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Für neun Oscars nominiert: Das muss man über "Im Westen nichts Neues" wissen

Edward Bergers
Edward Bergers

 

"Im Westen nichts Neues" ist bei der 95. Verleihung der Academy Awards in neun Kategorien nominiert. Erfahren Sie hier, was man rund um die große deutsche Oscar-Hoffnung wissen muss.

Wenn in Los Angeles in der Nacht zum Montag zum 95. Mal die Academy Awards verliehen werden, hat man in Deutschland vor allem "Im Westen nichts Neues" im Blick. Der Kriegsfilm von Edward Berger ist für insgesamt neun Oscars nominiert, unter anderem auch als bester Film. In welchen Kategorien kann die Netflix-Produktion noch abräumen? Wann gewann zuletzt ein deutscher Beitrag? Und wer ist überhaupt jener Edward Berger? Hier werden die wichtigsten Fragen rund um Deutschlands große Oscar-Hoffnung beantwortet.

 

Worum geht es?

"Im Westen nichts Neues" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929 und ist inhaltlich in der Spätphase des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) angesiedelt. Im Zentrum stehen einige junge deutsche Soldaten, die sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet haben - nicht ahnend, was sie an der Westfront in Frankreich wirklich erwartet. In blutigen Grabenkämpfen ringen die Deutschen und die Franzosen um wenige Hundert Meter Land. Gewonnen wird dabei nichts, und Helden gibt es in dieser Geschichte sowieso nicht. Schonungslos und mit vielen drastischen Bildern zeigt "Im Westen nichts Neues" die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges auf - erzählt aus der Perspektive eines jungen Rekruten.

Paul Bäumers (Felix Kammerer, mit Albrecht Schuch) anfängliche Kriegsbegeisterung verfliegt schnell. (Bild: Netflix / Reiner Bajo)
Paul Bäumers (Felix Kammerer, mit Albrecht Schuch) anfängliche Kriegsbegeisterung verfliegt schnell. (Bild: Netflix / Reiner Bajo)

 

Wer sind die wichtigsten Figuren?

Hauptfigur in "Im Westen nichts Neues" ist der junge Soldat Paul Bäumer (Felix Kammerer), der zu Filmbeginn mit ein paar Freunden die deutsche Provinz verlässt, um "für Kaiser, Gott und Vaterland" zu kämpfen. Mit Jubel und Gesang macht man sich auf nach Frankreich, die anfängliche Euphorie weicht jedoch bald der schaurigen Realität des Krieges. Bäumer ist einer von vielen, steht in der Hierarchie ganz unten und liegt nicht nur einmal mit dem Gesicht im Matsch.

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Seine Kumpels an der Front werden unter anderem von Albrecht Schuch ("Berlin Alexanderplatz", "Schachnovelle"), Moritz Klaus und Edin Hasanovic ("Schuld sind immer die Anderen") verkörpert. Weitaus prominentere Rollen bekleiden in dem Film Devid Striesow und Daniel Brühl. Striesow verkörpert (mit Glatze und Schnauzbart) General Friedrich, der sich als Militär vom alten Schlag ganz auf den Triumph im Gefecht konzentriert - eine Kapitulation kommt für ihn nicht infrage. Brühl, der international mit Abstand bekannteste Schauspieler in diesem Film, spielt den Diplomaten Matthias Erzberger - er möchte schnellstmöglich in Friedensverhandlungen treten, um das große Blutvergießen zu stoppen.

In einer der Nebenrollen in
In einer der Nebenrollen in

 

In welchen Kategorien ist "Im Westen nichts Neues" nominiert?

Egal, wie es am Ende ausgeht: "Im Westen nichts Neues" hat in jedem Fall Oscar-Geschichte geschrieben. Edward Bergers Kriegsdrama ist nach über 90 Academy-Award-Abenden der erste deutsche Beitrag, der in der Hauptkategorie "Bester Film" nominiert wurde. Insgesamt kommt "Im Westen nichts Neues" sogar auf neun Nominierungen, womit auch der einstige deutsche Rekord von Wolfgang Petersens "Das Boot" (1981, sechs Nominierungen) überboten wurde.

Wo der Film zusätzlich zur Kategorie "Bester Film" noch abräumen kann: "Bester internationaler Film", "Bestes adaptiertes Drehbuch" (Edward Berger und Ian Stokell), "Beste Kamera" (James Friend), "Beste Filmmusik" (Volker Bertelmann alias Hauschka), "Bester Ton", "Bestes Szenenbild" (Christian M. Goldbeck, Ernestine Hipper), "Beste visuelle Effekte" (Markus Frank, Kamil Jafar, Viktor Müller, Frank Petzold) und "Bestes Make-up und beste Frisuren" (Heike Merker).

Das international bekannteste Gesicht in
Das international bekannteste Gesicht in

 

Welche Preise hat "Im Westen nichts Neues" schon gewonnen?

Bei den Golden Globes ging "Im Westen nichts Neues" trotz einer Nominierung als bester internationaler Film leer aus, dafür räumte der Film aber bereits bei anderen Preisverleihungen ab. Die Netflix-Produktion gewann unter anderem den Europäischen Filmpreis, einen Golden Reel Award sowie einen National Board of Review Award. Und, ein besonders großer Triumph: Bei den prestigeträchtigen British Academy Film Awards, den sogenannten BAFTAs, gewann "Im Westen nichts Neues" ganze sieben Preise (bei 14 Nominierungen!) - unter anderem war auch eine Auszeichnung für den besten Film dabei.

