Faktencheck: Kaufte Selenskyjs Frau einen Bugatti für 4 Millionen Euro?

Faktencheck: Kaufte Selenskyjs Frau einen Bugatti für 4 Millionen Euro?

Die russische Invasion in der Ukraine geht weiter, und damit auch Moskaus Desinformationskampagne gegen seine Gegner.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bereits häufig das Ziel solcher Verleumdungskampagnen gewesen. Diesmal wird jedoch seine Frau Olena Selenska angegriffen, um die internationale Unterstützung für ihr Land zu diskreditieren.

Dieses Bild, das in den sozialen Medien kursiert, zeigt angeblich eine Rechnung für einen 4,4 Millionen teuren Bugatti, den die ukrainische First Lady gekauft habe.

In den sozialen Medien ging eine erfundene Rechnung viral, laut dem Olena Selenska Steuergelder für ein Luxusauto ausgegeben haben soll.
In den sozialen Medien ging eine erfundene Rechnung viral, laut dem Olena Selenska Steuergelder für ein Luxusauto ausgegeben haben soll. - Euronews

Die Währung ist nicht angegeben, aber in einigen Beiträgen heißt es, dass die Rechnung in Dollar sei, während andere sagen, dass sie in Euro sei.  Auf der Rechnung steht Selenskas Name und dass der Wagen nach Paris geliefert wird, sowie ein Produktionsdatum im Januar 2026.

Manchmal wird das Bild mit der Behauptung geteilt, der Bugatti sei mit amerikanischen Steuergeldern gekauft worden, während in anderen Online-Beiträgen behauptet wird, dass britische Steuerzahler dafür bezahlt hätten.

Es wird behauptet, dass entweder die amerikanischen oder die britischen Steuerzahler für einen Bugatti gezahlt hätten, den sich Selenska gekauft habe.
Es wird behauptet, dass entweder die amerikanischen oder die britischen Steuerzahler für einen Bugatti gezahlt hätten, den sich Selenska gekauft habe. - Euronews

In jedem Fall wird Selenskyj und seiner Frau Missbrauch der westlichen Hilfsgelder vorgeworfen, während der Westen die Ukraine gegen die russische Invasion unterstützt.

Wie die BBC berichtet, sind die Beiträge jedoch falsch und Teil einer russischen Desinformationskampagne, die sich vor der US-Präsidentschaftswahl im November an die USA richtet.

Verborgene Wahrheit

Die Behauptung, Selenska habe das Auto gekauft, erschien in verschiedenen unauffälligen russischen Online-Nachrichtenagenturen, die alle auf eine vermeintlich seriöse französische Website verwiesen. Ironischerweise heißt sie auf Französisch Veritée Cachée – die Verborgene Wahrheit. Dort wird man tatsächlich hinters Licht geführt.

Laut der Website hatten die Selenskyjs während ihres Aufenthalts in Frankreich anlässlich der D-Day-Gedenkfeierlichkeiten im Juni eine private Vorstellung bei Bugatti. Selenska war angeblich so beeindruckt von einem neuen Hypercar, das ihr ein paar Wochen vor der öffentlichen Vorstellung gezeigt wurde, dass sie eines bestellte.

Laut Veritée Cachée kaufte sie eines der ersten 250 dieser Autos. Die Journalisten haben angeblich eine Kopie der Rechnung erhalten. Im Artikel soll auch ein Verkäufer zu sehen sein, der über den Deal spricht. Allerdings ist die ganze Geschichte erfunden.

Für das menschliche Auge kann es kompliziert sein, Deepfakes zu entdecken, es gibt aber einige Anhaltspunkte, auf die man achten sollte.
Für das menschliche Auge kann es kompliziert sein, Deepfakes zu entdecken, es gibt aber einige Anhaltspunkte, auf die man achten sollte. - Euronews

In einer auf dem offiziellen Instagram-Account von Bugatti Paris veröffentlichten Erklärung bestreitet das Autohaus, bei dem Selenska das Auto gekauft haben soll, sowohl die Existenz der Transaktion als auch die Echtheit der Rechnung.

Das Autohaus erklärte, die Rechnung weise mehrere Mängel auf, wie etwa einen falschen Preis, ungenaue Beschreibungen und veraltete Grafiken. Außerdem fehlen auf der Rechnung Angaben wie die Bestellnummer und die Adresse des Verkäufers, die für französische Rechnungen erforderlich sind.

"Die Gruppe der autoliebhaber hat bereits rechtliche Schritte gegen die oben genannten Tatsachen eingeleitet, indem sie Strafanzeige wegen Fälschung, Verwendung von Fälschungen, Aneignung der Identität und Verleumdung gestellt hat", heißt es in der Erklärung. "Die Gruppe der Autoliebhaber weist diese Desinformationskampagne erneut entschieden zurück."

Das Video, in dem der Autohändler angeblich über den Verkauf spricht, ist KI-generiert. Der Mann im Video existiert nicht, sein Gesicht wurde laut Faktenprüfern aus einem Archivfoto konstruiert.

Experten sagen, dass es für das menschliche Auge schwierig sein kann, Deepfakes zu erkennen, aber es kann verräterische Anzeichen geben, wie seltsame Bewegungen und eine roboterhafte Stimme.

Russland verbreitet vor der Wahl Falschmeldungen

Russische Staatsmedien und andere pro-russisch ausgerichtete Medien haben die Selenskyjs wiederholt daran beschuldigt, dass sie Geld veruntreuen würden, um sich Reichtümer anzuhäufen. Es wird behauptet, dass sie mit westlichen Hilfsgeldern einen luxuriösen Lebensstil finanzieren würden. Keine dieser Anschuldigungen hat sich als wahr erwiesen.

Was die Geschichten jedoch zeigen, ist der Beweis für eine massive russische Desinformationskampagne, die darauf abzielt, die öffentliche Meinung in Europa und der weiteren westlichen Welt zu beeinflussen, um die Unterstützung für die Ukraine und die Demokratie zu untergraben.

Solche Falschmeldungen häufen sich in Wahlkampfzeiten, wie es letzte Woche im Vereinigten Königreich und in Frankreich der Fall war. Sehr wahrscheinlich wird es auch im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl am Ende des Jahres der Fall sein.

Es ist keine schlechte Idee, seine Nachrichtenquellen zu diversifizieren und den eigenen Horizont zu erweitern. Im Zweifelsfall sollte man sich jedoch immer bei zuverlässigen, unparteiischen Nachrichtenquellen erkundigen, damit man nicht durch Fehlinformationen hinters Licht geführt wird.