Aretha Franklin ist tot: Abschied von einer Gigantin

Aretha Franklin ist im Alter von 76 Jahren verstorben. (Bild: Nicholas Hunt/WireImage/Getty Images)
Aretha Franklin ist im Alter von 76 Jahren verstorben. (Bild: Nicholas Hunt/WireImage/Getty Images)

Mit Aretha Franklin ist nicht nur die Queen of Soul, sondern eine der größten US-amerikanischen Popkünstlerinnen aller Zeiten verstorben.

Traurige Gewissheit: Nach seiner schweren Krankheit verstarb die 76-jährige Aretha Franklin am 16. August 2018 in Detroit. Das bestätigte Franklins Pressesprecherin Gwendolyn Quinn gegenüber Associated Press. Franklins Familie veröffentlichte außerdem ein emotionales Statement:

“Es ist einer der dunkelsten Momente in unseren Leben und wir können den Schmerz, den wir gerade in unseren Herzen empfinden nicht in Worte fassen. Wir haben unsere Matriarchin, unseren Fels in der Brandung verloren. Die Liebe, die sie für ihre Kinder, Enkel, Nichten, Neffen und Cousins empfunden hat, kannte keine Grenzen.”

Ihre Wurzeln hatte Aretha Louise Franklin, geboren 1942 in Memphis, Tennessee, in der Gospelmusik. Schon als Kind sang sie in der New Bethel Baptist Church, wo ihr Vater Pastor war. Ihr Vater wurde auch ihr Manager. Als sie 14 war, tourte er mit ihr im „Gospel Caravan“ von Kirche zu Kirche und verschaffte ihr einen ersten Plattendeal für ihr Debütalbum „Songs of Faith“.

Der Gospel blieb für immer Teil ihrer DNA, war bis zuletzt ein wesentlicher Grundpfeiler, auf dem Franklin ihre sechs Dekaden spannende Karriere aufbauen sollte. Aber es sollte keine geistliche, sondern weltliche Musik werden, die Franklin berühmt machte. Als Franklin zum ersten Mal Sam Cooke hörte, war für sie alles klar: Sie beichtete ihrem Vater, dass sie ab jetzt Popmusik machen möchte. Der willigte ein – und half ihr auch weiterhin.

Aretha Franklin tauschte eine Gospel- gegen eine Popkarriere. (Bild: GAMMA/Gamma-Rapho via Getty Images)
Aretha Franklin tauschte eine Gospel- gegen eine Popkarriere. (Bild: GAMMA/Gamma-Rapho via Getty Images)

Im Alter von 18 Jahren bekam Franklin einen Deal – wenn auch keinen besonders guten – mit der legendären Plattenfirma Columbia Records. Es sollte aber noch einige Jahre und einen Wechsel zu Atlantic Records dauern, bis sich in den späten 1960ern der Erfolg einstellte. Ab da hatte sie den so berechtigten Titel „Queen of Soul“ inne, den man ihr zeit ihres Lebens nicht mehr streitig machen sollte.

Aretha Franklin im Jahr 1970. (Bild: Daily Mirror/Mirrorpix via Getty Images)
Aretha Franklin im Jahr 1970. (Bild: Daily Mirror/Mirrorpix via Getty Images)

Denkt man an Franklin, denkt man vielleicht zuerst an ihren Song „Respect“, ein Stück aus der Feder von Otis Redding, das bis heute ihr bekanntestes bleibt. Mehr als das: Der Song wurde zu einer Hymne für die afroamerikanische Frauen- und Bürgerrechtsbewegung.

Franklins Reise führte über Gospel und Soul bis zu Pop und Dance. Sie hatte keine Angst vor Veränderung – und das machte sich bezahlt. Auch in den 1980er-Jahren feierte sie große Erfolge, war bis vor Kurzem die Künstlerin mit den meisten verkauften Singles. Franklin gewann unzählige Grammy Awards, trat im Weißen Haus auf und sang sich in die Geschichtsbücher der Popmusik. Sie ist zudem die erste Frau, die in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde.

Über allem, was Franklin musikalisch machte, stand diese unvergleichliche, vielschichtige Stimme, dieses grandiose Timbre. Soul kommt von Seele, keine Stimme weist darauf so hin wie jene von Franklin. Ihre Stimme rührte zu Tränen – das konnte man auch bei ihrem Auftritt 2015 im Kennedy Center für US-Präsident Barack Obama sehen:

Bereits vor Tagen berichteten zahlreiche Medien über den schlechten Gesundheitszustand der Sängerin. Später wurde bekannt, dass sie sich in einem Hospiz befindet und sich ihre Familie von ihr verabschiedet.

Franklins letzter Auftritt auf einer Gala von Elton John am 7. November 2017 in New York City. (Bild: Nicholas Hunt/WireImage/Getty Images)
Franklins letzter Auftritt auf einer Gala von Elton John am 7. November 2017 in New York City. (Bild: Nicholas Hunt/WireImage/Getty Images)

Aretha Franklin hat unzählige große Kolleginnen maßgeblich beeinflusst. Ohne Franklin keine Whitney Houston, keine Alicia Keys, keine Mary J. Blige, die Reihe ließe sich ewig fortsetzen – aber auch für männliche Kollegen war Franklin ein herausragendes Idol. Ihr Name ist aus der US-amerikanischen Musik nicht wegzudenken. Aretha Franklin hinterlässt gleichermaßen ein großes Erbe wie eine riesige Lücke.