Besser gruseln: Neue Technik erkennt Absichten der Zocker

Das Spiel erkennt den Blick des Zockers, hier mit einem roten Punkt symbolisiert, und reagiert darauf. (Bild: SensoMotoric Instruments)
Das Spiel erkennt den Blick des Zockers, hier mit einem roten Punkt symbolisiert, und reagiert darauf. (Bild: SensoMotoric Instruments)

Eine Flucht ist zwecklos. Das Monster weiß genau, was man vorhat und verstellt den Weg. Die Spielfigur kann den Zocker nämlich „sehen und sogar seine Gefühle erkennen“. Forscher der Universität Regensburg haben eine Erfindung gemacht, die die Spielebranche revolutionieren könnte. Sie haben mit „Sophia“ ein Computerspiel entwickelt, das die Emotionen der Spieler erfasst, dementsprechend reagiert und das Spiel verändert.

Die Bewegungen der Spieler erfassen ist nichts Neues mehr bei Computergames. Sowohl Microsoft, Sony als auch Nintendo haben Systeme entwickelt, die - mal besser, mal schlechter, erkennen - ob der Zocker mit dem rechten Bein den virtuellen Fußball tritt oder mit der linken Hand eine Granate wirft. Die Regensburger Wissenschaftler gehen nun einen Schritt weiter: Sie wollen Emotionen und kognitive Leistungen des Spielers erfassen. In einem Experiment hatte das Entwicklerteam um Martin Dechant, Markus Heckner und Christian Wolff vom Lehrstuhl für Medieninformatik zuvor untersucht, wie sich der Blick eines Spielers ändert, wenn er im Game bedroht wird. Daraufhin entwickelten sie einen sogenannten „Eye Tracker“. Der scannt während des Spiels die Blicke des Spielers in Echtzeit. Die Blickdaten sollen im Game verschiedene Ereignisse auslösen – zum Beispiel den Fluchtweg von einem Monster versperren lassen.

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Die neue Technik findet sich zum ersten Mal im Horrorspiel „Sophia“ wieder. Nach Ansicht der Wissenschaftler eignet sich das „Eye Tracking“ besonders gut für das Genre der Survival Horror Games. In diesen muss der Spieler Angriffe von Horrorfiguren abwehren, dabei Rätsel lösen und in einer komplexen Umwelt von Effekten bestehen. Dank „Eye Tracking“ sollen sich Zocker künftig noch besser gruseln.

Der EyeTracker. (Bild: SensoMotoric Instruments)
Der EyeTracker. (Bild: SensoMotoric Instruments)

Die Blickdaten finden laut den Wissenschaftlern auf verschiedenen Ebenen Anwendung. „So wird beispielsweise das Sichtfeld des Nutzers an bestimmten Stellen eingeschränkt oder durch optische Täuschungen verzerrt, die sich genau am Blick des Spielers ausrichten. Zudem reagieren Objekte in der Spiele-Landschaft darauf, wenn der Spieler dieses Objekt lange genug mit den Augen fixiert“, erklären die Forscher. „Außerdem ermöglichen die Blickdaten eine genauere Koordinierung von Ereignissen in der Spielwelt: Wo zuvor nur eine bestimmte Position der Spielfigur Ereignisse hervorgerufen hat, werden nun auch durch die Blickdaten unvorhergesehene Ereignisse ausgelöst.“ Auch das Schließen der Augen werde genutzt, um den Spielablauf zu beeinflussen.

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Ist die neue Technik bald fester Bestandteil in Zockernächten? Die Preise für Geräte für Blickverfolgung jedenfalls sinken. Kosteten sie bis vor kurzem noch mehr als 20.000 Euro, entsteht derzeit eine günstigere Gerätegeneration. Zocker können den Prototyp des „Eye Trackers“ Anfang September auf der Messe „Mensch und Computer“ in Bremen testen, wie Dechant gegenüber Yahoo! mitteilte. Der Regensburger Medieninformatiker Wolff sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass die gewonnen Erkenntnisse gemeinsam mit einem Spielehersteller auch für andere Games genutzt werden könnten. Das einfache Hereinlegen von Gegnern könnte dann vorbei sein.