Schwarzfahrer aus Liebe: Mann muss ins Gefängnis

23 Mal wurde ein Mann aus Berlin beim Schwarzfahren im Zug erwischt (Symbolbild: thinkstock).

Zweimal schon musste Herbert G. laut einem Bericht der „Bild“ wegen Schwarzfahrens ins Gefängnis. Trotzdem fuhr der 58-Jährige weiterhin regelmäßig ohne gültigen Fahrschein von Berlin nach Hagen, um das Grab seiner verstorbenen Frau zu besuchen. 23 Mal wurde er dabei erwischt und sollte deshalb vor Gericht. Weil er nicht erschien, wird der ehemalige Fernmeldetechniker nun per Haftbefehl gesucht.

Insgesamt zwölf Monate saß Herbert G. schon in Haft, weil er wiederholt ohne Zugticket erwischt wurde. „Ich fahre einmal in der Woche zum Grab meiner toten Frau in meine westfälische Heimat nach Hagen“, sagte er der „Bild“. „Da habe ich wohl auch schon mal eine Fahrkarte vergessen.“ Die Hin- und Rückfahrt von Berlin nach Hagen kostet im ICE etwa 200 Euro. Geld, was G. offenbar nur schwer aufbringen kann. Der ehemalige Fernmeldetechniker lebt in einem Wohnheim für Männer im Berliner Stadtteil Neukölln, vorher war er obdachlos.

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Als bei seiner Frau Hannelore im Jahr 1998 Krebs diagnostiziert worden war, kam zu dem privaten auch ein beruflicher Schicksalsschlag dazu. „Vier Tage nachdem sie ihr die Brust abgenommen haben, wurde mir gekündigt.“ Zuvor hatte G. einen sicheren Job, war 28 Jahre lang als Kommunikationselektriker beim Fernmeldeamt in Hagen tätig. Nach der Privatisierung der Einrichtung erhielt er jedoch zwei Abmahnungen, angeblich wegen Arbeitsverweigerung. G. wirft dem Unternehmen Schikane vor. „Ich wurde rausgemobbt. Beim letzten Gespräch sagten sie mir, ich soll mich doch lieber um meine kranke Frau und meine pubertierenden Kinder kümmern.“

Der Todeskampf seiner Frau, die im Jahr 2000 starb, verlangte auch G. einiges ab. Er vernachlässigte seine Pflichten. Nach dem Tod seiner Gattin klopften der Gerichtsvollzieher und das Jugendamt bei ihm an. Seine Kinder wurden in Pflegefamilien gegeben, G. musste seine Wohnung räumen. Im Jahr 2010 zog er nach Berlin, lebte vorübergehend auf der Straße.

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„Hannelore ist die Liebe meines Lebens“ sagt er. Weshalb er nicht in Hagen geblieben ist, dafür hat G. laut „Bild“ keine Erklärung. Um das Grab seiner Frau zu besuchen, fährt der Witwer immer wieder ohne gültigen Fahrschein nach Westfalen. Als wiederholter Straftäter saß er bereits zwei Mal hinter Gittern. Nachdem G. vom 22. Mai bis zum 11. August 23 Mal beim Schwarzfahren erwischt wurde, droht ihm erneut eine Gefängnisstrafe. Derzeit sucht ihn die Polizei per Haftbefehl, weil er nicht vor Gericht erschien. „Ich habe nichts mehr zu verlieren“, so der 58-Jährige.

2009 gab die Deutsche Bahn ihre Verluste durch Schwarzfahren mit jährlich mehr als 100 Millionen Euro an. Wird man innerhalb von drei Monaten drei Mal ohne Ticket erwischt, wird das Vergehen zur Anzeige gebracht.

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