Ziemlich beste Klimaaktivisten: Das sind die Kino-Highlights der Woche
Zwei Schwindler unter Klimaaktivisten in "Black Friday For Future", atmosphärisches Horrorkino mit "The Queen Mary" und die Würdigung einer Musiklegende in "Joan Baez - I Am A Noise": Das sind die Kino-Neustarts am 28. Dezember.
Selbst James Bond sah 2012 kein Land gegen diese Feelgood-Komödie: Im Eiltempo stürmten die französischen Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano damals mit ihrem Filmhit "Ziemlich beste Freunde" die deutschen Kinocharts. Am Jahresende hatten 9,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Tragikomödie gesehen - 1,3 Millionen mehr als den 007-Ableger "Skyfall".
Seither versteht sich das Filmemacher-Duo als Experten für leichtfüßige Komödien, nicht selten mit sozialkritischen Untertönen versehen. Selbiges gilt auch für den Film "Black Friday For Future", der nun im Kino startet.
Außerdem neu in den Lichtspielhäusern: "Dracula Untold"-Regisseur Gary Shore ergründet im Gruselfilm "The Queen Mary" die Mythen, die sich seit Jahrzehnten um den ikonischen Dampfer ranken. Dazu erfährt Folk-Legende Joan Baez in einem berührenden Porträt eine filmische Würdigung, die ans Herz geht.
"Black Friday For Future"
Mit der Tragikomödie "Ziemlich beste Freunde" avancierten die französischen Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano 2012 zu Senkrechtstartern des europäischen Kinos. Mit der Geschichte eines reichen und gelähmten Snobs (François Cluzet) und eines kleinkriminellen Rüpels (Omar Sy) stahlen die beiden nicht nur die Herzen des Kinopublikums, sondern konnten sich auch vor Auszeichnungen kaum retten. Nun melden sich die beiden Filmemacher mit der Komödie "Black Friday for Future" zurück.
Wie der Titel andeutet, geht's um Konsumkritik, Klimaaktivismus und Kapitalismus. Mit Letzterem haben Bruno (Jonathan Cohen) und Albert (Pio Marmai) im amüsanten Filmspaß mit gesellschaftskritischer Note keine guten Erfahrungen gemacht. Beide sind hoch verschuldet, Bruno wurde von seiner Frau sitzengelassen, Albert ist sogar obdachlos und pennt nach erledigter Arbeit am Flughafen auf selbigem. Um Geld zu sparen, halten sich beide mit mehr oder minder krummen Geschäften über Wasser und futtern sich zur Not auch kostenlos bei einem Buffet mit geretteten Lebensmitteln durch.
Insofern ist es wenig verwunderlich, dass sie Gratis-Bier auf eine Veranstaltung von Klimaaktivisten lockt. Mit den Idealen können Bruno und Albert indes nichts anfangen: "Ich weiß nicht mal, wie das Wetter morgen wird. Woher wollen die wissen, wie das Wetter 2050 wird?" Weil sie jedoch beide ein Auge auf Wortführerin Kaktus (Noémie Merlant) geworfen haben und bei einer großen Protestaktion eine Chance wittern, ihre weiße Weste zurückzubekommen, wanzt sich das Chaos-Duo an die Klimaaktivisten ran - Oben-Ohne-Protest gegen den Konsumwahn am Black Friday inklusive.
"The Queen Mary"
Zwischen 1936 und 1967 schipperte die Queen Mary für die Reederei Cunard Line Kreuzfahrtgäste über die Weltmeere. Außerdem brachte das altehrwürdige Schiff während des Zweiten Weltkrieges 800.000 US-Soldaten nach Europa. Heute liegt der Dampfer im kalifornischen Long Beach und bietet als schwimmendes Hotel 365 Zimmer, die besonders häufig Fans von Übernatürlichem beherbergen. Denn um das Schiff rankt sich eine Menge Gruselgeschichten, die von herumspukenden Geistern bis zu mysteriösen Morden reichen.
Ein besonders blutiger, fiktiver Todesfall, der sich 1938 während eines luxuriösen Dinners an Bord ereignete, bildet auch die Grundlage für den schlicht betitelten Horrorfilm "The Queen Mary". 85 Jahre nach der Bluttat besuchen Anne (Alice Eve) und ihr Ex-Mann Patrick (Joel Fry) mit ihrem Sohn Lukas (Lenny Rush) eine Grusel-Tour auf dem legendären Schiff. Doch der Horror von einst wabert noch immer im Schiffsbauch - und lässt den Jungen spurlos verschwinden.
Auf der zunehmend verzweifelten Suche nach Lukas dringen Anne und Patrick tiefer und tiefer ins Innere des Ozeanriesen vor und sind im Begriff, ein grauenvolles Geheimnis zu lüften. Mysteriöse Gestalten im (Halb-)Dunkel, der verwinkelte Schiffsbauch und furchteinflößende Kreaturen: Regisseur Gary Shore ("Dracula Untold") fischt mit seinem maritimen Horrorfilm in bekannten Gewässern. Auch wenn das Drehbuch von "The Queen Mary" hier und da Schwächen offenbart, liefert das auf zwei Zeitebenen erzählte Gruselstück atmosphärische Unterhaltung.
"Joan Baez - I Am A Noise"
Am Ende sang sie dann doch noch. Und auch wenn ihre Stimme nicht mehr so glockenhell wie einst den Saal erfüllte, erntete Joan Baez bei der Berlinale 2023 stehende Ovationen. Selbiges galt auch für den Film, den die 82-Jährige zuvor gemeinsam mit dem Publikum gesehen hatte - ein Film über ihr Leben zwischen Bühnenshows, politischem Aktivismus und ungefilterten Blicken in ihre bisweilen geschundene Seele. Die Künstlerin ließ das Regietrio Karen O'Connor, Miri Navasky und Maeve O'Boyle - mit denen sie auch privat freundschaftlich verbunden ist - bemerkenswert nah an sich heran.
Zwar ist das knapp zweistündige, intime Porträt in die Rahmenhandlung von Baez' Farewell-Tournee 2018 und 2019 eingebettet, bietet aber weit mehr als den Blick hinter die Kulissen der Konzerte. Die legendäre Künstlerin öffnet ein reiches Archiv aus Tagebucheinträgen, Home-Movies, Kunstwerken und anderem Material aus mehreren Dekaden. Mit ihren Schwestern Mimi und Pauline rekonstruiert Joan Baez ihre bisweilen komplizierte Kindheit. Fehlen darf natürlich auch eine Betrachtung ihrer Beziehung zu Bob Dylan nicht: "Dylan hat mir das Herz gebrochen."
So unternehmen die drei Regisseurinnen eine bemerkenswerte Reise durch das Leben und die Karriere jener Sängerin, die stets Kunst mit politischem Aktivismus vereinte. Joan Baez war nicht nur der weibliche Stern der Folkszene, sie galt auch als das politische Gewissen einer ganzen Generation. "Ich würde sagen, dass das soziale Bewusstsein in mir geboren wurde in mir geboren wurde, bevor sich die Stimme entwickelte", erklärt Baez im Film. Ebenso offen spricht sie im feinfühligen Filmporträt über innere Dämonen, über Panikattacken und Ängste, die sie seit Dekaden begleiten.