Harald Schmidt erklärt Maaßen-Foto: "Selten, dass Dinge so generalstabsmäßig aufgehen"

"Ich lasse ein Foto machen auf einem Fest mitten in Zürich, und dann geht's los. Da muss ich sagen: Mission accomplished!" Als Gast bei "Sträter" im Ersten sprach Harald Schmidt über das Skandalfoto mit Hans-Georg Maaßen und die Empörung, die ihm "auch ein bisschen geschmeichelt" habe.

Von gendersensiblen Sprechweisen neuerer Prägung scheint Harald Schmidt nicht viel zu halten. Statt von Frauen spricht der frühere Late-Night-Gott in SAT.1-, ARD- und Sky-Diensten inzwischen demonstrativ von Personen, die er "als Frauen lese". In ebenjenem spöttischen Sarkasmus, der Schmidt berühmt gemacht hat, ließe sich nun einwenden: Schmidt umgibt sich neuerdings mit Personen, die andere als Rechtsextreme lesen. Etwa dem früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.

Dem wegen neurechter Skandalaussagen heftig umstrittenen (Noch-)CDU-Mitglied war der Entertainer vor einigen Wochen auf einem Sommerfest der gleichfalls nicht unter Linksliberalismusverdacht stehenden "Weltwoche" in Zürich begegnet. Davon zeugt ein gemeinsames Foto, das Schmidts Ansehen womöglich nicht nur in notorisch "woken" Twitter- respektive X-Kreisen verdunkelt hat.

Torsten Sträter (rechts) outete sich als großer Fan von Harald Schmidt. Bei
Torsten Sträter (rechts) outete sich als großer Fan von Harald Schmidt. Bei

Torsten Sträter ist ratlos: "Gibt's da irgendwas Kathartisches für mich?"

Zu Gast in der am Donnerstag ausgestrahlten ARD-Show seines Comedy-Kollegen Torsten Sträter (57) baute Schmidt dem Gastgeber netterweise gleich selbst eine "Brücke" zum Skandalthema. Auch wenn es für ihn freilich nur eines in Anführungszeichen ist. Sträter, der das Gespräch schwitzend, aber auch recht virtuos zwischen Kollegenbewunderung, Schabernack und Ernst austarierte, wandte ein: Dass er selbst Hans Georg-Maaßen "verabscheue", sei sein, so wörtlich, "Privatvergnügen". Der Punkt jedoch sei für ihn anderer.

Das Foto habe nämlich dazu geführt, dass ein "gesichert rechtsextremes" Magazin Schmidt nun "als komplette Heldenfigur" und "Heilsbringer" aufbaue. Sträter ratlos: "Was hat's damit auf sich? Gibt's da irgendwas Kathartisches für mich, womit ich arbeiten kann?"

Eine Interpretationshilfe in eigener Sache hatte Schmidt nur bedingt im Angebot. "Ich bin nicht verantwortlich dafür, was über mich geschrieben wird, wir haben Presse- und Meinungsfreiheit. So einfach ist es für mich", machte er es sich zunächst maximal leicht. Dann ließ er erkennen, dass ihm der "Skandal" nicht ganz zufällig widerfahren sei: "Fast habe ich mich verliebt in das Foto in Zürich", raunte Schmidt vielsagend, "denn es ist selten, dass Dinge so generalstabsmäßig aufgehen".

"Mission accomplished!" Empörung hat Harald Schmidt "geschmeichelt"

Er habe bereits mit einem "Gehüstel" gerechnet, sollte herauskommen, dass er auf das Fest der rechtskonservativen Schweizer Zeitung gehe. "Relativ zu Beginn" sei dann das Foto entstanden, in dem Moment habe er gleich gewusst: "Da ist mit Sicherheit einiges geboten, wenn dieses Foto viral geht. Es ging viral, und ab dann entzieht sich's eigentlich meiner Kontrolle."

Ob er sich nicht "beschädigt oder instrumentalisiert" fühle, wenn es heiße, Harald Schmidt sei der "Heilsbringer der AfD", hakte Torsten Sträter nach. Schmidt schaltete wieder auf Abwehr um: "Wird das wörtlich so gesagt? Wo wird das gesagt? Wer sagt das?" Es sei schlicht nicht in seinem Interesse, permanent zu kontrollieren, was im Netz über ihn geschrieben werde. "Ich lasse ein Foto machen auf einem Fest mitten in Zürich, und dann geht's los. Da muss ich sagen: Mission accomplished!"

Ob es sein Konzept sei, Empörung einzukalkulieren, fasste Sträter konkreter nach und bekam indirekt bestätigend zur Antwort. "Ich freue mich, wenn es so einfach ist." Das Ausmaß der Reaktionen habe ihn ein bisschen überrascht, gestand Schmidt, "aber auch ein bisschen geschmeichelt". Er lese: "'Empörung', 'Skandal', 'Aufregung' und so weiter", führte der 66-Jährige weiter aus. Das alles geschehe aber nicht mehr in seiner Verantwortung. "Damit ist der Fall für mich schon abgegeben, und ich schreite weiter zu neuen Aktivitäten."

Schmidt schließt TV-Rückkehr aus: "Ich mache, was ich will"

Seine neuen Aktivitäten werden Schmidt indes wohl höchstens noch als Gast wie bei "Sträter" ins Fernsehen bringen. Ob er gegen viel Geld noch mal eine TV-Show übernehmen würde, verneinte der langjährige Gastgeber der "Harald Schmidt Show" (SAT.1) entschieden. Das Fernsehen reize ihn nicht mehr. Die Bühne sei für ihn das Perfekte, hier habe er direkten Kontakt zum Publikum und keine Diskussionen mit dem Sender: "Ich mache, was ich will."

"Mein Problem ist auch", so Schmidt unter großem Gelächter des Saalpublikums weiter, "dass ich das, was heute ein Chef ist im Sender, keine Sekunde lang erst nehme. Da kommt einer mit Hornbrille im engen Höschen auf einen zu und sagt: 'Ich hätte einen Vorschlag' - da bin ich schon weg. Das macht es natürlich schwierig."

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