Zehntausende demonstrieren gegen Rassismus - 20 000 allein München

Der brutale Tod des Schwarzen George Floyd bei einem Polizeieinsatz in den USA bewegt auch Deutschland. Tausende Menschen gehen auf die Straße. Sie prangern Rassismus an, nicht nur in den USA. Kritik gab es am Samstag, weil mancherorts der wegen der Corona-Pandemie geltende Mindestabstand nicht eingehalten wurde.

06.06.2020, Berlin: Teilnehmer einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz protestieren gegen Rassismus und Polizeigewalt. Anlass ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd im Zuge eines brutalen Polizeieinsatzes in den USA. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kundgebung am Alexanderplatz in Berlin (Bild: dpa)

(dpa) - Zehntausende Menschen in Deutschland haben am Samstag gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. Allein am Berliner Alexanderplatz waren es nach Polizeiangaben rund 15 000 Teilnehmer, die Veranstalter hatten mit 1500 Teilnehmern gerechnet. In München gingen etwa 20 000 Demonstranten auf die Straße. Auslöser war der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai. Kritik gab es am Samstag, weil mancherorts der wegen der Corona-Pandemie geltende Mindestabstand nicht eingehalten wurde.

Sorgen wegen Mindestabstand bei Demos

Viele der Demonstranten auf dem Alexanderplatz waren dunkel gekleidet. Bei einer Schweigeminute setzten sich die Teilnehmer, darunter viele Jugendliche, auf den Boden. Sie dauerte genau 8 Minuten und 46 Sekunden. So lange hatte ein Polizist Floyd am 25. Mai sein Knie in den Nacken gedrückt, bis dieser sein Bewusstsein verlor und kurz darauf starb. In den Vereinigten Staaten war es daraufhin zu Protesten und teilweise auch Ausschreitungen gekommen.

Tod von George Floyd: Weltweite Proteste gegen Polizeigewalt

Am Samstag gingen in Deutschland auch in Städten wie Hamburg, Frankfurt am Main, Mannheim und Stuttgart Tausende auf die Straße. Im Internet waren Aufrufe zu «Silent Demos» («Stille Demos») veröffentlicht worden. «Nein zu Rassismus» und «Black Lives Matter» («Schwarze Leben zählen»), hieß es dort. Die Demonstranten sollten in schwarzer Kleidung zu erscheinen. Man wolle während der Demonstration still und schweigend an den Tod Floyds erinnern.

20.000 statt 200 angemeldete Menschen in München

In München waren immer wieder Rufe «Black Lives Matter» («Schwarze Leben zählen») zu hören. Ein Polizeisprecher sagte: «Wir haben permanent Durchsagen gemacht, um auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinzuweisen, die gerade anfangs oft nicht eingehalten wurden.» Das Versammlungsgelände sei schließlich erweitert worden, um mehr Platz zu schaffen. Aus den angemeldeten 200 Menschen waren 20 000 Demonstranten geworden.

Lauterbach kritisch

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich auf Twitter kritisch: «Ich teile den Anlass des Protests voll und ganz. Aber trotzdem sind die Abstände zu klein.» Die Gefahr der Corona-Pandemie sei nicht gebannt. Rassismus müsse bekämpft werden, aber ohne vermeidbare Corona-Tote.

In Hamburg sprach die Polizei von insgesamt 14 000 Teilnehmern bei zwei fast zeitgleichen Kundgebungen am Jungfernstieg und am Rathausmarkt - erlaubt waren wegen der Coronamaßnahmen zusammen nur gut 800. Die Hamburger Polizei hatte bereits vor den Demonstrationen ihre Solidarität erklärt. «Wir sind an eurer Seite!», twitterte sie vor Beginn der Kundgebungen. «Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir arbeiten täglich dafür, dass sich alle Menschen in Hamburg sicher fühlen können.»

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, Rassismus töte, nicht nur in Amerika. «Ich danke denjenigen, die heute dagegen aufstehen und die jeden Tag leben, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Und zwar jedes Menschen.»

VIDEO: Ansage gegen Trump: Washington im Zeichen von “Black Lives Matter”