Die seltene Blüte einer "Leichenblume" lockt in San Francisco Tausende Besucher an

Trotz ihrem üblen Geruch standen die Menschen Schlange, um die Amorphophallus titanum in voller Blüte zu sehen

Die Amorphophallus titanum hat den größten Blütenstand im Pflanzenreich, der wie eine einzelne Blüte wirkt. Der lateinische Name bedeutet übersetzt übrigens so viel wie
Die Amorphophallus titanum hat den größten Blütenstand im Pflanzenreich, der wie eine einzelne Blüte wirkt. Der lateinische Name bedeutet übersetzt übrigens so viel wie "gigantischer unförmiger Penis". (Foto: REUTERS/Carlos Barria)

Die Natur ist voller Kuriositäten und Merkwürdigkeiten, die uns immer wieder aufs Neue zu faszinieren wissen. So haben wir schon über Löcher in der Wolkendecke, die wie riesige Quallen im Himmel aussehen, berichtet und über Fische, deren Sexualverhalten so einen Lärm verursacht, dass es Menschen um ihren Schlaf bringt. Heutiges besonderes Naturphänomen: eine Pflanze namens Titanenwurz, die nur alle 7 bis 10 Jahre blüht und dann nach spätestens drei Tagen auch schon wieder verblüht ist. Als wäre das noch nicht besonders genug, trägt die von Sumatra stammende Pflanze den Beinamen "Leichenblume" (Englisch "Corpse Flower") – weil der "Duft" ihrer Blüte an den Gestank verrottenden Fleisches erinnert.

Ein Exemplar der offiziell als Amorphophallus titanum bezeichneten Pflanze hat in den vergangenen Tagen in der California Academy of Sciences in San Francisco ihre Blüte geöffnet – und mit seinem einzigartigen Geruch zahlreiche Besucher*innen angelockt.

Aas, Käsefüße, Knoblauch: Der Geruch von Titanenwurz ruft unterschiedliche Assoziationen hervor

Es ist tatsächlich ein seltenes Naturschauspiel, das sich den Besucher*innen des botanischen Gartens der California Academy of Sciences geboten hat, denn die überdimensionale Blume, die bis zu drei Meter hoch werden kann und nur einmal pro Jahrzehnt blüht, gehört zu den gefährdeten Arten. Allein deshalb ist es schon beinahe logisch, dass Hunderte interessierte Besucher*innen kurzfristig Arbeit oder Schule haben sausen lassen, um die nur kurzzeitig geöffnete Blüte der Titanenwurz-Pflanze live zu sehen, wie in diesem Video festgehalten wurde:

Sky News zitiert eine Mutter, die ihr Kind am Tag der Blüte sogar aus der Schule genommen hat, um über eine Stunde auf den Einlass zu warten: "Als wir gehört haben, dass sie blüht, haben wir gedacht: Da müssen wir hin, gleich früh morgens, sobald das Museum öffnet."

Für eine so seltene Erfahrung wie diese kann man dann auch den Gestank der Pflanze in Kauf nehmen, der von den Besucher*innen offenbar unterschiedlich wahrgenommen wird: Während viele von Schweißfüßen sprechen, denken andere an Knoblauch, wieder andere an ein Dixi-Klo. Vermutlich wissen viele von uns (glücklicherweise) einfach nicht, wie verrottendes Fleisch riecht, weswegen ein Besucher einen "süßlich beißenden Gestank" umschreibt und damit den Nagel am Ende doch auf den Kopf trifft.

Natürlich hat sich die Natur etwas bei diesem besonderen "Duft" der Blüte gedacht: Der Aas-Geruch soll vor allem zahlreiche Fliegen anlocken, die dann die Pollen der Pflanze weitertragen. Angesichts der Tatsache, wie gängig (Schmeiß)Fliegen sind (man muss im Sommer nur kurz das Fenster geöffnet lassen, um den Beweis für die Aussage zu haben), ist das sicher nicht die dümmste Taktik, die eine Pflanze für sich nutzen kann.

Die Titanenwurz ist in vielen botanischen Gärten vertreten

Es war übrigens das erste Mal, dass sich die Pflanze, die den Spitznamen "Mirage", also Illusion, trägt, in San Francisco geöffnet hat. 2017 war sie ein Geschenk an den botanischen Garten der California Academy of Sciences, wie es bei Sky News heißt. Dort wird sie seit 2020 für Besucher*innen im Regenwald-Bereich ausgestellt.

Wer jetzt neugierig geworden ist, muss aber nicht unbedingt zehn Jahre warten, um dann ganz schnell nach San Francisco zu fliegen: Titanenwurz-Pflanzen sind auch in vielen europäischen botanischen Gärten zu finden. Einer der besondersten Standorte dürfte der Botanische Garten Bonn sein, der laut eigener Aussage 34 verschiedene Arten der Gattung beherbergt und aus diesem Grund regelmäßige Blühereignisse zu verbuchen hat.