Honigbienen haben eine neue Waffe gegen Hornissen: Tierkot

Honigbienen in Asien haben eine neue Waffe zur Abwehr von Riesenhornissen entdeckt. Sie machen sich jetzt Fäkalien zunutze, um die Raubinsekten abzuwehren - und sind damit die ersten Bienen, die Werkzeug verwenden.

Close up of flying bees. Wooden beehive and bees.
Bienen in Asien verteidigen ihre Stöcke jetzt mit "B-Waffen" gegen Hornissen (Symbolbild: Getty Images)

Hornissen gehören zu den natürlichen Feinden der Honigbienen, und da die Bienen mit ihren Stacheln kaum etwas ausrichten können, haben sie den großen Raubinsekten wenig entgegenzusetzen.

Besonders groß ist dieses Problem in Asien, wo die besonders aggressive Riesenhornisse Vespa soror beheimatet ist und der Honigbienenart Apis cerana und auch ihren Imkern das Leben schwer macht. Denn die Riesenhornisse kann durch sogenannte Späher und deren gesetzte Duftmarker gezielte Angriffe planen und damit ganze Bienenvölker auslöschen.

Photo taken in Jakarta, Indonesia
Die asiatischen Hornissen sind besonders rabiat. Sie enthaupten die Bienen, erbeuten deren Brut und löschen im Schwarm ganze Bienenvölker aus (Symbolbild: Getty Images)

Doch mittlerweile sind die Bienen in Asien äußerst erfinderisch geworden, wenn es um die Abwehr der Hornissen geht. Nicht nur nehmen sie die Angreifer buchstäblich in den Schwitzkasten, wobei Gruppen von Bienen sich um die Späher sammeln und dadurch so hohe Temperaturen erzeugen, dass die Hornissen verenden. Sie haben sogar gelernt, Werkzeug zu verwenden - wenn auch ein sehr spezielles Werkzeug.

Fäkalien halten die Feinde fern

Genauer gesagt ist es Kot, den die Bienen sich zunutze machen. Die Bienen sammeln Tierkot aus der Umgebung ein - je übelriechender, desto lieber - und platzieren diesen vor den Eingängen ihrer Bienenstöcke. Das starke Geruchssignal hält die Hornissen fern.

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Festgestellt haben diese Methode Forscher des US-amerikanischen Wellesley College und der kanadischen University of Guelph. Imkern in Vietnam waren dunkle Flecken an den Stöcken ihrer Honigbienen aufgefallen, was Wissenschaftler auf den Plan rief, die eine Studie durchführten.

Sie legten verschiedene Tierfäkalien in der Nähe der Bienenstöcke aus. Nicht nur konnten sie dabei das Verhalten direkt beobachten, sie stellten auch fest, dass die Bienen besonders dann vermehrt Kot einsammelten, wenn viele Späher-Hornissen in der Umgebung waren.

Die Bienen platzieren den Tierkot sorgfältig am Eingang ihrer Bienenstöcke  (Bild: Heather Mattila/Wellesley College)
Die Bienen platzieren den Tierkot sorgfältig am Eingang ihrer Bienenstöcke (Bild: Heather Mattila/Wellesley College)

Ob diese durch den Geruch abgeschreckt werden oder dieser die eigenen Duftmarker überdeckt und damit Angriffe abwehrt, ist nicht endgültig geklärt.

Verwenden Bienen nun Werkzeug?

Erstaunlich ist die Entdeckung dennoch, denn das Verhalten wird als erster Werkzeuggebrauch bei Honigbienen interpretiert. “Viele Wissenschaftler sind sich uneinig, ob bestimmte Tiere, vor allem Insekten, tatsächlich Werkzeug benutzen”, sagt Gard W. Otis von der University of Guelph, einer der Autoren der Studie.

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Für ihn ist die Sachlage jedoch klar: “Um als Werkzeugnutzer durchzugehen, müssen Tiere einige Kriterien erfüllen. Dazu gehört, ein Objekt aus der Umwelt zu benutzen - in diesem Fall ist das Dung. Die Bienen nutzen dieses Material eindeutig, um vorsätzlich zu verändern. Noch dazu erfüllen sie das Kriterium, dass das Werkzeug zu halten oder zu beeinflussen.”

Während die asiatische Honigbienenart damit einen wertvollen Schutz gegen die feindlichen Insekten gefunden hat, sind ihre europäischen Verwandten den Riesenhornissen schutzlos ausgeliefert, wenn diese hier eingeführt werden würden. Eine andere asiatische Hornissenart, Vespa velutina, macht sich langsam schon in Frankreich oder Italien breit und wurde vereinzelt auch in der Schweiz und in Deutschland gesichtet.

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