Unterlassene Hilfeleistung: Frau stirbt in Umkleidekabine von Fitnessstudio

Das Training am frühen Morgen wurde einer US-Amerikanerin zum Verhängnis: Die 22-jährige Emily Hamlin brach in der Umkleidekabine ihres Fitnessstudios in Long Island zusammen. Eine Frau informierte umgehend das Personal. Doch der Mitarbeiter weigerte sich, den für Damen reservierten Bereich des Studios zu betreten. Hamlin starb noch vor Ort. Nun streiten sich ihre Eltern mit dem Fitnessstudio-Betreiber.

Stephanie Dick befand sich zum gleichen Zeitpunkt wie die verstorbene Emily Hamlin im "Planet Fitness"-Studio in New York. Sie habe einen dumpfen Aufprall aus dem Umkleideraum der 22-Jährigen gehört, erzählte sie der "New York Post". "Ich sah den Arm einer Frau auf dem Boden", erinnerte sie sich an den Vorfall im Februar 2012. Sofort eilte die Frau zur Rezeption, um das Personal um Hilfe zu bitten. Doch der Mitarbeiter Sean Higgins rührte sich nicht vom Fleck. "Er sagte, er wüsste nicht, was er tun sollte. Es sei ihm verboten, in den Umkleideraum für Damen zu gehen", gab Dick in einer eidesstattlichen Erklärung zu Protokoll. Er arbeite gerade allein, eine Kollegin würde aber bald kommen. So verstrichen wertvolle Minuten. Zeit, die Hamlin nicht hatte: Die junge Frau starb.

Für ihre Familie ist das Zögern des Studiomitarbeiters unfassbar. "Ich möchte wissen, warum ihr niemand half", erklärte die Mutter der Verstorbenen, Jeanine Hamlin, laut "New York Post". Anscheinend wurde noch nicht einmal sofort ein Notarzt verständigt, erst nach wiederholtem Drängen rief Sean Higgins in der Zentrale an.

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Hamlins Familie reichte eine Klage gegen das Fitnessstudio und Sean Higgins ein. Auf den Überwachungsvideos ist offenbar zu sehen, wie Hamlin kurz nach fünf Uhr am Morgen die Umkleidekabine betrat. Neun Minuten später ist Stephanie Dick an der Rezeption des Fitnessstudios zu sehen, wie sie Higgins um Hilfe anfleht. Dann rennt sie zurück in die Damenumkleide und pocht gegen die Tür der Kabine, in der sich Hamlin befindet. Während dieser Zeit traf auch die von Higgins erwähnte Kollegin vor Ort ein. Sie habe "sofort" den Puls des Opfers überprüft, so ein Anwalt der Verteidigung. Wiederbelebungsmaßnahmen habe sie nicht vorgenommen, obwohl sie diese hätte ausführen können, heißt es. Um 5 Uhr 28 traf die Polizei ein, 35 Minuten später wurde Hamlin für tot erklärt.

Per Gesetz muss in jedem Fitnessstudio mit mehr als 500 Mitgliedern ein automatischer Defibrillator vorhanden sein. Das medizinische Gerät wird zu Reanimationsmaßnahmen bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Mindestens ein Mitarbeiter muss mit der Nutzung vertraut sein. Das ist in Hamlins Studio allerdings offenbar nicht der Fall gewesen. Die Besitzer des Fitnessstudios weisen jede Mitschuld am Tod Hamlins von sich. "Die Sicherheit unserer Mitglieder ist für uns von höchster Bedeutung", zitiert die "New York Post" aus einem Brief. Den Vorfall könne man jedoch nicht weiter kommentieren.

"Kein Geld der Welt bringt mir meine Tochter zurück", sagt Hamlins Mutter. Um ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden, müsse das Unternehmen jedoch seine Richtlinien ändern, sagt sie.

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