Es geht um die Kinder, nicht um Edathy

Sebastian Edathy beim Prozess. (Foto: Carmen Jaspersen)
Sebastian Edathy beim Prozess. (Foto: Carmen Jaspersen)

Jugendfeuerwehrverband nimmt Edathys Geldauflage nach Absage des Kinderschutzbundes an. Gut so.

Kommentar von Wiebke Ramm

Im Irrsinn dieser Zeit ist die Nachricht, vom Landgericht Verden als Empfänger der 5000 Euro von Sebastian Edathy ausgewählt worden zu sein, ein PR-Dilemma. In dieses Dilemma hat das Gericht nun den Niedersächsischen Jugendfeuerwehrverband gestürzt. Der Verband hat sich trotzdem entschieden, das Geld anzunehmen. Eine gute Entscheidung.

Dass der Landesverband der Jugendfeuerwehren und Kinderfeuerwehren diese Nachricht auf seiner Homepage überaus kryptisch bekannt gibt und ohne den Namen Edathy auch nur zu erwähnen, ist sicher kein Zufall. Es zeugt von der Angst, sich dem Hass vieler Menschen auszusetzen.

Gerade in der Anonymität des Internets schrecken viele nicht davor zurück, Edathy das Schlimmste an den Hals zu wünschen und sich widersinnigerweise im gleichen Atemzug als Verfechter des Rechtsstaates zu sehen. Das ist so irrsinnig, als würde man als Gegner der Todesstrafe alle Befürworter an den Galgen wünschen.

Kinderschutzbund bekommt 65.000 Euro an Spenden

Der Kinderschutzbund hatte das Geld aus dem Kinderpornoverfahren zuvor abgelehnt und nach eigenen Angaben in der Folge gut 65.000 Euro an Spenden bekommen. Das Verhalten des Kinderschutzbundes aber ist – mit Verlaub – verlogen. Der Verband hat in der Vergangenheit viele Hunderttausend Euro von Gerichten erhalten, darunter mit Sicherheit auch Geld aus Kinderporno- und Missbrauchsverfahren. Das weiß der Verband, weil die Gerichte die Quelle der verteilten Gelder jedem Empfänger mitteilen.

Mit Sicherheit waren unter den anderen Angeklagten, dessen Geld der Bund angenommen hat, auch solche, denen noch schlimmere Straftaten vorgeworfen wurden, die ebenfalls keine Reue zeigten und die sich auch keiner Schuld bewusst sind. Stank ihr Geld weniger, weil sie nicht in der Öffentlichkeit standen? Durchforstet der Kinderschutzbund nun seine Bilanzen, um das Verhalten ihrer anderen Geldgeber zu bewerten? Natürlich tut er das nicht.

Es geht um die Kinder

Der Jugendfeuerwehrverband ist da konsequenter. Auch er erhält seit Jahren Zuweisungen aus Geldauflagen. „Dabei vertrauen wir selbstverständlich auf die Rechtsstaatlichkeit der gerichtlichen Entscheidungen“, sagt der Verband. Und weiter: „Wir sind uns der Verantwortung bewusst, mit den Zuweisungen aus Geldauflagen ganz im Sinne einer guten Weiterentwicklung unserer Angebote für Kinder und Jugendliche umzugehen.“ Er setzt das Geld nach eigenen Angaben vor allem für Präventionsmaßnahmen ein, um insbesondere Betreuer für das Thema Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung zu sensibilisieren. Der Verband nennt als Beispiel die „Notfall-Card“, in der Handlungsschritte und Anlaufstellen im Verdachtsfall eines Kindesmissbrauchs genannt werden. Das Geld, das Edathy für die Einstellung seines Kinderpornoverfahrens zahlen muss, soll in diese Präventionsarbeit fließen.

Es wäre dem Verband zu wünschen, dass er, der Kinderschutzbund und alle anderen Organisationen, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen, von engagierten Menschen nun noch viel mehr Spenden bekommen. Denn es sollte in der Aufregung um Edathy endlich um die Kinder gehen.

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