Chantal als Proll-Prinzessin: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Kein Anschluss unter dieser Nummer ... Chantal (Jella Haase) hat große Schwierigkeiten, sich im Märchenland zurechtzufinden. (Bild: Constantin Film Verleih/Gordon Timpen)
Kein Anschluss unter dieser Nummer ... Chantal (Jella Haase) hat große Schwierigkeiten, sich im Märchenland zurechtzufinden. (Bild: Constantin Film Verleih/Gordon Timpen)

"One Life" mit Sir Anthony Hopkins, "Kleine schmutzige Briefe" und "Chantal im Märchenland", das neue "Fack Ju Göhte"-Spin-off mit Jella Haase: Das sind die Kino-Neustarts am 28. März.

Vornehm, tugendhaft, rein im Herzen und wunderschön - diese Umschreibungen treffen auf fast alle Prinzessinnen zu, die aus der Welt der Märchen bekannt sind. Hin und wieder ist mal eine dezent rebellisch oder etwas hochnäsig. Aber egal, in welcher Grimmschen Geschichte man sucht, so eine Prinzessin wie diese hier hat es bislang noch nie gegeben: Chantal Ackermann, eine der beliebtesten und zugleich prolligsten Figuren der "Fack Ju Göhte"-Reihe, feiert mit "Chantal im Märchenland" ihr Comeback.

Außerdem neu im Kino: "One Life" mit Anthony Hopkins erzählt von einem Briten, der hunderte Kinder vor dem Holocaust rettete, und in "Kleine schmutzige Briefe" wird ein konservatives Küstenstädtchen von schlimmen Ferkeleien in der Post erschüttert.

Chantal im Märchenland

Ein "Fack Ju Göhte"-Spin-off, angesiedelt in der Welt der Feen und Drachen? Die Idee erscheint zunächst reichlich absurd, ist aber eigentlich doch recht smart. Die Kaugummi kauende Chantal (wieder verkörpert von Jella Haase) als märchenhafte Prinzessin, das bietet viel Spielraum für einen Culture-Clash der besonderen Art und jede Menge krawallige Unterhaltung. Ausgedacht hat sich das Ganze wieder "Fack Ju Göhte"-Schöpfer Bora Dagtekin, der das Drehbuch zu "Chantal im Märchenland" schrieb und auch Regie führte.

Und die Geschichte geht so: Einige Zeit nach dem Abschluss an der Goethe-Schule versucht Chantal sich immer noch (ohne nennenswerten Erfolg) als Influencerin. Als sie mit ihrer besten Freundin Zeynep (Gizem Emre) unterwegs ist, stehen die beiden plötzlich vor einem großen Spiegel. Ein magisches Portal, wie sich herausstellt. Wenige Augenblicke später finden Chanti und Zeynep sich dann in einer ganz neuen Welt wieder.

"Cool ey!", denkt Chantal, hier in dieser glitzernden Märchenwelt kann sie bestimmt erstklassigen Content für ihre Follower erstellen. Doch bald stellt sich Ernüchterung ein, nicht nur, weil sie in der neuen Umgebung ohne Microsoft Edge auskommen muss. Chantal soll jetzt eine Art Dornröschen sein, hat darauf aber gar keinen Bock. "Nein, ich will ein anderes Märchen! Eins mit Sex und Drogen. Oder Strippern!" Als dann auch noch der magische Spiegel kaputtgeht, ihr einziger Weg zurück nach Hause, ist der märchenhafte Schlamassel perfekt.

Neben Jella Haase und Gizem Emre tauchen in "Chantal im Märchenland" weitere bekannte Gesichter aus dem "Fack Ju Göhte"-Kosmos auf. Max von der Groeben etwa spielt Prinz Bosco, während Elyas M'Barek für einen kleinen Gastauftritt noch einmal in seine alte Rolle als Zeki Müller schlüpft. Außerdem mit dabei: Frederick Lau als Ritter Artolf und Nora Tschirner als Hexe Sansara - ein ziemliches "Miststück", findet Prinzessin Chantal.

Kleine schmutzige Briefe

"Verehrte Edith, du fuchsteufelsgeile Hure ...": Wenn eine Edith heute einen Brief bekäme, der so beginnt (und dann auch genau so weitergeht), es müsste ihr unweigerlich die Schamröte ins Gesicht treiben. Wie muss das erst im ländlichen England um 1920 gewesen sein? Kaum auszumalen! Und doch: Ein echter Skandal diente als Vorlage für die Komödie "Kleine schmutzige Briefe", die jetzt in den Kinos startet. Ein versautes, obszönes (Anti-)Sittenbild, lustvoll und kurzweilig inszeniert von Regisseurin Thea Shamrock ("Ein ganzes halbes Jahr", Drehbuch: Jonny Sweet).

