Staatsanwaltschaft ermittelt - Vorstrafen und ihre perfide Taktik: Alle Details zu den Schumacher-Erpressern

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Michael Schumacher wurde Opfer einer ErpressungMotorsport Images

15 Millionen Euro wollten Erpresser von der Familie der Formel-1-Legende Michael Schumacher. Einer der Tatverdächtigen ist ein Mann mit langem Vorstrafenregister.

Die Festnahme erfolgte problemlos.   Am Donnerstag klingelten Polizeibeamte bei Markus F. in einem Ort nahe Wuppertal. Die Ermittler präsentierten dem 52-jährigen Sicherheitsdienstleister einen Haftbefehl wegen gemeinschaftlicher versuchter Erpressung der Familie um den ehemaligen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher durch persönliche Aufnahmen.

Der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert zeigte sich auf der Pressekonferenz tags darauf sicher, dass es sich bei dem Beschuldigten um den mutmaßlichen Drahtzieher des Komplotts gegen die Schumachers handelt. Demnach arbeitete Markus F. in früherer Zeit als Sicherheitsdienstleister für die Familie im schweizerischen Lausanne.

Michael Schumacher: Erpresser hatten offenbar alte und neue Fotos

Laut Baumert musste der Tatverdächtige unter anderem Fotomaterial im Hause Schumacher digitalisieren. Somit soll er an brisante Bild-Dateien gelangt sein. Seit dem schweren Ski-Unfall des einstigen Formel-1-Superstars im Jahr 2013 gibt die Familie keine Informationen über den Gesundheitszustand Michael Schumachers preis. Auch wurden keine Aufnahmen von ihm veröffentlicht. Der gebürtige Kerpener wird umfassend von der Außenwelt abgeschottet.

Hier setzten die Erpresser an. Offenbar wollten sie ihre gestohlenen Aufnahmen zu Geld machen. Wie FOCUS online aus Ermittlerkreisen erfuhr, soll es sich um ältere und neuere Fotos handeln. Die Durchsuchung bei Markus F. soll aufklären, ob der Inhaftierte über weitere intime Konvolute verfügt.

Einer der Tatverdächtigen: Ein Krimineller aus Konstanz

Auf die Spur des Hintermanns gerieten die Ermittler durch den Schwerkriminellen T. Vor zwei Wochen wurde der Türsteher nebst seinem Sohn im Zuge der Nachforschungen in Wuppertal verhaftet. Der 53-jährige Türke arbeitete zuletzt als Wachmann an der Tür der Diskothek „Grey“ in Konstanz am Bodensee. Dort soll er den Hauptbeschuldigten Markus F. kennen gelernt haben. Letzterer bot den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge dem Türsteher ein lukratives Geschäft an: Man könne das Bildmaterial über die Schumachers zu Geld machen.

T. sollte offenbar den Erpresser geben. Nach dem geglückten Coup werde man teilen, schlug sein Hintermann vor. T. soll laut Staatsanwaltschaft auf das Angebot angesprungen sein. Er soll das Management der Schumacher-Familie kontaktiert haben, um die Geldforderung zu stellen. 15 Millionen Euro, ansonsten würde man die Dateien im Darknet präsentieren, hieß es.

Nach einem Hinweis der Schweizer Behörden übernahmen die Wuppertaler Strafverfolger die Ermittlungen. Offenbar konnten sie den Anrufer orten. Dann erfolgten die Festnahmen von Vater und Sohn. Die Aufteilung ist für die Ermittler klar: Während der Vater T. die Erpressungsversuche unternommen haben soll, fungierte sein Sohn wohl als Helfer.   Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Inzwischen, so erfuhr FOCUS online, packte T. aus. Er nannte seinen Auftraggeber aus der Diskothek in Konstanz. Er wusste auch, wo der mutmaßliche Drahtzieher zu finden war. Markus F. wurde bereits wegen Betrugs in 100 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Das lange Strafregister des mutmaßlichen Komplizen

Das Strafregister seines mutmaßlichen Komplizen T. liest sich wie ein Ritt durch das Strafgesetzbuch. Die „Bild“ hatte zuerst berichtet. Seit 1987 sind 18 Einträge aktenkundig. Von Fahren ohne Führerschein mehrfache Körperverletzung über versuchte Freiheitsberaubung, Betrug, Verstoß gegen das Waffengesetz, Umsatzsteuerhinterziehung bis hin zu einer Verurteilung im Januar 2023 wegen eines illegalen Waffengeschäfts. T. hatte laut dem Richterspruch im August 2022 zwei Pistolen und ein Gewehr mit Zieloptik geordert. Sein Mittelsmann holte die Ware aus einem Waffendepot nahe Hamburg und zahlte 10.000 Euro. Dann aber bekam er kalte Füße und ging zur Polizei.

Aus dem Waffendeal wurde nichts. Vielmehr kassierte T. wieder einmal eine Bewährungsstrafe von 14 Monaten. Die milde Strafe begründete die Richterin mit der günstigen Sozialprognose. Man sei überzeugt, so heißt es im Urteil, dass der Angeklagte und sein Komplize künftig „ohne die Einwirkung des Strafvollzugs ein straffreies Leben führen werde“. Das Gegenteil war scheinbar der Fall. Denn bereits in jenem Zeitraum, so glauben die Ermittler in Wuppertal, heckte man die Erpressung der Schumacher-Familie aus.