42 Jahre nach Diebstahl: Mann findet Traum-Auto auf Ebay wieder

Es ist die Geschichte einer großen Liebe - zu einem Auto. Vor mehr als vier Jahrzehnten stahl jemand den ganzen Stolz des Texaners Bob Russell: seinen prachtvollen Austin-Healey. Längst hatte die Polizei die Suche nach dem Traum-Auto aufgegeben -  aber Russell stellte die Nachforschungen zum Verbleib seines Austin-Healeys nie ein. Seine Ausdauer wurde jetzt belohnt. Nach 42 Jahren fand der Mann auf Ebay seinen gestohlenen Wagen wieder.

Alles begann im Jahr 1970 in Philadelphia: Der damals 24-jährige Bob Russell hatte dort gerade die Nacht mit einem tollen Mädchen verbracht. Als der Student jedoch am Morgen nach dem Date zurück nach Hause kam, war seine andere große Liebe verschwunden: Sein heißgeliebtes cremefarbenes Austin-Healey-Cabriolet, Baujahr 1967: gestohlen.

Das Mädchen aus jener Nacht heiratete Russell -  Cynthia ist bis heute seine Ehefrau. Doch die Lücke, die der offenbar gestohlene Wagen bei dem Autoliebhaber hinterließ, konnte auch sie nicht ganz schließen. Nachdem die Polizei das Auto längst für verloren erklärt hatte, stellte Bob immer wieder Nachforschungen an, um herauszufinden, wo sein Wagen gelandet sein könnte. Jahrzehntelang. "Es wurde immer unwahrscheinlicher, dass er überhaupt noch existierte", sagte Russell gegenüber Associated Press. "Er hätte längst verschrottet sein können." Doch Russell gab nicht auf: Er hielt auf Straßen Ausschau und durchforstete das Internet. Bis er - nach 42 Jahren - fündig wurde.

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Bob Russell traute seinen Augen kaum, als er im Mai dieses Jahres auf  Ebay ging - und dort einen Austin Healey entdeckte. Es gab keinen Zweifel: Es war der Austin-Healey. Russells Auto, das er als junger Mann so sehr geliebt hatte. Die Fahrzeug-Identifikationsnummer und die Fahrgestellnummer waren angegeben - und stimmen mit denen seines Autos überein. Der „Beverly Hills Car Club“ bot den Oldtimer für 19.700 Dollar, rund 16.000 Euro, zum Verkauf an. Laut der Nachrichtenagentur AP griff Russell sofort zum Telefonhörer und rief den kalifornischen Autohändler an: „Ich möchte nicht taktlos erscheinen, aber Sie verkaufen da einen gestohlenen Wagen!“

Der Mann am anderen Ende der Leitung wehrte sich gegen diesen Vorwurf: Das Fahrzeug sei seit 1970 im Besitz der Familie gewesen, der er es abgekauft habe. „Nun ja, das Auto wurde 1970 gestohlen, also ziehen Sie Ihre Schlüsse“, habe der 66-Jährige daraufhin geantwortet, „entweder die Leute haben es selbst gestohlen oder dem Dieb abgekauft.“ Doch so einfach sollte er sein Auto nicht zurückbekommen: Der Händler bot ihm stattdessen an, ihm den Wagen für rund 20.000 Euro abzukaufen.

Russell entschied sich, die Behörden in den Fall einzuschalten - der Beginn eines bürokratischen Höllentrips: Der Polizei von Los Angeles waren die Hände gebunden, da ihr keine aktuelle Anzeige über den Diebstahl vorlag. Russell, der inzwischen in Dallas wohnt, wandte sich daraufhin an die Polizei von Philadelphia - wo der Diebstahl begangen wurde -  und zum Glück konnte eine Mitarbeiterin ihm helfen. Sie kramte die alte Diebstahlanzeige hervor, die damals noch über Funkschreiber erstellt wurde. Doch damit nicht genug: Um weitere Schritte einleiten zu können, hätte der Fall im System des FBI als „aktiv“ klassifiziert sein müssen. Das war er aber seit 35 Jahren nicht mehr. Ihn neu aufzunehmen, hätte  die Statistik aktueller Kriminalfälle durcheinander gebracht - und das wollten die Beamten nicht dulden. Wie der amerikanische Sender „ABC“ berichtet, hatte schließlich der Polizeibeamte Fred McQuiggan die rettende Idee, eine ganz neue Kategorie in das System aufzunehmen: wieder eingetroffene gestohlene Fahrzeuge. So müsste nichts an der aktuellen Straftatenstatistik geändert werden.

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Nachdem der Bericht eingereicht wurde, konnte das L.A. Police Department den Wagen beschlagnahmen und am 18. Juni endlich seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben.  Der Austin-Healey 3000, Baujahr 1967, ist natürlich nicht mehr ganz taufrisch – die Bremsen schwächeln, das Interieur muss restauriert und auch der Lack sowie das Verdeck müssen erneuert werden. Doch einmal auf Vordermann gebracht wird der Oldtimer um die 50.000 Dollar (etwa 41.000 Euro) wert sein, schätzt Bob Russell gegenüber „NY Daily News“. Zwar musste er eine Bearbeitungsgebühr von knapp 500 Euro berappen, um den Wagen von der Polizei zurück zu erhalten, doch empfindet Russell dies nur als kleinen Wermutstropfen: „Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Auto noch heil sein könnte – und dass ich es finden würde! -  ging gegen Null“, zitiert „ABC News“. „Fünfzig Zufälle waren nötig, um dies zu ermöglichen. Ich hätte Lotto-Tickets kaufen sollen.“


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