"Höhle der Löwen": Diese Gründer präsentierten sich mehr als unverschämt

“Curaluna” ist eine top Idee, die vielen Menschen helfen könnte. Nur die Gründer sind leider zu gierig. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer
“Curaluna” ist eine top Idee, die vielen Menschen helfen könnte. Nur die Gründer sind leider zu gierig. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Es war ein verrückter Dienstag-Gründerabend. Judith Williams versuchte Ralf Dümmel einen Deal aufzuschwatzen, den der gar nicht wollte. Ein Gründerduo bekam eine Schelte nach der andere und landete am Ende trotzdem einen Deal, der nach der Sendung sofort wieder platzte. Und zuguterletzt musste eine Gründerin ohne Geschäft nach Hause gehen, die ein solides Produkt hatte und eine tolle Performance ablieferte.

Der Abend begann mit Kaninchenurin. Jeder Kleintierbesitzer kennt es: Man will am Wochenende den Stall säubern und am Plastikboden des Käfigs sind diese unangenehm riechenden, festgepappten Flecken, die einfach nicht weggehen wollen. Allerhöchstens mit minutenlangem kräftigen Schrubben lässt sich der Urinstein reduzieren, doch darauf hat kaum jemand Lust.

“Sanilu Clean” heißt das Produkt von den Kaninchen-Züchtern Sandra und Sven Arnold. In einer Demonstration zeigen sie, wie die Flüssigkeit mit dem Urinstein reagiert, ihn sofort auflöst, er sich ganz leicht wegwischen lässt und, wenn man es anschließend mit Wasser übergieße, dann werden auch die Restbestände des Lösungsmittels weggespült. Judith Williams will sich wieder mehr auf ihre Kernkompetenz Beauty beschränken und steigt wie alle anderen aus diesem Deal aus. Lediglich Ralf Dümmel ist am Ende noch übrig.

Die Kaninchenzüchter und Gründer von “Sanilu Clean” zeigen ihr Reinigungsmittel den Löwinnen Dagmar Wöhrl und Judith Wiliams. Sie sind es auch, die am Ende einen Deal mit ihnen eingehen. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer
Die Kaninchenzüchter und Gründer von “Sanilu Clean” zeigen ihr Reinigungsmittel den Löwinnen Dagmar Wöhrl und Judith Wiliams. Sie sind es auch, die am Ende einen Deal mit ihnen eingehen. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Wenn das nicht dein Produkt ist, dann fress’ ich ‘nen Besen”, sagt Williams.

Dümmel windet sich: “Ich kenne den Markt in diesem Bereich nicht.”

“Das ist ein riesen Markt, hundert prozentig”, antwortet Williams und sagt noch “Ich überrede dich jetzt, das zu machen. Du hast doch mal in Katzenschaufeln investiert. Das ist genau das gleiche, nur mit Reinigungsmittel.”

Bei so viel Druck gibt Dümmel nach, allerdings in die falsche Richtung. Er ist raus und Judith Williams perplex. “Wenn er kein Angebot macht, mach’ ich eins”, sagt sie zu den Gründern. Und gibt ihnen ihre 60.000 Euro Kapital, gemeinsam mit Dagmar Wöhrl für insgesamt 20 Prozent.

Die Löwen nennen sie “unverschämt”

Dr. Frank Steinmetz und Christoph Hohl haben den Windelsensor “Curaluna” entwickelt. Wenn die Windel eines Babys, aber auch die eines Erwachsenen sich mit Flüssigkeit füllt, schlägt der Sensor Alarm und überträgt die Information auf eine Handyapp. Wird die Windel gewechselt, registriert die App das und nimmt eine Windel aus dem verzeichneten Windelbestand – warnt einen also, wenn wieder nachgekauft werden muss. Eigentlich eine gute Idee. Die Gründer sagen: “So muss nicht einer noch länger als nötig in seiner eigenen Scheiße liegen”, und beeindrucken damit die Löwen.

