Jesusgesicht auf Kassenbon: Göttliche Botschaft oder Illusion?

Für ein junges Paar aus South Carolina wurde ein Einkaufsbeleg zum Heiligenbild. Wenige Tage nach einem Supermarkt-Einkauf entdeckten die beiden darauf das Antlitz Jesu Christi. Sie selbst glauben fest an einen Gruß von ganz oben. Es könnte aber auch sein, dass es sich bei der himmlischen Erscheinung um eine Sinnestäuschung, die Pareidolie, handelt.

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Alles begann mit einem harmlosen Einkauf in der amerikanischen Supermarktkette „Walmart“. Dort ließen die Verlobten Gentry Lee Sutherland und Jacob Simmons aus Travellers Rest im US-Bundesstaat South Carolina eine Filmrolle entwickeln. Den Zahlungsbeleg, den sie an der Kasse erhielten, legten sie achtlos auf die Küchenanrichte.

Bildergalerie: Jesus auf dem Kassenbon - wenn Gegenstände Gesichter bekommen




Doch drei Tage später, bei ihrer Rückkehr vom mittwöchlichen Kirchenbesuch, erlebten sie ihr blaues – oder eher braunes – Wunder. „Ich sah Jacob neben der Küchenanrichte stehen“, zitiert die Zeitung „New York Daily News“ die 21-jährige Sutherland. „Ich fragte: ‚Was ist los mit dir?‘“ Jacob habe sie daraufhin aufgefordert, sich den Beleg genau anzusehen. „Also blickte ich noch einmal hin, und da sah ich das Gesicht.“ Und zwar nicht irgendeines, sondern das von Jesus Christus höchstpersönlich.

Passend dazu war die Nähe zwischen Gott und Mensch Hauptthema im vorausgegangenen Gottesdienst gewesen. „Die Botschaft handelte davon, Gott kennenzulernen“, so Sutherland gegenüber der Zeitung. „Die Frage, die in den Raum geworfen wurde: ‚Würden Sie Jesus erkennen, wenn Sie ihn erblickten?`“ Das christliche Paar sah in dem Bild auf dem Kassenbon demnach eine Bewährungsprobe. Und ist dankbar für die göttliche Botschaft, an deren Herkunft ihrer Meinung nach kein Zweifel besteht. „Wer sonst hat die Kraft, sein Gesicht auf einem Kassenbon zu zeigen, wenn nicht Jesus?“, fragte Sutherland. Auch vom Hinweis eines „Walmart“-Mitarbeiters ließen sich die beiden nicht  beirren: Der Mann machte darauf aufmerksam dass der Kassenbon auf Thermalpapier gedruckt worden sei, welches in der Hitze verblasst und so die Farbe ändert.

Bildergalerie: Da schaut doch jemand heimlich zu...
Bildergalerie: Da schaut doch jemand heimlich zu...

Es gibt jedoch noch eine andere mögliche Erklärung für die Jesus-Erscheinung auf dem Kassenbeleg: das Phänomen der „Pareidolie“. Der aus dem Griechischen kommende Fachausdruck („para“ heißt zu Deutsch „daneben“, „eidolon“ wird mit „Erscheinung“ übersetzt) wird von Wahrnehmungspsychologen verwendet, um eine bestimmte Form der Illusion zu benennen. „Wahrnehmungen werden ergänzt, um sie in Zusammenhang zu bringen“, erklärt der Heidelberger Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Karl C. Mayer. Was er damit meint: Da das menschliche Gehirn ständig nach Mustern und Bildern sucht, meint es von Zeit zu Zeit, selbst in zufälligen Strukturen oder Sinneseindrücken bestimmte Muster oder Gesichter zu erkennen. Die geläufigsten Beispiele für die „Pareidolie“ ist das Erkennen von Gesichtern in vorbeiziehenden Wolken oder im Mond, aber auch von vermeintlichen Geistererscheinungen auf Fotos oder Videos.

Dieser Form der Illusion liegt keine physische oder psychische Erkrankung zugrunde – sie ist eine unvermeidbare Nebenerscheinung der normalen Wahrnehmungstätigkeit des Gehirns. Wir erkennen Dinge wieder, weil sie vorher als Erinnerungen gespeichert wurden – wir können unsere Wahrnehmung allerdings auch manipulieren, absichtlich oder unabsichtlich. Je mehr wir hoffen, etwas zu sehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch geschieht. Heraus kommt dabei zum Beispiel das Erscheinen von Jesus Christus‘ Gesicht auf einem „Walmart“-Kassenbon.


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