Nach 28 Jahren mit falscher Identität: US-Deserteur wieder aufgetaucht

Er war einer der meistgesuchten Deserteure des US-Militärs - nun ist David Hemler, 49, wieder aufgetaucht. Beinahe 30 Jahre lang lebte er im Verborgenen in Schweden und führte ein bizarres Scheinleben. Nicht einmal seine eigene Ehefrau wusste, wer er wirklich war. Doch nach drei Jahrzehnten entschloss er sich, sein Versteckspiel aufzugeben: Eines Tages klingelte bei seinem Bruder in den USA das Telefon. Und als der abnahm, hörte er die Stimme eines lange Totgeglaubten.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1984. US-Soldat David Hemler war damals in Augsburg stationiert. „Doch nach einiger Zeit beim Militär ging es mir immer schlechter“, sagte der heute 49-Jährige gegenüber CBS News. Er sei während seiner Stationierung in Westdeutschland Pazifist geworden und habe die Politik des damaligen US-Präsidenten Reagan zutiefst abgelehnt. „Ich habe schlecht geschlafen und gegessen. Schließlich habe ich um meine Entlassung gebeten.“ Ein Wunsch, der ihm verweigert wurde. Bis die Depressionen immer schlimmer wurden und er keinen anderen Ausweg mehr für sich sah, als zu fliehen.

Er verließ die Kaserne am 10. Februar 1984 und trampte über Kopenhagen nach Schweden - eine 1800 Kilometer lange Odyssee. „Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, irgendjemanden zu belügen. Ich dachte, ich bleibe höchstens eine Woche in Schweden, bis es mir wieder besser geht“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Daraus wurden fast drei Jahrzehnte. Er nahm einen falschen Namen an, studierte, und bekam eine gute Stelle bei einer schwedischen Regierungsbehörde. Auch familiäres Glück hat er gefunden: Er ist mit einer Thailänderin verheiratet und hat drei Kinder. Zwar vermisste er seine Eltern über all die Jahre, aber nachdem sein erstes Kind zur Welt gekommen war, wollte er es nicht mehr alleine lassen. Bei den schwedischen Behörden war er mit unbestimmter Staatsangehörigkeit und Geburtsort Zürich gemeldet – nicht einmal seine Frau kannte seine wahre Identität.

Doch die US-Behörden hatten nie aufgehört, ihn zu suchen – er landete sogar auf der Liste der acht meistgesuchten Flüchtlinge der US-Airforce. Dort findet sich ein Phantombild, das zeigt, wie der damalige Twen als 47-Jähriger aussehen könnte. Zwar vermuteten die Ermittler Hemler in Schweden, aufgrund seiner falschen Identität konnten sie ihn jedoch nicht aufspüren. „Ich wartete jeden Monat darauf, dass ich verhaftet werde. Doch die Monate strichen vorbei und sie haben mich nie gefunden“, sagte Hemler gegenüber CBS.

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Er hatte sich vorgenommen, mit der Kontaktaufnahme zu seiner Familie zu warten, bis sein drittes Kind drei Jahre alt war – es könnte dann zur Kindertagesstätte gehen und seine Frau würde besser damit fertig werden, wenn er verhaftet werden sollte. Diesen Mai war es schließlich soweit: Er rief seinen Bruder Tom in den USA an. „Er hatte einen seltsamen europäischen Akzent, aber ich erkannte ihn sofort“, berichtete der Tom CBS News. Seine Verwandten in den Staaten reagierten nicht etwa wütend, sondern im Gegenteil - sie waren vor Freude überwältigt. Nun planen sie, ihn in seiner „neuen“ Heimat  zu besuchen.

Momentan ist er in Schweden sicher, denn das Land wird ihn nicht ausliefern. Sein Coming-Out hat für ihn allerdings auch Reisen nicht sicherer gemacht, und  dies nimmt einen wichtigen Teil in seinem Leben ein. Sollten die US-Behörden ihn jetzt finden, hofft er auf Milde. „Mein Wunsch wäre, dass die entsprechenden US-Behörden realisieren, dass ich 28 Jahre mit Lügen gelebt habe und genug gestraft bin für meine Tat“, sagte er. Wie die CBS berichtet, sieht die US-Airforce das allerdings anders – dort warte man nur darauf, dass Hemler endlich Schweden verlässt  - um ihn zu schnappen.

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