„Einsamer Typ“ gab der Welt seine Nummer – und bekam 70.000 Anrufe

Statt der Nummer gegen Kummer wählte der Amerikaner Jeff Ragsdale eine andere Methode, um mit der Trennung von seiner Freundin zurechtzukommen. Nach dem Beziehungs-Aus fühlte sich der 40-Jährige so einsam, dass er zahlreiche Flyer in New York aushängte, mit denen er seine Mitmenschen dazu aufrief, sich bei ihm zu melden. Die Reaktion war überwältigend: Mittlerweile gingen bei ihm mehr als 70.000 Anrufe ein.

„Wenn irgendjemand über irgendetwas sprechen möchte, ruft mich an (347) 469-3173“. Das war alles, was auf den Flyern zu lesen war, die Jeff Ragsdale im vergangenen Herbst in ganz New York plakatierte. Unterzeichnet waren sie mit "Jeff, one lonely Guy“ (Jeff, ein einsamer Typ).

Der 40-Jährige hatte damals wahrlich ein großes Redebedürfnis: Er litt an schwerem Liebeskummer, nachdem seine Freundin ihn sitzengelassen hatte. „Ich stand isoliert da, war einsam. Unglaublich, aber wahr: In New York kann es schwierig sein, Menschen kennenzulernen“, so Ragsdale gegenüber „BBC“.

Doch der Comedian und Schauspieler wollte sich nicht in den eigenen vier Wänden verkriechen und im Selbstmitleid versinken. Er wollte reden, sich austauschen – und war damit nicht allein. Zahlreiche Mitmenschen fühlten sich durch seine Handzettel angesprochen: „Sofort riefen New Yorker in überwältigender Zahl an. Dann machte die Geschichte viral die Runde und Menschen aus der ganzen Welt riefen an“, so Ragsdale laut der britischen Tageszeitung „Daily Mail“.

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Aus den anfänglichen 100 Anrufen und SMS wurden mit der Zeit mehr als 70.000. Selbst acht Monate nach seiner Plakataktion reißen die Reaktionen nicht ab. Sogar Zuhälter und Häftlinge meldeten sich bei Ragsdale. Von Kummerkastentante bis hin zum Sexratgeber – für seine Anrufer erfüllte Ragsdale verschiedenste Funktionen. Aber auch er selbst bekam von seinen Gesprächspartnern Tipps, Aufmunterung und Anteilnahme. Und nicht nur das: „Ich habe wahrscheinlich 20 Leute kennengelernt, mit denen ich heute regelmäßig spreche“, so der Mann gegenüber „BBC“. Bei einigen Menschen sei eben sofort eine Verbindung da. Am meisten möge er es, wenn eine Person völlig offen sei und „wir uns helfen, indem wir uns abreagieren und gegenseitig zuhören.“

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Unter den zigtausenden Anrufen habe er einen ganz besonderen Lieblingsanruf – von einer behinderten Mutter in den USA: „In 45 Minuten hat sie ein komplettes Menschenleben an Weisheit weitergegeben. Sie hat mir beigebracht, dass ich niemals glücklich sein werde, wenn ich mich nicht selbst liebe.“ Das sei für Ragsdale, der nach der Trennung von seiner Freundin angeblich sogar an Selbstmord dachte, bahnbrechend gewesen. „Glück, sagte sie, müsse von innen kommen.“

Die zahlreichen Gespräche, Text- und Sprachmitteillungen fasste Ragsdale gemeinsam mit zwei Bekannten zu einem Buch zusammen. Er wurde im März auf Englisch unter dem Titel „Jeff, One Lonely Guy“ veröffentlicht.