Israeli erfindet Fahrrad aus Pappkarton

Es wurde in einer kleinen, vollgepackten Gartenlaube erfunden, könnte aber den Verkehr von Grund auf revolutionieren - egal ob in modernen Großstädten oder in den ärmsten Gegenden Afrikas: Ein Israeli hat das völlig recycelbare „Papp-Fahrrad“ entwickelt. Höchstens 20 US-Dollar (etwa 15 Euro) soll das Gefährt kosten und superleicht soll es sein. Das Vehikel soll in Kürze in Massenproduktion gehen.



Izhar Gafni designt eigentlich Fließbänder in großen Fabriken. Mit der Idee, ein Fahrrad völlig aus recycelbaren Materialien zu bauen, trug sich der 50-jährige Hobbyradler allerdings schon seit Jahren. „Es hat mich immer fasziniert, ungewöhnliche Techniken an Materialien auszuprobieren“, sagte Gafni der Nachrichtenagentur Reuters. Gearbeitet hat Gafni daran in seiner alten, zugestellten Gartenlaube - eben dem klassischen Ort, an dem geniale Erfindungen geboren werden.

Karton erwies sich allerdings zunächst als widerspenstiger Werkstoff. „Ich habe vier Jahre gebraucht, um die strukturellen Schwächen von Wellpappe auszumerzen“, so der Israeli. Einen Umzugskarton zu bauen sei zwar leicht und es bedürfe nicht viel, um ihn stabil zu kriegen - ein Fahrrad aus Karton zu bauen sei jedoch ein anderes Kaliber. „Ich musste erst einmal einen Weg finden, um das Material richtig zu falten. Rund anderthalb Jahre hat es gedauert, bis ich es nach vielen Tests und Misserfolgen hinbekommen habe“, so Gafni.


Inzwischen hat Gafni das aufsässige Material gebändigt:  „Es ist erstaunlich, wie widerstandsfähig Pappkarton ist. Wenn wir in Produktion gehen, wird das Fahrrad komplett ohne Metalteile auskommen.“ Selbst die Fahrradekette ist aus recycelbarem Material. Klar, dass der Karton für die Produktion noch behandelt werden muss. Dazu wird eine organische Lösung verwendet, die die Papprahmen wasser- und feuerfest macht. 

Laut Gafni ist nicht nur die Herstellung der Räder kostengünstig, sondern auch die Pflege: Da die Reifen aus recycelten Autoreifen gewonnen werden, sind sie extrem widerstandsfähig – das Stopfen von Löchern im Schlauch ist damit Geschichte. Ganz auszuschließen sei dabei aber nicht, dass sie vielleicht etwas ruckeliger daherkommen als das Normalrad. Allerdings sind Gafnis Vehikel mit nicht einmal zehn Kilogramm sehr leicht und eignen sich daher auch zur Fahrt für alte und junge Menschen. Ein Prototyp ist bereits in Nutzung – Gafnis kleine Tochter ist seit Monaten mit einem recycelbaren Laufrad unterwegs.

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Laut Nimrod Elmish, Gafnis Geschäftspartner, sollen die Räder insbesondere von sozial bedürftigen Menschen gebaut werden. Und das Rohmaterial sei überall günstig zu erstehen. Statt einem Wettlauf an immer günstigere Produktionsorte könnten Firmen so neue Arbeitsplätze in armen Ländern schaffen, so Elmish. Die reinen Produktionskosten dürften sich seiner Ansicht nach auf neun US-Dollar belaufen: „Das Rad kann für 20 US-Dollar (etwa 15 Euro) verkauft werden, weil die Zwischenhändler verdienen möchten“, so Elmish zu Reuters. „Wir denken, es sollte nicht mehr kosten.“

Wenn Fabriken „grüne“ Materialien verwenden, gäbe es zudem häufig Regierungszuschüsse. "Aufgrund der kaum vorhandenen Produktionskosten können die Räder in armen Ländern dann auch umsonst verteilt werden“, so Elmish. Und was haben die beiden Israelis davon? „Wir kopieren ein Konzept aus der High Tech-Welt, in der es freie Software gibt, weil große Firmen darin Werbung platzieren“, so Elmish. So könnten sich internationale Firmen einen Platz auf den Rahmen der Recycelräder kaufen. Gibt es daran denn Interesse? Offenbar. Die Herstellung der ersten „Pappräder“ – geplant sind zwei unterschiedliche Typen und ein Rollstuhl - soll binnen weniger Monate in Israel beginnen. In die Läden kommen sie dann im Laufe des nächsten Jahres.

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