Italien: Demonstrantin wegen Polizisten-Kuss angezeigt

Ein Akt der Versöhnung? Nina De Chiffre küsste auf einer Demonstration einen Polizisten (Bild: AFP/ Marco Bertorello).

Was auf den ersten Blick wie eine zarte Liebesbekundung aussieht, wird nun vor Gericht verhandelt. Mitte November küsste Nina De Chiffre bei einer Demonstration in der Alpen-Kleinstadt Susa einen Polizisten auf den Helm. Die Mailänderin muss sich nun wegen sexueller Belästigung verantworten.

De Chiffre hatte mit tausend weiteren Mitstreitern gegen eine geplante Schnellzugverbindung zwischen Turin und Lyon demonstriert. Der Kuss, den die mit gespitzten Lippen und geschlossenen Augen einem Polizisten auf den Helm drückte, wirkte zunächst wie eine Geste der Annäherung. Die 20-jährige Demonstrantin hatte aber schon kurz nach dem Vorfall gegenüber der italienischen Zeitung „La Republica“ gesagt, dass sie ihre Missachtung gegenüber der Staatsgewalt zeigen wollte. So habe sie nach dem Kuss ihre Finger abgeleckt und dann versucht, diese in den Mund des Polizisten zu schieben.Daraufhin sei sie von dem Mann weggezogen worden.

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Nach Angaben der britischen Zeitung „The Telegraph“ dementierte sie zudem auf der Social-Media-Plattform Facebook, dass es sich um einen Akt der Versöhnung gehandelt haben könnte. Sie schrieb, dass der Kuss „keine Friedensbotschaft“ sei und dass sie „all diese widerlichen Schweine“ am liebsten aufhängen würde.

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Franco Maccari, Generalsekretär der italienischen Polizeigewerkschaft, bestätigte in einem Radiointerview, dass gegen die Studentin Anzeige erhoben wurde. Ihr werden sexuelle Belästigung und Beamtenbeleidigung vorgeworfen. Wie „The Telegraph“ berichtet, bewertet Maccari den Kuss als eindeutige Provokation und als Zeichen fehlenden Respekts. Er ist sich sicher: „Wenn der Polizist sie geküsst hätte, wäre der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.“

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