 

Wer ist Edward Berger?

Edward Berger steigt mit "Im Westen nichts Neues" in den Kreis der großen deutschsprachigen Filmemacher auf, das Kriegsdrama ist aber auch sein bisher größtes Projekt, und zwar mit Abstand. Fürs Kino drehte der gebürtige Schweizer zuvor die Filme "Jack" (2014) und "All My Loving" (2019), darüber hinaus hat sich Berger in der Vergangenheit vor allem mit TV-Produktionen einen Namen gemacht. Er inszenierte unter anderem zwei "Schimanski"-Filme ("Tatort") und wirkte außerdem bei "Unter Verdacht", "Polizeiruf 110", "Ein guter Sommer", "Mutter muss weg" und "Deutschland 83" mit. Für seine Arbeiten, die regelmäßig viel Kritikerlob ernten, wurde der 53-jährige Regisseur und Drehbuchautor bereits mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.

Devid Striesow spielt General Friedrich, einen Militär vom alten Schlag. (Bild: Netflix )
Devid Striesow spielt General Friedrich, einen Militär vom alten Schlag. (Bild: Netflix )

 

Wie teuer war "Im Westen nichts Neues"?

"Im Westen nichts Neues" wurde in Deutschland und Belgien sowie zu großen Teilen in Tschechien gedreht, darüber hinaus kam aber auch viel Computertechnik zum Einsatz, beispielsweise bei der Gestaltung der Kampfszenen. Insgesamt werden die Produktionskosten auf 20 Millionen Dollar geschätzt - ein für internationale Kino-Verhältnisse eher kleiner Betrag. Wie teuer ein Film war, ist mit Blick auf die Oscar-Chancen aber ohnehin unerheblich. Das Budget für das Drama "Coda", das bei der Oscarverleihung 2022 als bester Film ausgezeichnet wurde, lag beispielsweise bei gerade einmal zehn Millionen Dollar.

 

Gibt es Abweichungen vom Originalstoff?

Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues" gilt seit jeher als großer deutscher Romanklassiker, von den Nazis wurde das Buch aufgrund seines vermeintlich "verräterischen" Inhaltes verboten und verbrannt. Remarque, der zeitweise selbst im Ersten Weltkrieg diente, baute seine Geschichte auf eigenen Erfahrungen und Tagebuch-Einträgen sowie auf den Schilderungen anderer Soldaten auf.

Die Neuverfilmung "Im Westen nichts Neues" bleibt nah an Remarques Ansatz, den täglichen Wahnsinn des Krieges aus Sicht des Soldaten Paul Bäumer zu erzählen. Einzelne Passagen, etwa einen zwischenzeitlichen Heimaturlaub Bäumers, spart der Film aus. An anderen Stellen erlaubt sich Edward Bergers Inszenierung gewisse Ergänzungen: Der Diplomat Matthias Erzberger (gespielt von Daniel Brühl) etwa, der abseits des Schlachtfeldes um einen Friedensschluss ringt, kommt in der Vorlage von Erich Maria Remarque nicht vor.

Wie oft wurde "Im Westen nichts Neues" schon verfilmt?

Edward Bergers "Im Westen nichts Neues", 2022 im Kino und jetzt exklusiv auf Netflix verfügbar, ist die erste deutsche Verfilmung der Romanvorlage von Erich Maria Remarque. In der Vergangenheit gab es aber bereits zwei internationale Adaptionen des Stoffes. 1930, nur ein Jahr nach Veröffentlichung des Buches, brachte US-Regisseur Lewis Milestone seine Version von "Im Westen nichts Neues" (Originaltitel: "All Quiet on the Western Front") auf die Leinwand. Der Film gilt als großer Klassiker und gewann seinerzeit bereits zwei Oscars (bester Film, beste Regie), war hinterher aufgrund der vielen brutalen Bilder aber lange nur in gekürzter Fassung zu sehen. 1979 wurde "Im Westen nichts Neues" in einer britisch-amerikanischen Koproduktion neu fürs Fernsehen verfilmt. Regie führte damals Delbert Mann, unter anderem gewann sein "Im Westen nichts Neues" (aktuell im Abo von Amazon Prime abrufbar) einen Golden Globe sowie einen Emmy.

Die Bilanz deutscher Filme bei den Oscars

Welcher Film gewann zuletzt für Deutschland einen Oscar?

Im vergangene Jahr durften sich zwei Deutsche über einen Oscar freuen: Komponist Hans Zimmer und Effekt-Spezialist Gerd Nefzer gewannen mit "Dune" in den Kategorien "Beste Filmmusik" und "Beste visuelle Effekte". Dass ein deutscher Filmbeitrag von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) ausgezeichnet wurde, ist schon etwas länger her: Jochen Alexander Freydanks Werk "Spielzeugland" gewann 2009 den Oscar für den besten Kurzfilm.

In der Kategorie "Bester internationaler Film", in der auch "Im Westen nichts Neues" nominiert ist, gewannen deutsche Produktionen (internationale Koproduktionen nicht mitgerechnet) erst dreimal: "Die Blechtrommel" (Volker Schlöndorff, 1980), "Nirgendwo in Afrika" (Caroline Link, 2003) und "Das Leben der Anderen" (Florian Henckel von Donnersmarck, 2007) wurden jeweils mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnet. Wolfgang Petersens "Das Boot" (1980) war zwar sechsmal nominiert, ging am Ende aber komplett leer aus.

VIDEO: "Im Westen nichts Neues"-Regisseur Edward Berger auf Erfolgskurs