Zwei Startup-Veteranen wollen die Papier-Ära bei BMW beenden

Daniel Schütt und Benny Philip Lehmann haben schon Jahrzehnte lang Gründungserfahrung. Für Ekko haben sie sich vor Kurzem zusammen getan
Daniel Schütt und Benny Philip Lehmann haben schon Jahrzehnte lang Gründungserfahrung. Für Ekko haben sie sich vor Kurzem zusammen getan

Zettelwirtschaft trotz hochtechnologischer Fertigung – in der Automobilindustrie ist das keine Seltenheit. Millionen von ausgedruckten Papieren kleben an Regalen oder gehen als Montageanweisungen raus, um wenig später im Müll zu landen. Das ist weder nachhaltig, noch effizient. Was in vielen Industriebetrieben fehlt, sind komplett digitale Prozesse. Das haben auch die beiden Ekko-Gründer Benny Philip Lehmann und Daniel Schütt erkannt, als BMW mit einem besonderen Anliegen auf sie zukam.

Lehmann hat sein erstes Startup vor zwanzig Jahren gegründet. Mit Crosscan hat er mithilfe von Sensoren Besucherströme im Einzelhandel analysiert und Erfahrungen mit elektronischen Preisschildern gesammelt. Schütt hat vor zwölf Jahren die Portale Ausbilden.de und Meinpraktikum.de gestartet und später an den Medienkonzern Bertelsmann verkauft. Bis Mitte vergangenen Jahres war er außerdem als Mitgründer bei der Edtech-Plattform Masterplan.com involviert. Lehmann und Schütt kennen sich aus dem geschäftlichen Umfeld – nach eigene Angaben seit bald einem Jahrzehnt.

Was die Software genau macht

Als BMW auf Crosscan zukam und nach einer Lösung suchte, um in den eigenen Lagerhallen die Prozesse zu digitalisieren, damit sich die Abläufe besser analysieren lassen, wittert Lehmann ein neues Geschäftsfeld und holt Schütt ins Boot. Beide haben sich daraufhin aus dem operativen Geschäft ihrer Unternehmen zurückgezogen. Die Ausgründung erfolgte aus Crosscan, die Assets gingen an die neue Firma über. Im November 2021 gründen sie gemeinsam in Witten die Ekko GmbH und bootstrappen zu Beginn. Ihr Vorteil: Gleich von Beginn an ist der bayrische Autohersteller mit sieben Werken Kunde.

Anfang Februar dieses Jahres stiegen der Kölner Investor DvH Ventures, der Technologiefonds OWL und weitere Business Angels ein und investierten zwei Millionen Euro. Ende 2022 wollen die Unternehmer die nächste Runde angehen. Aber was genau machen die beiden Gründer aus dem Ruhrgebiet, was vielen in der Industrie bisher nicht gelungen ist?

Das Herzstück von Ekko ist eine Plattform, die Systeme wie SAP, Maschinen oder auch einfache Excel-Listen anbindet. „In Ekko wird die Logik generiert, wo welche Information zu welchem Zeitpunkt gebraucht wird. Beispielsweise eine Regelbeschriftung für Monteure, die an ein elektronisches Display ausgespielt wird“, sagt Lehmann zu Gründerszene.

Auf BMW sollen weitere Kunden aus der Industrie folgen

Ekko funktioniert nach Angaben des Unternehmens bei allen gängigen Displays oder als Website auf einem Tablet. Auch andere Autohersteller sind potenzielle Kunden. Damit peilen die Macher schon in diesem Jahr einen siebenstelligen Umsatz an. Geld verdienen sie mit einem typischen SaaS-Lizenzmodell. Also der Kunde zahlt abhängig von den angesteuerten Displays, Use Cases und abhängig von der Anzahl der User, die mit dem Portal arbeiten.

„Allein im Logistik-Bereich sind zwanzig weitere Anwendungsfälle denkbar. Wir haben Kundenanfragen, die mit unterschiedlichsten Anforderungen auf uns zukommen“, ergänzt Mitgründer Schütt. Hier gehe es beispielsweise darum, Informationen von vielen Maschinen und Systemen zu bündeln, damit die Mitarbeiter direkt alle Informationen im Blick haben.

Das derzeit zehn Mitarbeiter große Team soll weiter ausgebaut werden, heißt es. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut und unter anderem mit der RWTH Aachen sollen weitere Use-Cases für die Industrie simuliert und geplant werden.