Kampf um Gerechtigkeit - Japans oberstes Gericht verurteilt Zwangssterilisationen

Japans Oberster Gerichtshof hat das einstige Zwangssterilisationsgesetz als verfassungswidrig eingestuft und Entschädigungen für die Opfer angeordnet - Ein historisches Urteil im langen Kampf um Gerechtigkeit.

Japans Oberster Gerichtshof hat ein inzwischen aufgehobenes Sterilisationsgesetz als verfassungswidrig eingestuft. Laut BBC führte das Gesetz zwischen den 1950er und 1990er Jahren zu etwa 25.000 Zwangssterilisationen, von denen mindestens 16.000 ohne Einwilligung der Betroffenen durchgeführt wurden. Opfer wie Yumi Suzuki, die im Alter von nur 12 Jahren zwangssterilisiert wurde, erkannten oft erst viel später welchem Verbrechen sie zum Opfer gefallen sind. „Als ich es herausfand, wurde mir klar, dass ich niemals Mutter werden könnte. Es brach mir das Herz“, sagte sie 2021 in einem Interview mit der „BBC“. Die japanische Nachrichtenagentur „Kyodo“ berichtete, dass das Gericht nun Schadensersatzzahlungen an 11 Opfer anordnete, die in fünf Fällen vor Gericht geklagt hatten.

Keine Verjährungsfrist für Gerechtigkeit

Ein zentraler Aspekt der kürzlichen Urteilsverkündung war die Frage der Verjährungsfrist. Das Gericht entschied, dass die 20-jährige Verjährungsfrist nicht angewendet werden könne, da das Gesetz verfassungswidrig gewesen sei. Der Anwalt Yutaka Yoshiyama erklärte nach dem Urteil: „Von hier an glaube ich, dass die Regierung eine Kehrtwende machen und mit voller Geschwindigkeit auf eine umfassende Lösung zusteuern muss.“ Er kritisierte, dass Japan bisher einen „blinden Fleck“ gegenüber dem „grausamen Leiden“ der Opfer und ihrer Familien hatte und mehrere der Kläger gestorben seien, ohne angemessene Entschädigung zu erhalten.

Schmerzhafte Erinnerungen und Forderung nach Anerkennung

Im April 2019 wurde ein Gesetz verabschiedet, das jedem Überlebenden eine pauschale Entschädigung von 3,2 Millionen Yen (etwa 18.400 Euro) zusicherte. Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, gab es trotz dieser Maßnahme erhebliche Kritik an der einheitlichen Summe. Für viele ist die finanzielle Entschädigung nur ein kleiner Trost. Sie fordern vor allem Anerkennung und ein öffentliches Bewusstsein für das, was ihnen angetan wurde. „Ich möchte, dass die Menschen wissen, was uns passiert ist, um sicherzustellen, dass es nie wieder passiert. Ich möchte, dass behinderte Menschen gleich behandelt werden. Wir sind keine Dinge. Wir sind Menschen“, betonte Yumi Suzuki.