Alarmierende Studie: Abwasserbakterien gelangen aus dem Meer landeinwärts

Laut einer Studie gelangen aus dem Meer Abwasserbakterien in die Luft und werden landeinwärts geweht – kilometerweit und in großen Mengen. Auch besorgniserregend: Ob die Mikroorganismen krank machen, weiß niemand.

Huge wave breaking. Ocean spray is thrown into the air. World famous surf break named Jaws on the Northshore of Maui, Hawaii.
Huge wave breaking. Ocean spray is thrown into the air. World famous surf break named Jaws on the Northshore of Maui, Hawaii.

Von Menschen verursachter Unrat gelangt über die Flüsse in die Meere. Damit werden die Meere auch mit Mikroorganismen verunreinigt, was wiederum Folgen für den Menschen hat. Er kommt mit den Mikroorganismen in Berührung – auch durch Einatmen, wie nun feststeht. Laut einer US-Studie gelangen Abwasserbakterien aus dem Meer durch Wasseraufwirbelungen in die Luft und werden ins Festland geweht.

Für die Studie haben Wissenschaftler des Meeresforschungszentrums Scripps Institution of Oceanography zwischen Januar und Mai 2019 jeweils nach einem Sturm die Aerosole, also das Gemisch aus Wasserpartikeln und Luft, an der Küste von Imperial Beach, Kalifornien und das Wasser des Tijuana River untersucht.

Warum Tijuana River? In den 195 Kilometer langen Fluss im Süden Kaliforniens und im nordmexikanischen Bundesstaat Baja California gelangt verunreinigtes Wasser aus den "überlasteten" mexikanischen Kläranlagen, so die britische Zeitung The Guardian, bevor es in den Pazifik mündet.

Gefährlicher Kreislauf?

Auf diese Weise wird zunächst der Ozean mit Bakterien verseucht, wie die Forschenden mit Hilfe von DNA-Sequenzierungen feststellen konnten. Dann gelangen die Mikroorganismen durch Wasseraufwirbelungen in die Luft der Küstenregion. Und das offenbar in großen Mengen.

In den Proben konnten die Forschenden nachweisen, dass drei Viertel der Bakterien in der Luft von Imperial Beach aus der Brandungszone des Pazifiks stammen. Und auch das ist beunruhigend: Die aus dem Meer in die Luft geschleuderten Bakterien verbleiben nicht etwa in Küstennähe, sie werden Kilometerweit landeinwärts geweht.

Bahnbrechende Studie

Die am Donnerstag im Wissenschaftsmagazin Environmental Science and Technology veröffentlichte Studie ist deshalb von Bedeutung, als sie die erste ist, die bakterienverseuchte Meeresluft mit Wasseraufwirbelungen in Verbindung bringt. Und weil mit dem Ergebnis klar geworden ist, dass Küstenbewohner sich nicht ins Wasser begeben müssen, um mit den Mikroorganismen in Berührung zu kommen.

Mit den Erkenntnissen stellt sich zwangsläufig die Frage: Sind die aus dem Meer stammenden Bakterien gefährlich? Bisher wissen die Wissenschaftler nur so viel: "Einige sind Krankheitserreger, andere nicht", sagt laut The Guardian die Atmosphärenchemikerin Kim Prather vom Scripps Institution of Oceanography, die die Studie geleitet hat. Welche Auswirkungen aber "das Einatmen dieses Cocktails aus dem Meer" auf den Menschen hat, sei noch unklar.

Näheres wolle man in einer weiteren Studie herausfinden. Diese soll, berichtet The Guardian, demnächst anlaufen. Bis man mehr über das Thema weiß, hofft Prather auf einen sensiblen Umgang mit dem Problem in betroffenen Küstenregionen. Ihr Traum sei es, sagt sie, "Bedingungen zu definieren, unter denen es schlecht ist, die Luft einzuatmen". So könnte man, wie im Fall hoher Luftverschmutzung, Warnungen für besonders gefährdete Menschen aussprechen.