Festival von Cannes mit Coppola und Film über Donald Trump

Der US-Monumentalfilm "Megalopolis" des Filmemachers Francis Ford Coppola ist im Rennen um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes. "Es ist ein verrücktes Projekt", sagte Festivalchef Thierry Frémaux über den Science-Fiction-Film mit Adam Driver. (Alain JOCARD)
Der US-Monumentalfilm "Megalopolis" des Filmemachers Francis Ford Coppola ist im Rennen um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes. "Es ist ein verrücktes Projekt", sagte Festivalchef Thierry Frémaux über den Science-Fiction-Film mit Adam Driver. (Alain JOCARD)

Der Monumentalfilm "Megalopolis" des US-Filmemachers Francis Ford Coppola ist im Rennen um die Goldene Palme des Festivals von Cannes. "Es ist ein verrücktes Projekt", sagte Festivalchef Thierry Frémaux am Donnerstag bei der Vorstellung des diesjährigen Programms über den Science-Fiction-Film mit Adam Driver und Forest Whitaker. Der 85-jährige Regisseur kehrt damit 45 Jahre nach seiner zweiten Goldenen Palme, die er für "Apocalypse Now" erhalten hatte, zurück in den Wettbewerb des französischen Festival.

Coppola arbeitete mehrere Jahrzehnte an seinem Film über einen Architekten, der New York nach einer verheerenden Katastrophe als Utopie wieder aufbauen will, und investierte mehr als hundert Millionen Dollar aus seinem eigenen Vermögen. "Er kommt nicht nur zum Vergnügen, er stellt sich im Wettbewerb den jungen Filmemachern", sagte Frémaux anerkennend.

Deutsche Filme sind im Wettbewerb in diesem Jahr nicht vertreten. In einer Nebenreihe wird allerdings die kanadisch-deutsche Ko-Produktion "Rumours" (Gerüchte) gezeigt, in der die US-australische Schauspielerin Cate Blanchett die Rolle von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen spielt.

Deutsche Schauspieler sind aber in mehreren Wettbewerbsfilmen zu sehen: Diane Kruger spielt in David Cronenbergs Film "The Shrouds" (Das Leichentuch) mit, in dem ein Geschäftsmann versucht, eine Verbindungen zu Verstorbenen herzustellen. Franz Rogowski hat eine der Hautrollen in dem Film "Bird", den die britische Filmemacherin Andrea Arnold zeigt. Es geht um einen alleinerziehenden Vater in ärmlichen Verhältnissen in England.

Bislang sind für den Wettbewerb um die Goldene Palme 19 Filme im Rennen, davon lediglich vier von Filmemacherinnen: Neben Arnold ist die Französin Coralie Fargeat mit dem Film "The Substance" im Wettbewerb vertreten. Die ebenfalls französische Filmemacherin Agathe Riedinger zeigt ihr Erstlingswerk "Diamant Brut", in dem es um eine junge Frau geht, die auf Erfolg in Realityshows hofft. Die indische Regisseurin Payal Kapadia zeigt "All we imagine as light".

Einen starken Bezug zur aktuellen Politik hat der Film "The Apprentice" (Der Lehrling) des Regisseurs Ali Abbasi über den Aufstieg von Ex-US-Präsident Donald Trump. Um US-Geschichte geht es auch im Film "Oh Canada" von Paul Schrader, der die Geschichte eines jungen US-Bürgers erzählt, der wie viele andere seiner Generation nach Kanada floh, um nicht in Vietnam eingesetzt zu werden.

Der französische Filmemacher Jacques Audiard, der bereits 2015 die Goldene Palme für "Dämonen und Wunder" erhalten hatte, zeigt im Wettbewerb "Emilia Perez". Darin geht es um einen mexikanischen Drogenhändler, der sich für eine Geschlechtsumwandlung entscheidet. Eine der Hauptrollen spielt Selena Gomez.

Große Aufmerksamkeit dürfte der Film "Marcello mio" des französischen Regisseurs Christophe Honoré bekommen, der sich dem Leben des italienischen Altmeisters Marcello Mastroianni widmet. Dessen Tochter Chiara und deren Mutter Catherine Deneuve spielen beide mit.

Der russische Filmemacher Kirill Serebrennikow zeigt im Wettbewerb seinen Film "Limonov", die Geschichte eines sowjetischen Dichter, der nach dem Ende der Sowjetunion nach Russland zurückkehrt und dort ein politischer Antiheld wurde.

Filme mit politischem Inhalt sind eher in den Nebenreihen zu finden. In einer Sondervorstellung zeigt der ukrainische Filmemacher Sergei Loznitsa "Invasion", in dem es um die Folgen des russischen Angriffskrieg geht. Der Film "La Belle de Gaza" von Yolande Zauberman, der vor Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas gedreht wurde, erzählt vom Schicksal palästinensischer Transsexueller.

In den kommenden Tagen könnten noch weitere Filme auf die Liste kommen, kündigte Festivalchef Frémaux an. Die deutsche Präsidentin der Filmfestspiele, Iris Knobloch, zeigte sich ungeachtet der zunehmenden Bedeutung der Streamingdienste optimistisch mit Blick auf die Zukunft des Kino: "Der Zauber der großen Leinwand ist ungebrochen", sagte sie.

Die 77. Filmfestspiele von Cannes finden vom 14. bis 25. Mai an der französischen Mittelmeerküste statt. "Star Wars"-Erfinder George Lucas soll dabei die Goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk erhalten. Den Jury-Vorsitz hat Greta Gerwig, die zuletzt mit "Barbie" Erfolg hatte.

Am Mittwochabend war in Cannes bei dem Festival Canneseries - das nichts mit dem Filmfestival zu tun hat - die deutsche Serie "Die Zweiflers" als beste Serie ausgezeichnet worden.

kol/jes