Nach eigener Trauerfeier: Krebskranker Arzt heilte sich selbst

Selbstmedikation der besonderen Art machte einen sterbenskranken Arzt auf wundersame Weise gesund: Nachdem bei Dr. Rami Seth 2005 Leberkrebs diagnostiziert worden war, gaben ihm Mediziner nur noch wenige Wochen zu leben. Der heute 70-Jährige nahm den Befund ernst, organisierte gar seine eigene Trauerfeier, um von Familie und Freunden Abschied zu nehmen. Doch dann erzählte ihm ein Kollege von einem nicht mehr genutzten Krebs-Medikament aus den 60er Jahren. Seth hatte nichts zu verlieren und nahm die Arznei regelmäßig ein – mit Erfolg. Heute gilt der Mann zur Verwunderung seiner Zunft als geheilt.

Die Diagnose, die Dr. Rami Seth 2005 von Mediziner-Kollegen erhielt, klang endgültig, dabei hatte er gerade wieder Hoffnung geschöpft. Schon ein Jahr zuvor war er an Nierenkrebs erkrankt. Die befallene rechte Niere wurde ihm daraufhin entfernt und es schien ihm besser zu gehen – doch dann befiel der Krebs seine Leber: „Die Tumore waren zu groß und für einen chirurgischen Eingriff unzugänglich“, erklärte der Fachmann auf dem Gebiet der Urologie am City Hospital im englischen Nottingham gegenüber der britischen Tageszeitung „Daily Mail“. „Als man mir sagte, dass die Tumore inoperabel seien, wusste ich, dass das Game over bedeutete.” Nur wenige Wochen würden ihm zum Leben bleiben, hieß es. Daher entschloss er sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Um sich von Freunden und seiner Familie zu verabschieden, hielt er seine eigene Trauerfeier ab: „Ich sagte zu meinen Freunden: ‚Einige von euch werden an meiner Beerdigung sehr nette Sachen über mich sagen, aber ich möchte sie jetzt hören.‘ Also feierten wir eine Party.“

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Doch die Party seines Lebens war für Seth entgegen seiner Annahme noch lange nicht vorbei. Grund dafür war ein Gespräch mit seinem Kollegen Professor Poulam Patel. Dieser legte ihm nahe, ein Krebsmedikament auszuprobieren, das in den 1960er Jahren entwickelt worden war. Die Arznei enhielt den Botenstoff Beta-Interferon, der laut der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“ zu einer Verkleinerung der Tumore beitrage, was wiederum ihre chirurgische Entfernung einfacher mache. Doch die Sache hatte auch einen Haken: „Einer der Gründe, warum das Medikament nicht benutzt wurde, war, dass es furchtbare Nebenwirkungen hatte.“ Müdigkeit und Depressionen sind nur wenige davon. „Es kann dich zwei Tage lang umhauen, und dann musst du das Medikament wieder nehmen“, so der Mediziner. Außerdem schlage das Mittel nur bei jedem Fünften an, erläuterte ihm sein Kollege noch. Aber was hatte der sterbenskranke Mann zu verlieren? „Also habe ich’s ausprobiert“, so Seth laut der „Daily Mail“. „Ich nahm es und fühlte mich schrecklich, aber es funktionierte.“

Nachdem der mental offenbar sehr starke Mann das Medikament über einen Zeitraum von zehn Monaten genommen hatte, konnten ihn Ärzte schließlich operieren. „Das Medikament bildete hartes Gewebe um die Tumore, wodurch sie isoliert waren. Das machte es leichter, sie zu entfernen.“ Alles lief gut.

Allerdings wurde 2009 erneut Krebs bei Seth diagnostiziert. Diesmal hatte sich ein Knoten in seiner Lunge eingenistet, den Ärzte zum Glück unproblematisch operativ entnehmen konnten. Jetzt befindet sich der einstige Krebskranke seit drei Jahren in Remission, gilt also als geheilt. Über seine Erfahrungen hat er mittlerweile ein Buch geschrieben. „Es war ein langer Weg bis zur Genesung, aber ich fühle mich sehr glücklich, hier zu sein. Heute lebe ich das Leben in vollen Zügen.“





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