Warum Computerstimmen weiblich sind

Kennen Sie Siri? Das ist die neue spektakuläre Sprachsteuerung des kürzlich erschienenen iPhone 4s von Apple. Ein langer Druck auf die Home-Taste genügt, und schon kann der Nutzer Fragen stellen wie „Habe ich heute Termine?", „Wie steht der Dax?" und „Wie wird das Wetter morgen?". Siri antwortet prompt und zeigt dazu auch gleich Wetterkarten, Wikipedia-Seiten oder den Terminkalender an. Und wie die meisten Computerstimmen, spricht Siri mit einer weiblichen Stimme - und die bringt so manchen Handy-Besitzer auf eigenartige Gedanken …

Lediglich in Frankreich und Großbritannien hat Siri eine männliche Stimme. Und in Foren finden sich haufenweise Einträge wie „Ich hätte auch so gern eine weibliche Stimme! Hoffentlich gibt's die auch bald für Frankreich". Da stellt sich die Frage: Warum sind weibliche Computerstimmen so begehrt? Von vielen Menschen wird Siris Sprachklang - eine Mischung aus weiblicher Stimme und der eines Roboters - sogar als erotisch beschrieben. Aber kann das der einzige Grund sein, warum Menschen weltweit weibliche Sprachcomputer bevorzugen?

Navigationssysteme in Autos stellen weibliche und männliche Stimmen zur Wahl, aber voreingestellt ist immer die weibliche Stimme. Das liegt ganz einfach daran, dass die Automobilindustrie bei Marktforschungen zum Ergebnissen kam, dass die meisten Menschen Frauenstimmen dem männlichen Pendant vorziehen. Auch die meisten Telefonansagen sprechen mit weiblicher Stimme.

Möglicherweise ist diese Vorliebe biologisch bedingt. Zumindest liefern Studien Ergebnisse, dass Menschen generell weibliche Stimmen bevorzugen.

„Es ist viel einfacher eine weibliche Stimme zu finden, die jeder mag, als eine männliche", sagt Clifford Nass, Professor an der Universität Stanford, gegenüber dem Nachrichtensender CNN. „Es ist ein bekanntes Phänomen, dass ein menschliches Gehirn darauf ausgelegt ist, weibliche Stimmen zu bevorzugen. Forschungen ergaben, dass diese Vorliebe bereits im Mutterleib beginnt", sagt Nass. Föten reagierten auf die Stimme ihrer Mutter, nicht aber auf andere Frauenstimmen. Auf die Stimmen der Väter reagierten die Föten überhaupt nicht.

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Historische Ereignisse, durch die sich Menschen an weibliche Stimmen gewöhnt haben, könnten ebenfalls zu den Gründen gehören. Schon im zweiten Weltkrieg wurden Navigationssysteme für Flugzeuge mit weiblichen Computerstimmen genutzt. Das hatte ursprünglich den Grund, dass sich die Stimmen deutlich von denen der männlichen Piloten abheben sollten. Zudem wurden in den Anfängen des Funksprechverkehrs weit über ein halbes Jahrhundert (bis 1966) alle Telefongespräche manuell vermittelt. Und das war fast ausschließlich Frauensache, die Telefonistinnen waren auch bekannt als das „Fräulein vom Amt".

Gewohnheit also? Sicher nicht nur. Professor Nass hat ein Buch („The Man Who Lied to His Laptop") über das Thema geschrieben und in dem berichtet er auch von einem Fall aus Deutschland: Ende der 90-er Jahre rief der Autohersteller BMW die Navigationssysteme der 5-er-Serie zurück, weil sich reihenweise Kunden beschwerten, dass sie sich von einer weiblichen Stimme keine Befehle geben lassen wollten. „Kulturelle Verhaltensweisen sitzen tief", so der Kommentar von Nass zu dem ungewöhnlichen Vorfall.

Siri, die Stimme vom iPhone 4, lieben die Nutzer jedenfalls. Sie stammt aus einem fünfjährigen Militärprojekt, das vom Forschungsinstitut ‚SRI International' durchgeführt wurde. Aus dem Projekt entstand eine Firma mit dem Namen Siri, die im Februar 2010 eine App fürs iPhone auf den Markt brachte und zwei Monate später von Apple gekauft wurde.

Eigentlich sollte die Stimme weder weiblich noch männlich sein. „Wir hatten sie ursprünglich so konzipiert, dass sie neutral war", sagt Norman Winarsky, Boss bei SRI und Mitbegründer von Siri, gegenüber CNN. „Was Apple gemacht hat, war brillant. Sie haben Siri zusätzlich mit Persönlichkeit ausgestattet."

Und das bringt nun Handy-Besitzer auf der ganzen Welt dazu, ihren Telefonen merkwürdige Fragen zu stellen, wie etwa: „Was hast du gerade an?" oder „Willst du mich heiraten?" Siri hat immer eine Antwort parat und oft auch sehr lustige, schauen Sie mal hier: