Jüdischer Rapper Salomo bei Markus Lanz: Antisemitismus ist in der Szene allgegenwärtig

Der deutsch-israelische Rapper Ben Salomo. Foto: Screenshot ZDF
Der deutsch-israelische Rapper Ben Salomo. Foto: Screenshot ZDF

In seiner Talkshow diskutierte Markus Lanz am Dienstagabend über Alkoholismus (mit dem Schauspieler Hardy Krüger jr. und dessen Frau) und über gesunde Ernährung (mit dem Buchautoren Bas Kast). Richtig interessant waren aber zwei andere Gäste.

Einer von ihnen war der Rapper Ben Salomo. Der in Israel geborene und in Berlin aufgewachsene Musiker erzählte, dass er 2018 aus der Rapszene ausgestiegen sei. Ein Grund sei der zunehmende Antisemitismus in diesem Genre. “Seit dem 11. September 2001 sind immer mehr mehr Verschwörungstheorien in die deutsche Rapszene eingesickert”, kritisierte Salomo. So würden manche Künstler behaupten, dass bei dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York keine Juden getötet wurden, weil diese selbst dahinter steckten.

Auch interessant: Steinmeier verurteilt zunehmenden Antisemitismus in Deutschland

Salomo berichtete auch von einem Musikfestival in Berlin-Kreuzberg. “Damals ist direkt nach meinem Auftritt der Rapper Deso Dogg auf die Bühne gekommen und hat unter dem frenetischen Beifall der Zuschauer eine Fahne der Hisbollah entrollt.” Deso Dogg, der mit bürgerlichem Namen Denis Cuspert hieß, hatte sich 2013 der Terrormiliz “IS” angeschlossen und soll Anfang 2018 in Syrien ums Leben gekommen sein. Für Salomo sind Leute wie Cuspert Ausdruck einer Szene die ihre “Werte verraten” hat.

“Ein Gangsterrapper ohne Schutz ist der Gewalt ausgeliefert.”

Der Journalist Olaf Sundermeyer beschäftigt sich seit Jahren mit der Verbindung zwischen Rapszene und kriminellen Clans. Bei Lanz sagte er: “Ein Clanmitglied hat zu mir einmal gesagt: Wir sind die Zuhälter und die Rapper sind die Nutten.” Tatsächlich verdienten die Rapper mit einer Dienstleistung viel Geld, im Gegenzug werden sie beschützt von Clans, die dafür abkassierten, so Sundermeyer. “Ein Gangsterrapper ohne Schutz ist der Gewalt ausgeliefert.”

Der Journalist Sundermeyer kritisierte das jahrelange Wegschauen der Politik. (Foto: Screenshot ZDF)
Der Journalist Sundermeyer kritisierte das jahrelange Wegschauen der Politik. (Foto: Screenshot ZDF)

Der Journalist kritisierte in diesem Zusammenhang auch Bushido. Der sei früher nicht nur eng mit dem kriminellen Clan der Abou Chakers verbunden gewesen, sondern habe auch Kriminelle unter Vertrag genommen. Die Berliner Rapper “Außer Kontrolle” beispielsweise. Einige Bandmitglieder seien wegen Einbrüchen vorbestraft, berichtete Sundermeyer. Bushido arbeite mit solchen Leuten zusammen, bekomme dann einen Bambi für Integration und mache ein Praktikum bei einem CDU-Bundestagsabgeordneten, monierte der Experte.

Berliner Rapper: Fler über Bushido: “Die Leute fallen wieder auf ihn herein”

Experte: Kriminelle Clans wollen alle anderen unterwerfen

Sundermeyer weiter: “Die Clans lehnen den deutschen Rechtsstaat ab und beharren auf ihren eigenen Regeln.” Kriminalität gelte als kürzester Weg, um zu Geld, Einfluss und Ruhm zu gelangen. Eine Schulausbildung spiele in der Lebensplanung keine Rolle. Es gehe den Clanmitgliedern um zweierlei: Ihr Geld zu zeigen und andere zu unterwerfen. Letzteres sei “das Wesen des Faschismus”, sagte Sundermeyer.

Kriminelle Clans: Falko Liecke: “Diese Menschen sehen unseren Staat als Beute”

Sundermeyer sieht zwei Möglichkeiten, gegen diese Clans vorzugehen. “Man kann ihnen das Geld wegnehmen”, so der Journalist. Tatsächlich wurden in Berlin vor einiger Zeit fast 80 Immobilien einer kriminellen Großfamilie beschlagnahmt. Doch ob die Berliner Justiz damit durchkommt, ist unklar. Möglichkeit Nummer zwei sei, Menschen aus diesen kriminellen Strukturen herauszuholen. “Das ist noch schwieriger”, sagte Sundermeyer, “weil sich diese Menschen von ihren eigenen Familien lossagen müssen.”

Sein Fazit: Die Mehrheitsgesellschaft habe den Clans zu lange Raum zur Ausbreitung überlassen. “Unter anderem auch aus Angst, sich Rassismus vorwerfen lassen zu müssen.” Auch er, so der Journalist, werde als Rassist bezeichnet. Sundermeyer stellte aber auch klar: “Nicht jeder, der einen bestimmten Familiennamen trägt, ist kriminell; wir dürfen Menschen nicht in Sippenhaft nehmen.”

Im Video:: Bushido: Angst vor ehemaligem Geschäftspartner und Clan-Boss Abou-Chaker