Die 10 besten Miniserien auf Netflix

Serienmarathons für Menschen mit wenig Zeit

Auf Netflix gibt es einige der besten Miniserien aller Zeiten - man muss sie nur finden (Symbolbild: Phil Barker/Future Publishing via Getty Images)
Auf Netflix gibt es einige der besten Miniserien aller Zeiten - man muss sie nur finden (Symbolbild: Phil Barker/Future Publishing via Getty Images)

Auf Netflix gibt es einige der besten Miniserien, doch man muss sie in den Unmengen an Inhalten erst finden. Denn Miniserien sind das perfekte Format für Menschen, denen zum regelmäßigen Serien-Bingen einfach die Zeit fehlt.

Wir leben im goldenen Serienzeitalter, in dem es hochkarätige Filmemacher und Schauspieler ins TV und auf die Streaming-Dienste zieht, um ihre Geschichten nicht ein anderthalb Stunden runterzuerzählen, sondern sich mehrere Staffeln dafür Zeit lassen. Damit lässt sich bei der Erzählung oft mehr in die Tiefe gehen, Hintergründe beleuchten und Fans länger binden.

Der große Nachteil ist, dass nicht jeder die Zeit hat, Stunden um Stunden und Staffel um Staffel in mehrere Serien einzutauchen und letztlich ganze Tage in eine einzige Serie zu investieren. Viele tolle Geschichten verpasst man damit also.

Umso schöner ist es, wenn man einen Serien-Marathon gleich an einem, maximal zwei Abenden abschließen kann. Ein Hoch also auf die Miniserie: Keine Cliffhanger, kein zu langes Aufbleiben und keine tagelange Zeitinvestition in eine einzige Geschichte. Doch die modernen Streaming-Dienste machen es einem nicht immer leicht, in einer überwältigenden Auswahl die wahren Perlen zu finden. Wir haben auf Netflix gestöbert und zehn der besten Miniserien herausgepickt, die sich wirklich lohnen, ohne zu viel Zeit zu fressen.

Beef

"Beef" von Lee Sung Jin gehörte bei den TV-Preisen der aktuellen Award Season zu den großen Abräumern, und das vollkommen zu Recht. Die zehnzeilige Miniserie "Beef" zeichnet ein Bild einer Großstadtwelt, die ihr drohendes Burnout hinter einem krampfigen Lächeln verbirgt und ihren Frust gelegentlich in Mikrointeraktionen entlädt. Die beiden mehrfach ausgezeichneten Hauptdarsteller Steven Yeun und Ali Wong geraten darin zu Beginn in ihren Autos aneinander und verwickeln sich daraufhin in eine Fehde, in deren Verlauf ein Spannungsfeld aus Wohlstandsgefälle, unerfüllten Lebenserwartungen und dem daraus resultierenden Unzufriedenheit entsteht.

Was mit kalter Wut und Zynismus beginnt, zeigt dabei viele Momente von tiefschwarzem Humor, unterschwelliger Traurigkeit und unerwartetem Aufkeimen von Hoffnung. Ganz nebenbei entlarvt die Serie dabei eine Gesellschaft, die meint, sich aus kurzen, viralen Clips von Mikrointeraktionen - das aggressive, anonyme Aufeinandertreffen der Protagonisten, aufgenommen von einer Handykamera, flimmert immer wieder über unterschiedliche Bildschirme - ein Urteil bilden zu können.

Spuk in Hill House

Mike Flanagan ist ein moderner Meister des Horrors. Kaum jemand verfilmt Stephen King besser als er ("Doctor Sleep" ist eine würdige "Shining"-Fortsetzung, und "Gerald's Game" ist ein echter Geheimtipp auf Netflix), doch so gut seine Filme sind, liegt seine wahre Stärke in Miniserien, die allesamt auf Netflix zu finden sind. Zuletzt begeisterte er mit "Der Untergang des Hauses Usher", in dem er mehrere Erzählungen und Motive von Edgar Allen Poe zu einer großen Geschichte verknüpft. Sein Meisterstreich ist und bleibt jedoch "Spuk in Hill House", wo echter Grusel auf emotionale Tiefe trifft.

Der Horror ist hier kein Selbstzweck, der faul mit lauten Geräuschen erschreckt, sondern lässt einem auf subtile Weise das Blut in den Adern gefrieren (immer den Hintergrund genau im Auge behalten!) während er auf symbolischer Ebene eine herzzerreißende Geschichte einer von Trauma, Sucht und Ängsten zerrissenen Familie zeichnet.

