Nachbarin sah drei nackte Frauen an Hundeleinen

Im Entführungsfall von Cleveland werden schwere Vorwürfe an die Polizei laut

Die Polizei sieht sich im Entführungsfall von Cleveland neuen Vorwürfen ausgesetzt. Eine Nachbarin behauptet, vor zwei Jahren die Polizei gerufen zu haben – weil sie drei Männer sah, die drei nackte Frauen an Hundeleinen durch einen Garten führten. Doch die Polizei habe nicht reagiert. Auch der Sohn des Hauptverdächtigen spricht nun über das sonderbare Verhalten seines Vaters und wünscht ihm eine harte Strafe.

Noch ist es ein Gerücht, aber ein haarsträubendes. Eine Nachbarin des Entführers habe ihm erzählt, dass sie vor zwei Jahren die Polizei angerufen habe, sagte Israel Lugo der Zeitung „USA Today“. Sie habe drei nackte Mädchen gesehen, die auf allen Vieren durch einen Garten krabbelten. Um ihre Hälse trugen sie Hundeleinen, an denen drei Männer sie hielten. Die Nachbarin sagte Lugo, dass sie sofort die Polizei gerufen habe. Sie habe zwei Stunden gewartet. Kein Streifenwagen sei gekommen.  

Lugo lebt zwei Häuser neben jenem Anwesen in Cleveland, in dem Ariel Castro, 52 Jahre alt, anscheinend drei junge Frauen über zehn Jahre gefangen hielt. Amanda Berry, Gina De Jesus und Michelle Knight gelang am Montagabend die Flucht aus dem Haus. Ariel Castro und seine Brüder Pedro und Onil wurden festgenommen.

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Noch ist der Name der Nachbarin nicht bekannt, die die jungen Frauen nackt gesehen haben will. Und die Polizei von Cleveland erklärte am Dienstag, dass sie keine Aufzeichnungen über Anrufe habe, die verdächtige Vorgänge im Haus Ariel Castros gemeldet haben. Aber die Geschichte passt zu anderen Erzählungen der Nachbarn, die schwere Versäumnisse der Polizei vermuten lassen.

Israel Lugo sagte gegenüber „USA Today”, er habe im November 2011 ein Klopfen an einer der Türen des Hauses gehört. Die Tür sei mit Plastikfolie abgeklebt gewesen. Lugo rief die Polizei, ein Steifenwagen kam vorbei. Doch die Polizisten hätten lediglich an der Vordertür geklopft und seien wieder gegangen, als niemand die Tür öffnete.
        
Nina Samoylicz wohnt drei Häuser entfernt. Auch sie sah vor zwei Jahren eine nackte Frau in Ariel Castros Garten. „Wir dachten zuerst, es sei ein Scherz“, erzählte sie dem Nachrichtensender CNN. „Aber dann dachten wir, dass es sonderbar sei und riefen die Polizei.“ Doch die Beamten glaubten Samoylicz nicht. „Sie dachten, dass wir Witze machen“, sagte sie. Kurz darauf hängte Castro Planen rings um seinen Garten auf, damit niemand mehr hineinsah.

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Ariels Sohn Antony Castro äußerte sich gegenüber der britischen Zeitung „Daily Mail“ erschüttert: „Wenn es wahr ist, dass er sie gefangen nahm und zwang, mit ihm Sex zu haben und ein Kind zu bekommen und sie ohne Tageslicht festhielt, dann nahm er diesen Mädchen ihr Leben.“ Die 27-jährige Amanda Berry trug bei ihrer Flucht ein Kind auf dem Arm. Laut der Zeitung „Los Angeles Times“ soll das sechs Jahre alte Mädchen ihre Tochter sein. Wer der Vater ist, bleibt vorerst unklar.

Israel Lugo sah Ariel Castro noch am vergangenen Sonntag in einem nahen Park, wie er das Mädchen auf dem Arm trug. Auf Nachfrage habe ihm Castro gesagt, dass sie die Tochter einer Freundin sei.

Antony Castro geht hart mit seinem Vater ins Gericht. „Er verdient es nicht mehr, ein eigenes Leben zu haben“, sagte der 31-Jährige der „Daily Mail“. „Er verdient es, für den Rest seines Lebens hinter Gittern zu sitzen. Ich bin nur dankbar, dass sie noch leben.“ Antony Castro erinnert sich an merkwürdige Details der Besuche bei seinem Vater, der sich in den Neunzigerjahren von seiner Mutter scheiden ließ. „Es gab Orte, zu denen wir nie gehen durften. Es hingen Schlösser an der Kellertür. Schlösser zum Dachboden. Schlösser an der Garage.”

Antony Castro vermutet, dass sich sein Vater Gina De Jesus als Opfer aussuchte, weil er sie kannte. Sie war eine enge Freundin seiner Schwester. Wahrscheinlich sei die damals 14-Jährige im April 2004 in Ariel Castros Auto gestiegen, statt nach der Schule nach Hause zu laufen, weil sie ihn kannte und ihm vertraute. Ein fataler Fehler.

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