Genderverbot in Bayern - was soll man davon halten?

Geschlechtersensible Gendersprache verboten: Wem Markus Söders Regierung damit einen Gefallen tut

Markus Söder: Knallhart, wenn es um Gendersternchen geht. (Bild: Sven Hoppe/dpa)
Markus Söder: Knallhart, wenn es um Gendersternchen geht. (Bild: Sven Hoppe/dpa)

Das war knapp. Bevor sich das viel diskutierte Gendersternchen in einen ausgewachsenen, nicht mehr zu bändigenden Genderstern verwandelt, hat das Imperium zurückgeschlagen und den "Krieg der Sterne" gerade nochmal abgewendet. Zumindest in Bayern, wo die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder nun beschlossen hat, die Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache in Schulen, Hochschulen und Behörden ausdrücklich zu verbieten. Todesstern statt Genderstern, möge die Macht mit Söder sein.

Es ist schon erstaunlich, wie Gendersternchen und Co. manch einen Politiker so sehr aufzuwühlen scheinen, dass man sich genötigt sieht, ein Verbot auszusprechen (neben Bayern wurden auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein Gender-Zeichen in der Schule zum No-Go erklärt). Gerade jemand wie Söder, der die Grünen gerne mal als Verbotspartei verunglimpft und von "zwanghaftem Gendern" spricht, weiß sich nun scheinbar nicht anders zu helfen. Es ist der vorläufige Schlusspunkt eines Kreuzzugs, den er schon seit einer Weile führt. Bereits 2021 sagte Söder der Augsburger Allgemeinen: "Es geht aber nicht, dass Sprache am Ende verordnet wird." Und weiter: "Es kann nicht sein, dass wir eine Art Gendergesetz oder Genderstrafzettel bekommen." Damit meinte er, dass niemandem die Verwendung eines Gendersternchens vorgeschrieben werden dürfe.

Halten wir also fest: Laut Söder ist es nicht ok, jemandem eine Sprache ohne Gendersternchen zu verbieten - aber es ist ok, jemandem eine Sprache mit Gendersternchen zu verbieten. Mit anderen Worten: Verbote sind blöd und total grün, außer natürlich sie untermauern das eigene Weltbild.

Wem Söders Regierung mit dem Genderverbot einen Gefallen tut

Dabei sind Verbote in der Hinsicht doch in beide Richtungen absurd. Niemand sollte gezwungen werden, das Gendersternchen zu verwenden. Doch es sollte auch niemand gezwungen werden, darauf zu verzichten. Davon abgesehen, dass sich Sprache ohnehin in einem stetigen Wandel befindet, ist geschlechtersensible Gendersprache ja keine sprachliche Modernisierung als Selbstzweck. Vielmehr ist es der Versuch, vermeintlich biologisch determinierten, binären Vorstellungen von männlich und weiblich auch sprachlich eine Absage zu erteilen und die Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten voranzutreiben. Es geht also beim Gendersternchen - ob man es nun verwenden mag oder nicht - um Gleichberechtigung und nicht um den Untergang des Abendlandes.

Womit wir wieder bei Söder wären. Keine Ahnung, wie sehr ihm das Gendersternchen persönlich ein Dorn im Auge ist. Klar ist aber, das Verbot ist Wasser auf den Mühlen derer, die angesichts der Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache nur allzu gern den Untergang des Abendlandes beschwören. Söders Regierung tut also letztlich extrem rechten Parteien wie der AfD einen Gefallen, die mit Begriffen wie "Gender-Gaga" um sich werfen, um die Gleichberechtigung aller Geschlechtsidentitäten verächtlich zu machen und sich nun darin bestätigt fühlen dürften, mit eben solchen Begriffen weiter Stimmung zu machen.