Forscher finden Mikroplastik in den Lungen lebender Menschen

Plastik verschmutzt Grünflächen, Meere und alle anderen Gewässer wie Flüsse und Seen - und, wie die Forschung bereits zeigte, verpesten winzige Plastikpartikel sogar die Atemluft. Die bedenklichen Folgen zeigt eine neue Studie, die Mikroplastik in den Lungen lebender Menschen feststellte.

Mikroplastik wird nicht nur in der Umwelt, sondern in zunehmendem Maße auch im Menschen nachgewiesen (Symbolbild: Getty Images)
Mikroplastik wird nicht nur in der Umwelt, sondern in zunehmendem Maße auch im Menschen nachgewiesen. (Symbolbild: Getty Images)

Forscher*innen der britischen University of Hull und der Hull York Medical School haben die Studie durchgeführt. Dafür wurden von 13 OP-Patient*innen Gewebeproben aus der Lunge entnommen. In elf davon wurde Mikroplastik gefunden, wie die Forscher im Fachmagazin Science of The Total Environment erklärten.

Nicht der erste Fund von Mikroplastik im Menschen

Es ist das erste Mal, dass Mikroplastik in den Lungen von lebenden Menschen gefunden wurde, jedoch bei Weitem nicht der erste bedenkliche Beweis für die zunehmende Allgegenwart von schädlichem Mikroplastik. Zuvor wurden Plastikpartikel bereits in menschlichem Kot und im März dieses Jahres sogar im Blut nachgewiesen. Wie Studienleiterin Dr. Laura Sadofsky bemerkte, wurde Mikroplastik ebenfalls schon bei Autopsien in verstorbenen Menschen nachgewiesen.

Der neue Fund in den Lungen lebender Menschen überraschte ihr Team dennoch. "Wir haben nicht damit gerechnet, die größte Menge an Partikeln im unteren Teil der Lungen festzustellen, schon gar nicht in der Größe, in der wir sie gefunden haben", wird sie von The Guardian zitiert.

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Bis zu 0,003 Millimeter Größe hätten die Teilchen gehabt. "Das ist erstaunlich, da die Atemwege in diesem Bereich kleiner sind. Wir hätten erwartet, dass Partikel dieser Größe herausgefiltert werden oder hängenbleiben, bevor sie so tief in die Lunge vordringen", sagte Sadofsky.

Warum Mikroplastik so schädlich ist

Als Mikroplastik werden alle festen und unlöslichen Kunststoffpartikel bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind, jedoch auch bis zu 0,0001 Millimeter klein sein können. Aufgrund ihrer winzigen Größe sind sie aus der Umwelt nicht mehr zu entfernen und verpesten dadurch alle möglichen Ökosysteme, von Bergspitzen bis in die Tiefen der Weltmeere.

Im Meer wimmelt es nur so von Plastik und Mikroplastik (Bild: Getty Images)
Im Meer wimmelt es nur so von Plastik und Mikroplastik (Bild: Getty Images)

Dass sie auch in der Luft zu finden sind und dadurch auch eingeatmet werden können, hat die Forschung bereits vor einigen Jahren festgestellt. Zudem nehmen Menschen Mikroplastik, während es sich in der Natur häuft, auch vermehrt über die Nahrung auf.

Welche Auswirkungen das Mikroplastik in menschlichem Körper hat, ist noch nicht endgültig erforscht. Wissenschaftler sind jedoch besorgt, da bisherige Laborversuche andeuten, dass die Partikel menschlichen Zellen schaden können. Zudem können andere Arten der Luftverschmutzung - beispielsweise Feinstaub - der Gesundheit nachweislich erheblich schaden. Einige Studien befassten sich bereits mit einem Zusammenhang zwischen Mikroplastik und einem erhöhten Krebsrisiko.

Einen weiteren Baustein in der Forschung soll die aktuelle Studie bieten, wie Sadofsky betont. Sie soll als Grundlage für Laborexperimente dienen, um die Auswirkung von Mikroplastik auf den Menschen weiter zu untersuchen.

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