Nur: Das Produkt ist schlecht. Es ist etwa so groß wie ein Kontaktlinsendöschen und damit viel zu groß, um es bequem unter einem Body oder in einer Hose zu tragen und der Sensor funktioniert nicht richtig. Ständig zeigt er an: “Dagmars Windel ist nass” oder “Bei Frank bitte Windel wechseln”, dabei haben die beiden gar keine Flüssigkeit in ihre Protowindel geschüttet. Daran müsste man noch feilen, lautet die Antwort. Fürs “Feilen” ist aber ihre Bewertung viel zu hoch. Die beiden wollen 600.000 Euro für 10 Prozent Firmenanteile. Noch dazu sind sie gierig. Später wollen sie das Produkt für 69 Euro verkaufen, dann funktioniert es die ersten drei Monate. 20 Euro soll jeder weitere Monat kosten. Man muss es zwar nicht verschenken, aber in einem Bereich, wie der Pflege, wo Geld sowieso knapp ist, welches Heim soll sich das leisten?

Die Löwen sind empört. Georg Kofler sagt: “Diese Bewertung finde ich derart abenteuerlich, dass ich mich da etwas ärgere und geradezu empöre und deshalb bin ich jetzt schon raus.” Auch Dagmar Wöhrl versucht die Bewertung zu verstehen, die die Gründer mit dem Potenzial des Produkts erklären – die Zwei haben anscheinend noch nie die Höhle der Löwen gesehen, sonst würden sie den Fehler nicht machen. Wöhrl sagt: “Aber die Bewertung können Sie doch auch nicht auf dem Prinzip Hoffnung aufbauen. Sie sagen, Sie sind heute 5,4 Millionen Euro wert und das sehe ich nicht, das sehen wir alle nicht.” Und auch Frank Thelen sagt, nicht nur, dass das Produkt schlecht gemacht und viel zu groß ist, sondern: “Es ist eine Unverschämtheit mit welcher Bewertung ihr ‘reinkommt. Ich bin raus.”

Lediglich Carsten Maschmeyer erbarmt sich, 50.000 Euro Risikokapital in die beiden zu stecken. Seine Mutter war jahrelang pflegebedürftig und er hätte sich so etwas für sie gewünscht. Sollte das Patent genehmigt werden und die Testreihen in Pflegeheimen erfolgreich sein, dann gebe er ihnen sogar die 600.000 für 25,1 Prozent. Nach einer Besprechung gehen die Gründer darauf ein. Doch kurz nach der Sendung wird schon bekannt: Keine der Bedingungen konnte erfüllt werden, der Deal ist geplatzt. Außerdem gab es ein ausländisches Konkurrenzprodukt.

Mit ihrem Auftritt beeindruckt die Gründerin von Öselbirch die Löwen, einen Deal bekommt sie trotzdem nicht. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer
Mit ihrem Auftritt beeindruckt die Gründerin von Öselbirch die Löwen, einen Deal bekommt sie trotzdem nicht. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Top Gründerin, top Produkt, kein Deal

Anne-Liis Theisen kommt aus Estland und hat von Zuhause ein Produkt mitgebracht, das sie bisher nur von ihrer Oma kannte und es nun in den breiten Handel bringen will. Sie nennt es: “Öselbirch” – es ist der Saft aus Birkenstämmen. Früher wurde er aufwendig gezapft mit einem Holzstück, das in den Baum geschlagen wurde und das Wasser extrahierte, heute bekommt man mittels moderner Techniken etwa 200 Liter aus einer Birke.

Die Löwen sind begeistert vom Produkt. Es ist natürlich, gesund und exotisch. Es könnte das neue Trendgetränk werden, genauso wie Anne-Liis Theisen es sich erhofft. Auch die Gründer sind von der jungen Frau mit dem Familienunternehmen angetan. Frank Thelen sagt: “Tolle Gründerin, sauberer Auftritt. Du hast hier ein sehr schönes und hochwertiges Produkt. Aber: Ich versuche meine Foodstartups sehr schnell sehr groß zu machen und deshalb bin ich raus.”

Denn: Birkensaft kann nur einmal im Jahr gezapft werden, nämlich im Frühjahr für zwei Wochen. Zwar geben die Bäume genügend Saft her, – aus einem bekommt man zirka 200 Liter – aber was ist, wenn ein Großkunde im Herbst Hundertausend Flaschen bestellt und der Jahresvorrat sich schon dem Ende neigt. Nachschub gibt es in dieser Jahreszeit keinen. Und das ist das Problem mit Öselbirch. Für Theisen gibt es deshalb keinen Deal. Schade eigentlich, man hätte es ihr gegönnt.