“Wulff’ mich bloß nicht zu!”

Wurden Sie heute schon gewulfft? Oder haben Sie am Ende gar geguttenbergt? Sollten Ihnen diese Begriffe noch nichts sagen, haben Sie Nachholbedarf: Denn das Erfinden neuer Verben anhand von Politikernamen liegt voll im Trend und treibt im Internet immer lustigere Blüten. Yahoo! Nachrichten prophezeit, welche Wortschöpfungen noch auf uns zukommen — und zwar ohne langes Herummerkeln.

Hat es sich bald ausgewulfft? Ein Demonstrant mit Maske (AFP)
Hat es sich bald ausgewulfft? Ein Demonstrant mit Maske (AFP)

Das neue Trendwort hat zwei Silben, einen amüsanten Klang und vermutlich keine schlechten Chancen bei der Wahl zum Wort des Jahres 2012: „Wulffen". Längst kursiert die Wortschöpfung nicht mehr nur im Internet, sondern ist auch regelmäßig im Fernsehen zu hören - etwa wenn sich Xavier Naidoo beklagt, wegen seiner Entscheidungen als Juror von „The Voice of Germany" gewulfft zu werden.

Nach gängiger Meinung im Netz bedeutet „wulffen": jemandem die Mailbox oder den Anrufbeantworter vollquatschen — in Anspielung auf den umstrittenen Anruf von Bundespräsident Wulff bei der Bild-Zeitung. Die Website sprachnudel.de, die neue Sprachtrends sammelt, konjugiert das Verb sorgfältig durch - auch im Imperfekt (…,wir wulfften, ihr wulfftet, sie wulfften,…) - und bietet praktische Satzbeispiele: „Ruf mich an, aber wulff mich nicht zu."

Die Idee, Politiker zum Paten von Wortneuschöpfungen zu machen, ist freilich nicht neu. Vor allem peinliche Verfehlungen von Staatsmännern inspirieren schadenfrohe Sprachfans immer wieder dazu. So hat es der Begriff „guttenbergen" (für: abschreiben) heuer auf Platz sieben bei der Wahl zum Wort des Jahres 2011 geschafft. Und auch die Kanzlerin ist nicht vor linguistischen Attacken gefeit: Die Wörter „merkeln", „anmerkeln" und „rummerkeln" liest man auf Facebook oder Twitter immer wieder, gerne mit der Bedeutung: vage bleiben, Phrasen dreschen, sich nicht festlegen.

Lesen Sie auch: Wörter des Jahres: "Stresstest" auf Platz eins

Wer zu viel guttenbergt, fliegt. (AFP)
Wer zu viel guttenbergt, fliegt. (AFP)

Der spöttischen Eloquenz sind jedoch im Netz keine Grenzen gesetzt: So postete neulich ein Twitter-User die hübsche Tirade: „ Kevin hat meine Hausaufgaben geguttenbergt. Habe ihm sowas von auf die Mailbox gewulfft! Soll merkeln, dass wir keine Brüderle sind."

Für die betroffenen Politiker birgt der Netzspaß freilich eine durchaus ernstzunehmende Gefahr: Wenn sich die Spottverben tatsächlich zu geflügelten Worten entwickeln, halten sie auch die Erinnerung wach an den Skandal oder den Makel, der zu der Wortschöpfung inspirierte. Sprich: Je beliebter das Wort „wulffen" wird, desto schwerer wird es für den Bundespräsidenten, Gras über seine Affäre wachsen zu lassen.

Wer muss sich als Nächstes fürchten vor den Sprachspöttern? Grassiert am Ende schon die Angst vor neuen Verben auf den Korridoren im Bundestag? Gut möglich jedenfalls, dass wir Sätze wie die folgenden in Zukunft noch öfter hören werden:

„O Mann, mein Chef hat bei seiner letzten Rede mal wieder nur rumgestoibert." (= gestammelt)

„Der Typ hat keine Ecken und Kanten, er röslert mich die ganze Zeit nur an." (= schleimen, säuseln)

"Hör auf mit dem ewigen Steinbrücken!" (= immer alles besser wissen)

Es muss allerdings nicht zwangsläufig schlecht sein für Politiker, wenn aus ihren Namen neue Verben entstehen. Auch eine besondere Leistung kann damit auf ewig in unserem Wortschatz verankert werden. Wer weiß, vielleicht geht ja Merkels finanzpolitische Strategie auf und sie rettet den Euro! Nicht ausgeschlossen, dass wir dann in ein paar Jahren eine neue, höchst anerkennende Redewendung benutzen werden: „Das hat sie geschickt eingemerkelt."

Was meinen Sie: Wird der Begriff „wulffen" dauerhaft in unseren Wortschatz eingehen? Welche neuen Politiker-Verben würden Sie vorschlagen? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!