Unorthodox

Eine Miniserie made in Germany, die mit einer überragenden Shira Haas in der Hauptrolle eine Geschichte von Rebellion, Mut und dem Wunsch nach Freiheit erzählt. Darin geht die 19-jährige Esty, die der ultraorthodoxe jüdische Religionsgemeinschaft der Satmarer in New York angehört, eine arrangierte Ehe ein und entflieht diesem fremdbestimmten Leben schließlich nach Berlin. Dort trifft sie nicht nur auf ihre Mutter, die der Gemeinschaft aufgrund ihrer Homosexualität schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt hat, sondern freundet sich auch mit einer Gruppe Musikstudenten an, in deren Sog aus Modernität, Diversität und Weltoffenheit sie sich von ihrer restriktiven Vergangenheit freistrampelt.

Die Macher der Miniserie haben sich bei der Verfilmung von Deborah Feldmanns gleichnamigen Memoiren einige Freiheiten genommen, doch das tut der starken Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach Selbstbestimmtheit keinen Abbruch. "Unorthodox" hatte auch international Erfolg - und gehört zu den Highlights auf Netflix.

Das Damengambit

Einigen Indie-Horror-Fans war Anya Taylor-Joy schon seit "The Witch" ein Begriff, doch den großen Durchbruch schaffte sie mit "The Queen's Gambit" - in Deutschland erschienen unter dem Titel "Das Damengambit". Die Miniserie hat während des Corona-Lockdowns in vielen Menschen die Leidenschaft für Schach entfacht, doch auch Menschen, die keine Faszination für das Strategiespiel entwickeln können, kommen bei der stylisch ausgestatteten, toll gespielten Coming-of-Age-Story auf ihre Kosten.

Ein wenig mehr Tiefgang hätte man sich bei dem immer wieder thematisierten Suchtproblem von Protagonistin Beth und den Hürden einer Frau, die sich in den 60er Jahren in einer Männerdomäne behaupten will, gewünscht. Was übrig bleibt, ist jedoch so unterhaltsam, mitreißend und schlicht schön anzuschauen, dass es immer noch zu den kurzweiligsten Miniserien auf Netflix gehört - mit einer umwerfend charismatischen Hauptdarstellerin, die sich darin zum Weltstar gespielt hat.

Maid

Auch "Maid" hat seinen großen Trumpf in seiner Hauptdarstellerin: Margaret Qualley trägt die schwierige Geschichte um eine junge Mutter, die sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreit und in eine unsichere, finanziell instabile Zukunft aufbricht, mit so sensiblem wie starkem Spiel auf ihren Schultern, doch auch ohne sie wäre es zu leicht gewesen, bei einer derartigen Prämisse ins Melodrama, abzurutschen sich in quälender Miserie zu wälzen oder es sich mit einem Girl-Power-Ansatz zu leicht zu machen.

Diese Fallstellen umschifft "Maid" und zeichnet stattdessen ein realitätsnahes, ungeschöntes Bild davon, wie es ist, in Armut zu leben und dabei psychologischen Balast bei sich zu tragen. Dabei stellt es Protagonistin Alex weder als übernatürliches Wesen dar, das einfach nur mit starkem Willen alle Hindernisse überwindet, noch als ewiges Opfer, das in Trauer und Trauma versinkt - sondern einfach als echten, sympathischen Menschen.

Unbelievable

In die Melodrama-Falle hätte leicht auch "Unbelievable" abrutschen können. Doch die (wahre!) Geschichte einer jungen Frau, der bei der Anzeige einer Vergewaltigung niemand glaubt und die sich stattdessen von den Ermittlern einreden lässt, eine Falschaussage getätigt zu haben, wegen der sie selbst vor Gericht landet, hätte als effektheischendes, lautes Gerichtsdrama an Wirkung verloren. Die Time bezeichnete die Miniserie deshalb in ihrer Rezension einst als "Anti-'Law & Order'". Stattdessen wirft es einen realistischen Blick auf das stille Leiden von Frauen, die zum Opfer geworden sind, und die oft ebenso stille Wut derjenigen, die deren Fälle ans Licht bringen wollen.

