Zeitschleife im Zweiten: Darum wird die „heute-show“ immer langweiliger

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Kennen Sie den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“? In der US-Komödie von 1993 erlebt der gelangweilte TV-Wetteransager Phil Connors (großartig gespielt von Bill Murray) immer wieder denselben Tag. Niemand außer ihm merkt, dass sich alles wiederholt. Zunächst zweifelt Connors an seinem Verstand, später nutzt er die ständige Wiederkehr des Gleichen für allerhand Schabernack.

In einer ähnlichen Zeitschleife scheint der TV-Komiker Oliver Welke gefangen zu sein. Seit Monaten moderiert er dieselbe Ausgabe der „heute-show“. Witze, Dialoge und Einspieler laufen jedes Mal nach dem selben Schema ab: Politiker sowieso redet Unsinn, Welke & Co kommentieren mit Kalauern auf Pennäler-Niveau. Zoten für die Quoten.

Am Freitagabend sah das so aus: Donald Trump will in die „Hair Force One“, Donald Trump fällt beim twittern „eine Dose Haarspray auf die Tastatur“ und Donald Trumps „Lügen haben schlimme Haare“. Tatsächlich hat Trump ein – sagen wir mal – flexibles Verhältnis zu Fakten. Aber die wirre Weltsicht des Präsidentschaftskandidaten an seiner Frise festzumachen, ist selbst fürs ZDF äußerst unterkomplex. Da hilft eigentlich nur ein scharfer Schnitt.

Stattdessen trällert ein Kinderchor die alte Klischee-Nummer, dass Jaqueline, Justin und Kevin kein Abitur schaffen und später „Hartz IV“ beziehen werden. Noch später holt Gernot Hassknecht das CSU-Fossil Edmund Stoiber aus der Versenkung und amüsiert sich zum gefühlt hundertsten Mal über dessen Artikulationsprobleme („Old Stotterhand“). Selbst der sonst so sympathisch-respektlose Außenreporter Lutz van der Horst schleppt sich diesmal mit einer müden Frage („Wann lassen sich CDU und CSU endlich scheiden?“) durch eine Veranstaltung der Unionsparteien.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Selbstverständlich macht es Spaß, Politikern einen Spiegel vorzuhalten und pointiert ihre rhetorischen Pirouetten zu beleuchten. Doch die „heute-show ist zum Ritual geworden. Die Macher wärmen mit scheinbar bewährten Rezepten ihre abgestandene Soße auf.

Im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wird Fernsehansager Phil Connors eines Tages überdrüssig, seine Routinen abzuspulen. Er beginnt damit, mit neuen Ideen zu experimentieren. Irgendwann wacht Connors auf und stellt zu seiner Überraschung fest, dass ein neuer Tag begonnen hat. Der „heute-show“ fehlt dieser Mut. Deshalb wird es im ZDF wohl noch lange heißen: Und wöchentlich winkt Welke.

Autor: Frank Brunner

Foto: ZDF