Die Einsamkeit der Mafiosi

In der zweiten Staffel der italienischen Crime-Drama-Serie "Il Cacciatore - The Hunter" geht der Kampf zwischen sizilianischen Mafiosi und den Ermittlern weiter. Abermals beleuchtet das hochspannende Format die Jagd von beiden Seiten.

Das Klischeebild der Mafiafilme hat seinen Ursprung in einer Wirklichkeit, in der es wohl ebenso erbarmungslos zuging und zugeht, wie uns die Produktionen der Filmindustrie Glauben machen. Das zumindest lassen die Erinnerungen erahnen, von denen der Staatsanwalt Alfonso Sabella 2008 in seinem Buch "Cacciatore di Mafiosi" berichtete. Was aber, wenn eine Mafiaserie auf genau diesen wahren Geschichten fußt? Lose basiert die italienische Dramaserie "Il Cacciatore - The Hunter", die nun in die zweite Staffel geht (ab 2. Juli bei Magenta TV), auf den Erlebnissen und Beobachtungen des Mafiajägers. Abermals widmet sich die hochspannende Produktion, deren brutaler Realismus einem die Sprache verschlagen kann, jenen sizilianischen Protagonisten, ohne die Italiens historische und gesellschaftliche Dynamik kaum zu verstehen ist.

Und noch immer geht es der fiktiven, aber an Sabella angelehnten Hauptfigur Saverio Barone (Francesco Montanari) darum, endlich seinen Erzfeind, den Mafiosi Brusca (Edoardo Pesce), dingfest zu machen, der einst den ebenfalls als Staatsanwalt tätigen Giovanni Falcone ermorden ließ. In der zweiten Staffel von "Il Cacciatore - The Hunter", die wieder im wilden Italien der 90er-Jahre spielt, scheint der Staatsanwalt dank der Aussage eines Kronzeugen näher am Ziel als je zuvor. Drei Jahre nachdem der Oberboss der Corleone-Mafia den zwölfjährigen Sohn eines Kronzeugen entführen ließ und Barone 300 Mafiosi festnehmen konnte, ohne den Jungen jedoch zu finden, steht er nun kurz vor der Festnahme Bruscas. Mafia-Kronzeuge Tony Calvaruso (Paolo Briguglia) hat ihm verraten, wo sich der dicke Cosa-Nostra-Fisch aufhält. Der Entführungsfall steht ebenso langsam vor der Auflösung.

Jäger und Gejagte

Wie schon Produktionen à la "Die Sopranos" nähert sich auch "Il Cacciatore - The Hunter" - wenngleich mit weitaus weniger Augenzwinkern - nicht nur dem hart ausgetragenen Kampf der Guten gegen die Bösen, sondern auch dem Privatleben und den psychischen Problemen der Hauptcharaktere - aus Perspektive der Jäger wie der Gejagten. So scheint Barone inzwischen das Familienleben mit seiner Frau Giada (Miriam Dalmazio) und seiner Tochter trotz kräftezehrender Arbeit in den Griff zu bekommen, während sein bester Freund und Kollege Carlo Mazza (Francesco Foti) damit hadert, die Anti-Mafia-Einheit zu verlassen. Das nämlich hatte er drei Jahre zuvor seiner Frau Teresa (Rosalba Battaglia) versprochen.

Währenddessen nimmt die Jagd auch die Verbrecher mit, die mehr und mehr in die Enge getrieben werden und sich umso gewaltsamerer Methoden bedienen. Der dauerflüchtige Oberboss Brusca scheint in Einsamkeit zu versinken, Kronzeugen tun sich überall auf, und selbst sein Bruder Enzo (Alessio Praticò) verhält sich eigenartig. Wem kann er noch vertrauen? Dass ein erbarmungsloser Kampf wie jener zwischen Ermittlern und Mafiosi an einem Menschen niemals spurlos vorbeigeht, versteht die italienische Crime-Drama-Serie unter Regie von Davide Marengo eindrücklich in Bilder, Dialoge und eine mitreißende Geschichte zu fassen. Großen Anteil daran dürfte der echte Staatsanwalt Sabella haben, der abermals an den Drehbüchern mitarbeitete.