Ein Piekser für die Gesundheit: Welche Impfungen sinnvoll sind

Kleiner Pieks, große Wirkung: Impfen kann Leben retten. (Bild: Thinkstock)
Kleiner Pieks, große Wirkung: Impfen kann Leben retten. (Bild: Thinkstock)

Sie rotteten Millionen von Menschen aus und waren eine der tödlichsten Krankheiten überhaupt. Seit es die Impfung gegen Masern gibt, ist die Angst vor der vermeintlichen Kinderkrankheit verschwunden. Derzeit breitet die sich aber wieder aus. Alleine in diesem Jahr erkrankten mehr als 1.000 Menschen, vor allem in Bayern. Das Problem: Mit der verschwundenen Furcht vor den Masern wich offenbar auch das Impfbewusstsein. Yahoo! klärt auf, wer sich wann gegen welche Seuchen impfen lassen sollte, um nicht von einer gefährlichen Krankheit überrascht zu werden.

Ob ein Piekser mit der Spritze oder ein paar Tröpfchen auf einem Stück Zucker, Impfungen können Leben retten. Gegen welche Krankheiten ein Schutz sinnvoll ist, legt die Ständige Impfkommission (STIKO) fest. Die Bundeskommission beschäftigt sich zwei Mal im Jahr mit Schutzimpfungen und Infektionskrankheiten und aktualisiert aufgrund der neuesten Forschungen die Impftipps. „Alle empfohlenen Impfungen sollten die Menschen unbedingt haben“, sagt Fred Zepp, Kommissionsmitglied und Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Mainz.

Impfungen für Kleinkinder

Schon ab dem zweiten Monat sollten Babys gegen Tetanus, Diphtherie, Hepatitis B, Pneumokokken, Keuchhusten, Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b (schwere bakterielle Infektion der oberen Atemwege) geimpft werden. Innerhalb des ersten Lebensjahres gibt es vier Grundimmunisierungen, die jedoch bis zum 23. Monat nachgeholt werden können. Tetanus, Diphterie, Haemophilus influenzae Typ b und Keuchhusten können bis zum vierten Lebensjahr, Hepatitis B, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sogar bis zum 17. Jahr nachgeholt werden. In den neuesten Impfempfehlungen der STIKO, die kommende Woche veröffentlicht werden, ist zusätzlich die Rotavirus-Schluckimpfung enthalten. Sie kann ab der sechsten Woche gegeben werden und sollte bis zur 24. Woche beendet sein.

Impfungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Tetanus, Keuchhusten und Diphtherie müssen ab dem Alter von fünf Jahren aufgefrischt werden. Ab der Volljährigkeit sollten Erwachsene deswegen alle zehn Jahre zum Arzt. Polio muss ab neun Jahren aufgefrischt werden, Masern noch einmal mit 18. Frauen zwischen zwölf und 17 sollten sich gegen das Humane Papillomvirus (HPV), eine Art von Gebärmutterhalskrebs, impfen lassen. Die Kritik, dass die Impfung nicht alle Arten des Gebärmutterhalskrebses beinhalte, weist Zepp als übertrieben zurück. „Die in den zugelassenen Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen 16 und 18 sind für etwa 70% aller Gebärmutterhalstumoren verantwortlich“, so der Fachmann. Bald werde es Impfstoffe geben, die auch noch andere Arten beinhalten würden. Derzeit sterben jedes Jahr etwa 2.000 bis 3.000 Frauen an Gebärmutterkrebs, so Zepp.

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Erst ab 60 Jahren sollten sich Erwachsene gegen Grippe (Influenza) und Pneumokokken schützen lassen. „Bis etwa zum 60. Lebensjahr ist das Immunsystem und besonders das für den Impfschutz wichtige Immungedächtnis relativ robust, in den folgenden Lebensjahren allerdings lässt die Qualität des Impfschutzes (ohne erneute Auffrischimpfung) langsam nach“, sagt Fred Zepp. Für Säuglinge, Personen mit schwachem Immunsystem und Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder häufig in Kontakt mit Kranken kommen, kann die Grippeimpfung auch sonst sinnvoll sein. Während die Influenza jeden Herbst einen Pieks verlangt, reicht bei den Pneumokokken eine Impfung.

Nach Bedarf: Tollwut, Cholera & Co.

Neben den grundsätzlichen Empfehlungen gibt es Krankheiten, gegen die man sich nur in manchen Situationen schützen sollte wie zum Beispiel vor Reisen in bestimmte Regionen Afrikas oder Asiens. Dazu zählen Seuchen wie Cholera, Gelbfieber, Hepatitis A, Tuberkulose und Tollwut. Impfinformationen stehen auf den Webseiten des Auswärtigen Amtes. Die STIKO empfiehlt zwischen April bis November für Baden-Württemberg, Bayern, bestimmte Landkreise in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die von Zecken übertragene Krankheit kann zu einer Entzündung von Hirn und Hirnhaut führen und ist nicht behandelbar.

Nebenwirkungen der Impfungen

Und die Nebenwirkungen? Mittlerweile seien die Impfstoffe soweit, dass es kaum noch ernste Folgen gebe, sagen die Fachleute. Selbst bei Mumps, Masern und Röteln, wo mit Lebendimpfstoffen behandelt wird, könne es höchstens zu einer Erhöhung der Körpertemperatur, zu Schwellungen, Rötungen und Entzündungen an der Einstichstelle kommen, sagt Zepp. „Schwere Nebenwirkungen sind extrem selten“, erklärt der Mediziner. „Jeder Impfstoff ist viel, viel weniger gefährlich als die Krankheit, vor der er die Menschen schützt.“

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Problematisch wird es, wenn ein Mensch gegen Bestandteile des Impfstoffs allergisch ist. „In diesem Fall ist es aber die spezifische Situation des Impflings und weniger der Impfstoff selbst. So etwas könnte letztlich auch einem Nuß-Allergiker passieren, wenn er ein Stück Haselnuss Schokolade isst und wir würden dann trotzdem nicht die Schokolade als grundsätzlich gefährlich einstufen“, sagt Zepp. Wenn das Impfen vernachlässigt wird, droht die Ausbreitung von besiegt geglaubten Seuchen, wie es grade mit den Masern der Fall ist. Die seien großteils weggeimpft worden und deshalb aus dem Bewusstsein vieler verschwunden. Doch wenn man dann nicht mehr impfe, so Zepp, kehrten die Krankheiten sofort zurück.

Die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO finden Sie auf www.rki.de unter „Kommissionen“ und „Empfehlungen der STIKO“.