AfD-Kommunalpolitiker mit Messer verletzt - Verdächtiger in Psychiatrie

Schon wieder Mannheim, schon wieder ein Messer - diesmal trifft es einen Kommunalwahlkandidaten der AfD. (Bild: Ying Tang/NurPhoto via Getty Images)
Schon wieder Mannheim, schon wieder ein Messer - diesmal trifft es einen Kommunalwahlkandidaten der AfD. (Bild: Ying Tang/NurPhoto via Getty Images)

Ein AfD-Kandidat für die Kommunalwahl in Mannheim ist am Dienstagabend bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt worden. Ein 25 Jahre alter Tatverdächtiger konnte gefasst werden und kam nach Angaben der Ermittler in ein psychiatrisches Krankenhaus. Bei der Festnahme habe es deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung gegeben, wie die Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten.

"Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand liegen keine konkreten Hinweise vor, dass der Tatverdächtige bei dem Angriff erkannt hatte, dass es sich bei dem Geschädigten um einen AfD-Politiker handelt." Das Opfer sei nicht lebensgefährlich verletzt worden und in ein Krankenhaus gekommen.

Der Beschuldigte soll mehrere Wahlplakate beschädigt und entwendet haben, hieß es weiter. Zeugen alarmierten der Mitteilung zufolge die Polizei. Der AfD-Politiker habe das Geschehen ebenfalls bemerkt, den Tatverdächtigen verfolgt und gestellt. Der 25-Jährige solle daraufhin den Verfolger mit einem Cuttermesser verletzt haben, hieß es.

Der mutmaßliche Täter sei nach dem Vorfall geflohen, teilten die Ermittler weiter mit. Polizisten hätten ihn widerstandslos festnehmen können. Die Staatsanwaltschaft wolle einen Unterbringungsbefehl beim Amtsgericht beantragen.

Nach Angaben des AfD-Kreisverbands ereignete sich der Vorfall in der Nähe des Marktplatzes im Mannheimer Stadtteil Rheinau. Der AfD-Kandidat für den Gemeinderat hatte demnach mehrere Plakatabreißer auf frischer Tat ertappt. Nach Angaben der AfD waren insgesamt drei Personen beteiligt, zwei konnten flüchten.

Auf einem Video, das der dpa von der AfD weitergegeben und das offenbar vom verletzten AfD-Kandidaten selbst gefilmt wurde, ist zu sehen, wie der Filmende einem jüngeren Mann über den Marktplatz hinterherläuft und schreit "Stopp! Bleiben Sie stehen!". Der jüngere Mann trägt mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm und hat ein Teppichmesser in der Hand. "Sofort hinlegen!", ruft der Filmende. Dann entsteht ein Handgemenge. Zu sehen ist, wie der Mann mit dem Messer ausholt, die restlichen Bilder sind verwackelt.

Der AfD-Politiker wurde nach Angaben aus der Gemeinderatsfraktion am Ohr und Bauch getroffen. Er habe vor dem Vorfall eine Veranstaltung des AfD-Kreisverbands besucht, berichtete Jörg Finkler von der AfD-Gemeinderatsfraktion. Er selbst sei bis in die Morgenstunden bei dem Verletzten im Krankenhaus gewesen - mit dessen Frau. Der Kandidat werde die Klinik wohl im Tagesverlauf verlassen.

Die Partei sprach zunächst von einer Attacke von Linksextremisten - davon war später in der Mitteilung der Ermittler keine Rede. "Wir sind erschrocken und bestürzt", sagte AfD-Landeschef Markus Frohnmaier. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Anton Baron, bewertete die Messerattacke als Ausdruck totalitärer Machtphantasien: "Egal ob Islamismus oder Linksextremismus – wer weder Meinungsfreiheit akzeptiert noch vernünftige Argumente hat, greift inzwischen zum Messer. Das ist bestürzend und zeigt, wie tief die Spaltung unserer Gesellschaft inzwischen vorangeschritten ist."

Erst am Freitag hatte ein mutmaßlich islamistisch motivierter Mann in Mannheim mehrere Menschen bei einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa mit einem Messer angegriffen, ein Polizist starb.

Der Vorfall ist auch nicht der erste Angriff auf Politiker und Politikerinnen. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Fälle offensichtlich politischer Attacken für Aufsehen gesorgt. Unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen.

Daher äußerten sich am Mittwoch auch nicht nur AfD-Vertreter zu dem Geschehen in Mannheim. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) erklärte: "Diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen. Wer Wahlbewerber attackiert, stellt unsere freien, gleichen, allgemeinen, unmittelbaren und geheimen Wahlen in Frage – und damit die Basis unserer Demokratie." Der Hass und die Gewaltbereitschaft, die sich in der Gesellschaft derzeit Bahn brechen, seien unerträglich. "Wir müssen zurückkehren zu einem respektvollen und friedlichen Wettstreit um die besten Lösungen für unser Gemeinwesen."

Die Heidelberger Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner von den Grünen, die auch parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium ist, erklärte: "Mit Entsetzen habe ich vom brutalen Angriff auf einen AfD-Gemeinderatskandidaten in Mannheim erfahren. Die Eskalation der Gewalt gegenüber Politikern aller Parteien, die wir in den letzten Wochen beobachten mussten, ist in keiner Weise zu rechtfertigen."