Gefährlicher Appetit: Dreijährige isst Glas und Steine

Sie verspeist Ziegelsteine wie andere Menschen Schokoladenkekse: Ein dreijähriges Mädchen aus dem US-Bundesstaat Indiana leidet unter einer lebensgefährlichen Essstörung, dem Pica-Syndrom. Die Betroffenen nehmen unappetitliche oder ungenießbare Gegenstände zu sich. Eine Glühbirne hätte Natalie Hayhurst beinahe das Leben gekostet.

Colleen Hayhurst lebt in ständiger Angst um ihre dreijährige Tochter Natalie, denn das Mädchen aus der US-Stadt Terre Haute hat einen gefährlichen Appetit auf nicht essbare Gegenstände. „Sie kann einen Ziegelstein essen wie ein normaler Mensch einen Schokoladenkeks verspeisen würde“, sagte Hayhurst der britischen Zeitung „The Sun“. „Sie versucht nicht mehr so oft, Glas zu verspeisen, weil es ihr Schmerzen bereitet, aber Steine und Stöcke aus dem Garten mag sie gerne.“

Zwar wisse die kleine Natalie, dass derlei Snacks nicht gut für sie sind, aber „eine Dreijährige kann mit derartigen Gelüsten nicht umgehen.“ Bisher konnte die 31-jährige Mutter ihre Tochter noch immer im letzten Moment retten – einmal jedoch war es sehr knapp. „Ich hatte Natty zu Bett gebracht und erledigte in der Küche den Abwasch“, erinnerte sich Hayhurst. „Plötzlich kam sie herein und hielt ein kleines Stück Draht in den Händen. Ihr Mund blutete, und ich wusste sofort, was geschehen war. Natty hatte eine ganze Glühbirne gegessen – bis auf das Stück Draht.“ Die Mutter brachte ihre Tochter daraufhin sofort in eine Klinik.

Natalie hatte großes Glück: Nach einer Nacht im Krankenhaus durfte sie wieder nach Hause zu ihrer Familie. Seitdem steht die Dreijährige unter ständiger Beobachtung – nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihr fünfjähriger Bruder David passen auf sie auf. „An guten Tagen versucht sie nur einmal, etwas Schädliches zu sich zu nehmen. Aber an schlechten Tagen will sie ständig Dinge essen“, sagte die Mutter des Mädchens. „Meine größte Angst ist, dass sie eines Tages etwas Giftiges zu sich nehmen wird, und ich nicht rechtzeitig zu Hilfe eilen kann.“

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Natalies Hunger auf Ungenießbares ist in Fachkreisen als Pica-Syndrom bekannt – eine sogenannte „qualitative Essstörung“, bei der die Betroffenen ekelerregende oder ungenießbare Dinge zu sich nehmen. Wie das Fachmagazin „Schweizerische Medizinische Wochenschrift“ schreibt, zählen Kleinkinder, Schwangere, geistig Behinderte und Demente zu den Hochrisikogruppen des Pica-Syndroms. Zu den Ursachen der Störung gibt es verschiedene Theorien. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Wahrnehmungs- und Diskriminationsschwäche (Unterscheidungsschwäche) vorliegt, andere vermuten hinter den seltsamen Gelüsten einen Mineralstoff-Mangel, wieder andere sehen darin eine Antwort auf Stressbelastung, Deprivation oder Verwahrlosung. Fest steht, dass in jedem Fall eine psychotherapeutische Behandlung nötig ist.