diesen Immunschutz haben», empfiehlt Klaus. Der Impfstoff sei gut verträglich.

Muss eine FSME-Impfung regelmäßig aufgefrischt werden?

Ja. Laut Klaus ist das bei Menschen bis 55 Jahren alle fünf und bei älteren Menschen alle drei Jahre nötig.

Wie gefährlich sind FSME und Borreliose?

Borreliose sei meist gut zu behandeln, sagte Klaus. Bei FSME kann eine Infektion schwerwiegende Folgen haben. «Es ist ein seltenes Ereignis, aber wenn man sich infiziert, kann das eine ganz, ganz schlimme, schwerwiegende Erkrankung werden.» In wenigen Fällen blieben sogar körperliche Beeinträchtigungen - auch Todesfälle gebe es vereinzelt.