Edith (Olivia Colman, links) hat
Edith (Olivia Colman, links) hat "schmutzige kleine Briefe" erhalten und ist überzeugt davon, dass ihre Nachbarin Rose (Jessie Buckley) diese verschickt hat. (Bild: Studiocanal/Parisa Taghizadeh)

Handlungsort ist das Küstenstädtchen Littlehampton. Man trägt die Röcke dort lang, die Blusen und Hemden bis ganz nach oben zugeknöpft. Die Menschen in Littlehampton sind konservative, anständige Leute. Aber irgendwo unter ihnen verbirgt sich ein schwarzes Schaf, das vor Kurzem damit begonnen hat, "kleine schmutzige Briefe" zu verschicken, in denen sich eine gotteslästerliche Unflätigkeit an die nächste reiht.

Die Bürger der Stadt, allen voran Edith Swan (Olivia Colman), sind schockiert, aufgebracht, vollkommen außer sich. Aber woher stammen denn nun diese anonym verschickten Briefe? Edith hat sofort einen Verdacht: Rose Gooding (Jessie Buckley), die war's bestimmt! Edith und Rose können sich nicht leiden, und mit der Moral hat die wilde Rose es auch nicht so. Aber Rose sagt, sie war's nicht. So begibt sich eine Gruppe besorgter Frauen gemeinsam mit der Polizei auf eine groß angelegte Suche nach der Täterin oder dem Täter, während immer neue Ferkeleien in der Post landen.

One Life

"Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben": Das soll das Lebensmotto von Nicholas Winton gewesen sein, einer stillen britischen Heldenfigur aus der Zeit, als Hitler und sein Terror-Regime die gesamte Welt ins Chaos stürzten. 1938, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, rettete Winton insgesamt 669 Kinder vor dem Holocaust. 2014 veröffentlichte seine Tochter Barbara Winton die Biografie "If it's not impossible ...", schon mehrfach wurde die Geschichte von Nicholas Winton verfilmt. Jetzt wird sie noch einmal auf der großen Leinwand nacherzählt - mit Anthony Hopkins als Hauptdarsteller.

Trotz vieler Hürden gelingt es Nickolas Winton (Johnny Flynn), kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hunderte Kinder aus Prag nach Großbritannien zu holen. (Bild: SquareOne Entertainment)
Trotz vieler Hürden gelingt es Nickolas Winton (Johnny Flynn), kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hunderte Kinder aus Prag nach Großbritannien zu holen. (Bild: SquareOne Entertainment)

Regisseur James Hawes inszenierte "One Life", das Drehbuch verfassten Lucinda Coxon und Nick Drake. Auch Nicholas Wintons Tochter unterstützte die Produktion bis zu ihrem Tod 2022 aktiv. Der Held dieser Geschichte, zuweilen als "britischer Schindler" bezeichnet und 2002 von Elizabeth II. zum Ritter geschlagen, bekommt von dieser großen Leinwand-Würdigung nichts mehr mit. 2015 starb Sir Nicholas Winton im Alter von 106 Jahren.

Die Verdienste von Winton werden im Film zweigeteilt aufgearbeitet. Der erste Teil erzählt von der eigentlichen Rettungsaktion 1938. Bei einem Besuch in Prag wird der Londoner Börsenmakler Nicky Winton (in der jungen Version: Johnny Flynn) auf die unmenschlichen Verhältnisse aufmerksam, in denen viele jüdische Flüchtlinge leben. Die meisten von ihnen sind vor den Nazis aus Deutschland geflohen, und es zeichnet sich bereits ab, dass sie auf Dauer auch in der Tschechoslowakei nicht sicher sind. Unterstützt von seiner Mutter Babette (Helena Bonham Carter) schafft Winton trotz vieler Hürden und Widerstände mehrere Hundert Kinder aus Prag nach Großbritannien und rettet ihnen so das Leben.

Winton wird später für seinen Mut und sein Engagement gefeiert, doch ihn plagen die Ereignisse von damals und das schlechte Gewissen gegenüber denjenigen Kindern, die er trotz seines Einsatzes nicht retten konnte. 1988, ein halbes Jahrhundert nach der großen Rettungsaktion, wird Nicholas Winton (jetzt gespielt von Anthony Hopkins) von der BBC in eine Fernsehsendung eingeladen, wo es zu einer denkwürdigen Begegnung kommt ...