Die Serie basiert auf wahren Begebenheiten einer Vergewaltigungsserie in den Bundesstaaten Washington und Colorado, und in bestimmten Szenen muss man sich das wieder in Erinnerung rufen - nicht zuletzt während des Verhörs durch die misstrauischen Ermittler, deren Verhalten fassungslos macht.

Bodies

Krimi-Serien gibt es viele, doch "Bodies" ist anders. Zum einen ist es keine Verfilmung eines Krimi-Wälzers, sondern eines Comics. Zum anderen integriert die Geschichte Zeitreise in seinen Mordfall: Zwischen vier Zeitebenen springt die Serie hin und her, in der vier verschiedene Ermittler den gleichen Mord lösen wollen.

Vertragen sich Krimi und Zeitreise? "Bodies" beantwortet die Frage mit einem eindeutigen Ja, da die Miniserie nie ins Lächerliche oder auch nur zu weit ins Fantasy-Genre abdriftet, sondern vielmehr philosophische Fragen über die weitreichenden Folgen von bestimmten Entscheidungen und Handlungen aufwirft. Ein weiteres Highlight ist die Besetzung, die zwar nicht mit vielen bekannten Namen aufwartet, doch dank Kyle Soller, Jacob Fortune Lloyd, Amaka Okafor, und Shira Haas (bekannt aus "Unorthodox") als Ermittler stets die richtigen Töne trifft. Zusammengehalten wird alles von dem immer noch schändlich unterschätzten Charakterdarsteller Stephen Graham, der als Hauptverdächtiger in jeder Zeitebene auftaucht und mit starkem Spiel als roter Faden der Geschichte dient.

Transatlantic

Die Miniserie um Widerstandskämpfer, die im Frankreich des zweites Weltkriegs gegen die Nazis kämpfen, gehört zu denjenigen, die dank mangelndem Marketing und vor allem zu viel anderen Inhalten auf Netflix etwas untergegangen sind. Dabei hat "Transatlantic" ein größeres Publikum verdient.

Die Serie mit internationalem Cast um Gillian Jacobs und Hanno Koffler gibt die wahren Begebenheiten rund um das Emergency Rescue Committee, auf denen sie basiert, respektvoll wieder und ist dabei dennoch spannend und stylisch genug, um ebenso unterhaltsam wie informativ zu sein.

Maniac

Auch "Maniac" ist zu schnell aus dem Blickfeld von Serienfans verschwunden. Dabei gehört Cary Fukunagas Miniserie zum Originellsten, was es auf Streaming-Diensten zu sehen gibt. Emma Stone und Jonah Hill spielen darin Probanden in einer Testreihe von Psychopharmaka, die nicht so laufen wie geplant. Mit außergewöhnlicher Bebilderung und fantasievollen Wendungen, die ein gefundenes Fressen für Fans der Filme von Spike Jonze oder Michel Gondry sind, hat "Maniac" einen eigenwilligen aber cleveren Blick auf Themen rund um psychische Gesundheit, Familiendynamik und die Zukunft unserer Gesellschaft.

Einigen mag die Serie zu sperrig sein, doch bei anderen dürfte der Mix aus Drama, Thriller und Science Fiction genau ins Schwarze treffen.

Midnight Mass

Zum Abschluss ein weiteres Horror-Meisterwerk von Mike Flanagan, das ebenso wie "Spuk in Hill House" nicht auf billigen Schockfaktor setzt, sondern emotionale Tiefe und kluge Beobachtung menschlichen Verhaltens. In "Midnight Mass" kehrt ein aus dem Gefängnis entlassener Mann in seinen Heimatort auf einer isolierten Insel zurück und trifft dort zeitgleich mit dem neuen, charismatischen Priester ein. Dieser meint, den Schlüssel zur Erlösung für seine Gemeinde mit dabei zu haben, doch schnell erweisen sich die "Wunder", die er herbeiruft, als Fluch.

Die Miniserie nimmt nicht nur eine überraschende Wendung mit der Auflösung der wahren Quelle des vermeintlich himmlischen Segens, sondern zeigt auch auf intelligente Weise sowohl die besten als auch schlechtesten Seiten von Religiosität - von oft fehlgeleiteter oder falscher Fürsorge über grausamen Fanatismus bis hin zu echter Güte. Flanagans üblicher und wie immer starker Cast aus seinen Lieblingsschauspielern wird hierbei angeführt von einem überragenden Hamish Linklater als unergründlicher Priester, der mehr als ein Geheimnis mit sich trägt.

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