Besser Gemüsetag in Deutschland als NSA-Spionage

Sie ist die aufstrebende Frau in der CDU, er die streitbare Kultfigur der Grünen. Julia Klöckner und Hans-Christian Ströbele - unterschiedlicher können Politiker nicht sein. Im Blog-Duell von YAHOO! zur Bundestagswahl ringen sie jede Woche um die besten Argumente.Heute verteidigtStröbele die grüne Idee eines fleischlosen Kantinen-Tags gegen Totalitarismus-Vorwürfe Klöckners - und wirft der Bundesregierung Schlafmützigkeit im Bespitzelungsskandal vor.

Aber, aber liebe Frau Kollegin Klöckner, da sind die Wahlkampfgäule aber ganz schön mit Ihnen durchgegangen. In meiner Jugend gab es zu meinem Leidwesen zu Hause am Freitag kein Fleischgericht, sondern immer nur Fisch oder Spinat mit Spiegelei zu essen. Waren das die Vorboten des „Totalitarismus“?! Und noch schlimmer: Auch bei der Bundeswehr war freitags kein Fleisch im Angebot, sondern meist Brathering mit Senfsoße. Selbst in der Uni-Mensa fehlte an diesem Tag das Fleisch auf dem Tablett. Und böse Zungen in Berlin behaupten, in Regionen christlich-abendländischer Esskultur sei das heute noch so.

Die bloße „Empfehlung“ der Grünen eines Gemüsetages nur für Kantinen bleibt dahinter zurück. Aber etwaigen Heißhunger auf tote Tiere dürfen Sie dann immer noch am Wurst- und  Dönerstand stillen. Jedenfalls steht ein Verbot aus dem grünen Partei-Programm dem nicht entgegen – im Gegensatz zum früheren christlichen Fleischverbot an Freitagen. Im Wahlprogramm steht auch nichts von einer Kontrolle Ihres oder sonstjemandes Einkaufswagens oder Kochtopfs. Grüne Vorschriften für Leute, die „am Rande des Nervenzusammenbruchs dümpeln“, wer auch immer damit gemeint sein soll, stehen nicht im Programm.

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Also fangen Sie die Wahlkampfgäule schnell wieder ein. Eine Grüne müssen sie nicht werden. Aber sachlich diskutieren, wie wir zu gesünderer Ernährung und zur Beendigung der zivilisatorische Katastrophe der Massentierhaltung kommen. Die Empfehlung eines Veggie-Days, also eines Tages ohne Fleisch, in Kantinen ist keine Gängelung. Auf leckere, gut gewürzte Gemüse- und Milchgerichte aus der Region haben doch Sie auch Lust. So kommen Sie zu neuen Ideen und Rezepten für fleischlosen Genuss. Und als guter Mensch fühlen Sie sich zudem, wenn Sie etwas für Ihre Gesundheit und dann noch für Tiere tun, denen die Leiden der Massentierhaltung erspart blieben.

Sie haben Recht, die NSA-Ausspähung der Telefon-, Handy-  und Internetdaten der Deutschen ist zu ernst für ein Verwirrspiel im Wahlkampf. Die Fakten müssen alle auf den Tisch. Jetzt dreht die Bundesregierung am BND-NSA-Skandal weiter und will mit den USA über ein No-Spy-Abkommen  („Nicht-Spionage“) reden. Die NSA-Ausspähung gibt es also tatsächlich. Die Regierung hat sie nicht kennen wollen und verschlafen. Während sie redet, geht die Spionage gegen Deutsche weiter. In Zukunft sollen deutsche Unternehmen und Behörden vor USA-Spionage geschützt werden. Wo bleibt der ganz gemeine Bürger, die Bevölkerung? Deutsche Geheimdienste schwören, Verbündete und Freunde nicht auszuspionieren. Das muss aber auch umgekehrt gelten. Deutsche müssen auch für die Spionage des US-Geheimdienstes tabu sein. No-Spy muss für alle gelten, jetzt sofort und in Zukunft. Dafür sollten wir uns gemeinsam einsetzen.

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