Das vernetzte Auto: Internetdienste und Multimediazentralen

Schlaue Autos. Touchscreens und Internetdienste sollen das Autofahren leichter machen. (Bild: dpa)
Schlaue Autos. Touchscreens und Internetdienste sollen das Autofahren leichter machen. (Bild: dpa)

Aktuelle Verkehrsdaten, freie Parkplätze, Musik, Emails und der Aufenthaltsort der Freunde – moderne Autos werden zu fahrenden Multimediazentralen. Auf der Automobilmesse IAA in Frankfurt ließ die Industrie keinen Zweifel daran, dass die Internetdienste möglichst bald die Fahrzeuge erobern sollen. Yahoo gibt einen Überblick über die aktuellen Technologien.

Vorbei sollen die Zeiten sein, als die Karten im Navigationssystem viele Monate alt waren, man mühsam Parkplätze suchen und immer dieselben vier CDs im Auto hören musste. Die Autos werden dank Internetverbindung vernetzt und immerfort mit aktuellen Daten aus der Cloud, also der Datenwolke im Internet, versorgt. Diese Kommunikation mit der Umwelt ermöglicht stets aktuelles Kartenmaterial im Navigationssystem, die Vorhersage von Staus, freien Parkplätzen, dem Wetter, sogar Pollenflug und dem Aufenthalt der Freunde. Mal schnell Facebook oder die Emails checken? Die Lieblingsmusik über Streaming-Dienste wie Spotify hören? Ebenfalls kein Problem. Bedient werden diese Multimediazentralen meist über große Touchscreens.

Nokia macht das Auto zur fahrenden Multimediazentrale

Der finnische Handy-Hersteller Nokia, gerade von Microsoft aufgekauft, hat auf der IAA seine Infotainment-Plattform „Here Auto“ vorgestellt. Die besteht aus drei Bausteinen: Das Navigationssystem bietet aktuelles Kartenmaterial und für die Autohersteller die Möglichkeit, das System mit eigenen Apps zu erweitern. Die „Here Auto Cloud“ liefert dynamische Verkehrsinformationen wie Staus, freie Parkplätze und Spritpreise. Über den „Here Auto Companion“ können im Internet Routen vorgeplant werden. Weil eine App Internet, Smartphone und Auto verbindet und die Daten in der Cloud speichert, weiß das Auto schon beim Einsteigen, wohin die Fahrt gehen soll. Durch die Einbindung des Bewertungsportals Foursquare soll man zudem sehen können, wo sich Freunde und Bekannte befinden – und schnell mal auf einen Überraschungsbesuch vorbeifahren.

Auch der bayerische Autobauer vernetzt seine Modelle. Die Ausstattung namens „ConnectedDrive“ beinhaltet Apps für Unterhaltung, Navigation und Kommunikation sowie solche, die den Fahrer unterstützen. Bedient wird das System über ein Display in der Fahrzeugmitte. Die Apps wie Musikdienste und soziale Netzwerke werden über den BMW-eigenen Onlinestore bezogen. Die Daten werden über eine eingebaute SIM-Karte kostenpflichtig aus dem Internet abgerufen. Zum Jahresende plant BMW einen Parkassistenten, der das Fahrzeug automatisch einparkt sowie einen Fahr- und einen Stauassistenten.

Cloud regelt Hybrid-Antrieb

Die Amerikaner von Ford bauen bereits das gemeinsam mit Microsoft entwickelte System „Sync“ in die Autos. Per Sprachsteuerung kann man so Anrufe tätigen und Textnachrichten vorgelesen bekommen, ohne die Hände vom Steuer zu nehmen. Über „Sync“ lässt sich auch Musik abspielen. Für den Ford „Evos“ ist der Einbau von Touchscreens geplant, die ihre Infos aus der Cloud bekommen, ähnlich wie bei Nokia. Sogar den Hybrid-Antrieb soll das System regeln. Weil es die Route kennt und weiß, wo Umweltzonen liegen, kann es die Fahrweise und Effizienz entsprechend anpassen. Einige der Neuheiten will Ford schon in den kommenden Serienmodellen verbauen.

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Computerriese IBM und Automobilzulieferer Continental haben auf der IAA eine Kooperation verkündet. Sie wollen eine Lösung entwickeln, mit der jeder Fahrzeughersteller seine Autos vollständig über eine Cloud-Plattform vernetzen kann. Die Hersteller könnten dann verschiedene Anwendungen und Dienste anbieten und Software-Updates und neue Funktionen über das Internet in die Fahrzeuge schicken.

Kenwood will mit dem Navitainer DNN9230DAB technikbegeisterte Autofahrer locken. Das Gerät, das aussieht wie ein großes Tablet, kann per Wlan über ein Smartphone oder einen mobilen Hotspot mit dem Internet verbunden werden. Das Navigationssystem merkt sich die Routendaten und informiert über Staus, Wetter, Benzinpreise und Blitzer. Innerhalb des Autos können per DLNA Media-Inhalte wie Filme und Musik ausgetauscht werden. Per Browser geht es zu Facebook, Twitter, Youtube, RSS-Feeds und dem kürzlich von Panasonic aufgekauften Musikdienst Aupeo. Der arbeitet bereits mit Herstellern wie BMW, Mini, Mercedes, Philips, Toshiba und anderen zusammen und verspricht, die Musik künftig sogar in Tunneln und in der Wüste verfügbar zu machen.

Apple: Multimedia-Touchscreen und Sprachbefehle

Auch iPhone-Hersteller Apple will am Geschäft mit den vernetzten Autos mitverdienen und hat vor kurzem ein Patent eingereicht. Demnach könnte man mit einem Touchscreen von der Navigation über die Musik bis hin zur Heizung alles Mögliche steuern. Das Besondere: Damit das Display auch ohne hinzugucken bedient werden kann, soll es erhöhte Punkte besitzen, die als Regler funktionieren. Bereits auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC im Juni 2013 hatten die Kalifornier ihr Betriebssystem iOS für Autos vorgestellt. Über ein Display kann man dann Mails abrufen, navigieren und der Sprachsteuerung Siri Befehle erteilen. Opel arbeitet bereits mit Apple zusammen und passte Siri so an, dass Fahrer die iPhones über das Bordsystem steuern können. Auch wer Smartphones mit Googles Android-Betriebssystem besitzt, kann am Touchscreen auf Musik, Videos und Fotos zugreifen.

Die Deutsche Telekom stellte auf der IAA ein System vor, bei dem mehrere mobile Endgeräte im Auto an ein Internetnetzwerk angebunden werden können. Noch sind die Datennetze entlang der deutschen Autobahnen nicht gut genug ausgebaut, um auch datenhungrige Anwendungen überall problemlos verwenden zu können. Der Trend zum vernetzten, teilautomatisierten Auto hält an. Bis es aber ganz von alleine fährt, vergehen laut Expertenmeinungen noch etwa zehn Jahre.