Bei der EM in Kritik - Das müssen Sie über ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann wissen

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Claudia Neumann ist als Sportreporterin beim ZDF tätig. Sie kommentierte als erste deutsche Frau auch Fußballspiele der Männer. Warum dies teilweise auf Kritik stößt und sogar schon einen Shitstorm und eine Sexismus-Debatte auslöste, erfahren Sie hier.

Claudia Neumann: So wurde sie ZDF-Sportreporterin

Claudia Neumann war bereits in ihrer frühen Kindheit fußballbegeistert. Diese Begeisterung ließ sie über die Jahre nicht los und so machte sie ihr geliebtes Hobby zum Beruf und wurde die erste weibliche Fußball-Kommentatorin in Deutschland.

Claudia Neumann wurde im Jahr 1964 in Düren geboren. 1984 absolvierte sie ihr Abitur am Antonius Kolleg in Neunkirchen-Seelscheid/Rheinland. Nach ihrem Abitur ging sie ein Jahr nach Frankreich und studierte im Anschluss den Magisterstudiengang Germanistik, Pädagogik und Sport in Bonn.

Sie hospitierte 1991 bei RTL und arbeitete dort anschließend als freie Mitarbeiterin. Im Anschluss wechselte sie zu Sat.1 und punktete dort vor allem mit ihrem Wissen in den Bereichen Fußball, Tennis und Radsport.

Seit 1999 ist Neumann fester Bestandteil der ZDF-Hauptstadtredaktion Sport, als Redakteurin und Reporterin. Seit 2003 ist sie Nationalmannschaftsreporterin der Fußball-Frauen.

2011 begleitete sie als erste deutsche Frau die Fußball-WM der Frauen als WM-Kommentatorin im deutschen Fernsehen.

Ebenfalls als erste deutsche Frau kommentierte Neumann 2016 ein Fußballspiel der Herrenmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Bei der WM der Männer im Jahr 2018 und der EM 2020 wurde sie erneut als Sprecherin eingesetzt.

Im Jahr 2021 wurde sie von Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit dem Marie-Juchacz-Frauenpreis ausgezeichnet. Dreyer sagt über Neumann: ,,Als Pionierin steht Claudia Neumann für einen Aufbruch in der Sportberichterstattung. Sie hat sich damit große Verdienste um die Gleichstellung von Männern und Frauen erworben."

Über das Privatleben von Claudia Neumann ist nicht viel bekannt. Sie schweigt darüber, ob es einen Partner und/oder Nachwuchs in ihrem Leben gibt.

Ihr Auftritt als Live-Kommentatorin bei der EM 2016 löste einen Shitstorm aus

Claudia Neumann kommentierte als erste weibliche Live-Kommentatorin ein Fußballspiel der Herren. Bis heute spaltet sie die Gemüter. In den sozialen Medien wird jeder Auftritt von ihr genau beobachtet und oft auch kritisiert.

Dass Neumann als erste weibliche Kommentatorin eines EM-Fußballspiels der Männer in Frankreich auftrat, stieß bei vielen Zuschauern auf Unverständnis oder gar Empörung.

Im Netz wurde ein Shitstorm losgetreten, in dem es viel sachliche Kritik, aber auch beleidigende Kommentare hagelte. Die Internetgemeinde empörte sich unter anderem über die Stimme von Claudia Neumann.

Einige Twitter-User stellten die Frage, ob Neumann überhaupt ne Erlaubnis habe, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?" Andere behaupteten, dass Neumann lesbisch sein müsse, wenn sie als Fußballkommentatorin auftrete.

Das ZDF war schockiert über die zum Teil heftigen Reaktionen und nahm dies zum Anlass, eine Sexismus-Debatte zu eröffnen. Sie brachten einige Beleidigungen zur Anzeige.

Das war nicht der letzte Shitstorm für die Reporterin. So kam es auch bei der EM 2020 wieder zu niveaulosen Beleidigungen, als Claudia Neumann und ihre Assistentin Ariana Hingst das Fußballspiel der Herren Dänemark gegen Belgien kommentierten.

Das ZDF entgegnete: „Sie ist schon seit Jahren im live Fußball zu Hause und bringt neben ihrer Fachkompetenz ein erhebliches Maß an Erfahrung mit.“

Da Neumann und ihre Assistentin Ariane Hingst auf der Twitter-Seite der ARD angefeindet wurden, hat auch diese sich dazu geäußert: „Unabhängig davon, dass Claudia Neumann und Ariane Hingst beim ZDF kommentieren, wäre ein netterer Umgang miteinander und ein etwas respektvollerer Ton doch ganz cool, oder?“

Ihre Erfahrungen mit Hass im Netz verarbeitete Claudia Neumann in ihrem Buch „Hat die überhaupt ´ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“.

Claudia Neumann vertritt eine klare Haltung gegenüber Hass

In einem Interview auf dem YouTube Kanal ,,Manu Thiele" macht Neumann ihre Haltung gegenüber Hass auf Social Media über sie deutlich. Sie hat ihre ganz eigenen Strategien entwickelt, um mit den Beleidigungen und Anfeindungen umzugehen.

Neumann erzählte, dass sie sich nach einem Auftritt als Live-Kommentatorin das Feedback auf den Social Media Plattformen nicht ansieht. Sie sehe keinen Grund ihre Zeit dafür zu nutzen, sich das zum größten Teil sehr negative Feedback anzusehen: „Der Reflex nach Spielen ins Netz zu schauen ist mir wirklich fremd.“

Zudem lässt sie die Anfeindungen und die Beleidigungen nicht persönlich an sich heran. Als sie in einem ,,Stern"-Interview gefragt wird, was die Beleidigungen mit ihr machen, antwortete sie: ,,Nichts Besonderes, wenn ich ehrlich bin. Ich habe das eingeordnet im gesamtgesellschaftlichen Kontext."

Hatern empfahl sie im Interview mit der ,,Zeit": ,,Geht länger in die Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man auch andere Haltungen zu tolerieren."

Zudem bat sie Zuschauer um Nachsicht, da es beim Kommentieren natürlich zu Fehlern kommen kann. „Wenn ich zu Hause im Wohnzimmer sitze auf der Couch, dann sehe ich auch alles sofort (...)“

Im realen Leben kommt es laut Neumann selten zu harter Kritik oder Beleidigungen - im Gegenteil.