Nicht mal Hacker sind sicher vor Hackern

Screenshot: Anonplus
Screenshot: Anonplus

Damit hatten die Aktivisten von Anonymous nicht gerechnet. Direkt nachdem sie auf der Webseite des syrischen Verteidigungs-ministeriums eine Botschaft platzierten, wurden sie selbst Opfer eines Cyber-Angriffs.

Die Aktivisten von Anonymous kaperten am 8. August 2011 die Webseite www.mod.gov.sy des syrischen Verteidigungsministeriums und platzierten dort ihr Logo sowie ein eine Botschaft an das syrische Volk. „Schützt euer Land — steht auf gegen das Regime", heißt es dort zum Abschluss der Botschaft. Damit bekundeten die Aktivisten von Anonymous ihre Solidarität mit den syrischen Rebellen, die gegen das Regime von Bashar Al-Assad kämpfen. Nachdem sie einige Bilder von verletzten Demonstranten auf die Seite luden, war sie nicht mehr erreichbar.

Doch die Reaktion darauf kam postwendend. Die angeblich regimetreue Aktivistengruppe „Syrian Cyber Army" soll für den Angriff auf das Anonymous-Netzwerk Anonplus.com (Anon+) verantwortlich sein. Dort war kurze Zeit die Nachricht „Terroristen töten die syrische Armee und syrische Zivilisten" zu lesen und einige Bilder von Opfern, für die die muslimische Bruderschaft verantwortlich sein soll.

Die Hackergruppe Anonymous steht derzeit vermehrt im Fokus der Medien und sorgte zuletzt mit der Ankündigung, Facebook am 5. November 2011 lahmlegen zu wollen, für Schlagzeilen. Auch wenn die Webseiten von fragwürdigen Regierungen zu den Hauptzielen von Anonymous gehören, hat die Gruppe durch Angriffe auf viele Unternehmen gesellschaftlich einen angeschlagenen Ruf. Die Wahl der Ziele scheint oft fragwürdig und lässt kaum einen roten Faden erkennen.

Auf der derzeit in Las Vegas tagenden Hacker-Konferenz Defcon äußerten sich viele Experten kritisch gegenüber der losen Hackergruppe Anonymous und der ähnlich agierenden Gruppe Lulzsec. So sollen die Gruppen im Internet derzeit lediglich Chaos verbreiten, anstatt tatsächlich etwas zu verbessern. IT-Spezialist Josh Corman findet es deutlich wichtiger zum Beispiel kinderpornografische Seiten zu attackieren und nicht multinationale Unternehmen wie Paypal, Sony oder Mastercard zu schwächen. Dies würde seiner Meinung nach nicht nur zielführender sein, sondern gleichzeitig das Image aufpolieren.

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Auch hätten einige Sicherheitsspezialisten bedenken, sich gegen Anonymous und Lulzsec zu stellen aus Angst, daraufhin selbst Opfer eines Angriffs zu werden. Der Blogger Krypt3ia unterstellt den Gruppen damit reinen Zerstörungswillen. Besonders problematisch sei hier die sehr lose Organisation. So wäre es für Geheimdienste ein Leichtes, im Namen von Anonymous oder Lulzsec Angriffe durchzuführen.

Sicherheitsexperte Jericho fordert die Mitglieder von Anonymous dazu auf, sich besser zu organisieren und zum Beispiel Firmen zu attackieren, die längst bekannte Sicherheitslücken aus Kostengründen nicht schließen. Er meint, dass sich die Firmen sicherlich mehr um virtuelle Sicherheit kümmern würden, wenn sie wüssten, dass jeden Moment eine Horde Jugendlicher durch die Lücke stürmen könnte.

Matthias Sternkopf / ZEITjUNG