Kommentar zu Friedrich Merz: Der "schwarze Fels" kehrt zurück

Friedrich Merz kommt zu einer Pressekonferenz zu seiner Kandidatur für das Amt des Parteivorsitzenden der CDU. (Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Friedrich Merz kommt zu einer Pressekonferenz zu seiner Kandidatur für das Amt des Parteivorsitzenden der CDU. (Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka)

Nach dem angekündigten Rückzug Angela Merkels vom CDU-Bundesvorsitz folgte kurz darauf der zweite Paukenschlag: Die Kandidatur von Friedrich Merz. Ist er der richtige Mann für die Nachfolge?

Ein Kommentar von Tobias Huch

Friedrich Merz – wir erinnern uns: Das ist jener Name, der in der gesamten Unionsfamilie bis heute eine Strahlkraft hat, an die allenfalls noch Karl Theodor zu Guttenberg in der CSU heranreicht. Für viele in der Union ist Merz bis heute ein nie aufgegebener Hoffnungsträger, ein „Messias der klaren Kante“. Er, der vor 16 Jahren der Politik den Rücken kehrte, nachdem Merkel ihn für ihren eigenen Aufstieg über die Klinge hatte springen lassen, gilt unter seinen Anhängern als der verlorene (Lieblings-)Sohn, der nun endlich heimkehrt. Allein für die wenigen verbliebenen frenetischen und unverbrüchlichen Merkel-Jünger ist Friedrich Merz bis heute ein rotes Tuch. Er, den Angela Merkel einst wie einen Hund vom Hof gejagt hat.

Merz ist ein Mann mit atemberaubender und glänzender Karriere. Nach der Jahrtausendwende, nach Kohls Demontage aufgestiegen bis in die Führungsspitze der damals noch mächtigen CDU, stand er für mutige Reformen und inhaltlichen Neuanfang. Merkel obsiegte, Merz trat ab und wechselte in Spitzenpositionen der Weltwirtschaft. Seit 2016 ist er der Aufsichtsratschef des wohl mächtigsten Vermögenverwalters der Welt, Blackrock. Dieser verwaltet Vermögenswerte von gut sechs Billionen US-Dollar, bei einem Umsatz von über elf Billionen US-Dollar. Das sind Dimensionen, die die Wirtschaftsleistung der meisten Staaten übersteigen; zum Beispiel sind es 50% mehr als das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands.

Der Global Player polarisiert und provoziert

Die beeindruckenden Zahlen zeigen, in welcher Liga Friedrich Merz gewohnt ist zu spielen – und dass volkswirtschaftliche Verantwortung für ihn kein Fremdwort ist. Wem solche Werte anvertraut werden, der gehört zur Weltspitze, was Vernunft, Weitblick und ökonomischen Sachverstand anlangt. Der Mann ist ein Global Player im besten Sinne. Ein Gigant. Und damit eine immense Chance – nicht nur für die Union, sondern für Deutschland. Dass Friedrich Merz für seine Rückkehr in die Politik auf ein Vielfaches an Einkommen verzichtet, zeigt, dass er nicht aus Eigennutz handelt, sondern aus echter staatsbürgerlicher Verantwortung, aus Liebe zu Deutschland. Über welchen anderen deutschen Spitzenpolitiker lässt sich solches heute sagen?

Mit Macht, Zahlen und Zukunft kennt sich Friedrich Merz also aus. Das hat er bewiesen. Er hat klare Positionen, wirtschsftsliberal, werteorientiert, durchaus auch konservativ. Aber das ist gut so; die Union muss endlich wieder Konturen erhalten. Natürlich polarisiert Merz und provoziert so Widerspruch des politischen Gegners. Doch schädlich ist das keineswegs; nur so vermag die in eineinhalb Jahrzehnten Merkel weichgespülten Union endlich wieder an Profil zu gewinnen. In Deutschland hat man vergessen, was Meinungswettstreit und echte Opposition sind.

Das „System Merkel“ hatte über die Jahre immer mehr inhaltliche Positionen der Union preisgegeben, Parteigrenzen verschwimmen lassen, die Sozialdemokraten schließlich links überholt und den Grünen ökopolitisch Konkurrenz gemacht. In den Jamaikaverhandlungen vor einem Jahr versuchte Angela Merkel dann (im bereits zweiten Anlauf seit 2009), auch die FDP dauerhaft zu zerstören, indem sie sie sie zu untragbaren Kompromissen zwingen wollte und zum Stützpfeiler ihres weiteren Machterhalts machen wollte. Das Manöver misslang freilich, weil der junge FDP-Chef Christian Lindner den Plan durchschaute und die Verhandlungen abbrach.

Nordrhein-Westfalen, Essen: Nach ihrer Wahl zur neuen Vorsitzenden der CDU am 10.04.2000, bekommt Angela Merkel beim CDU-Bundesparteitag vom Unionsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz zwei Flaschen Sekt überreicht. (Bild: dpa/Michael Jung)
Nordrhein-Westfalen, Essen: Nach ihrer Wahl zur neuen Vorsitzenden der CDU am 10.04.2000, bekommt Angela Merkel beim CDU-Bundesparteitag vom Unionsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz zwei Flaschen Sekt überreicht. (Bild: dpa/Michael Jung)

Wie Phönix aus der Asche

Politik wurde unter Merkel „alternativlos“ – auch das war es, was die AfD wachsen ließ. Eine einst durchaus kontroverse Parteienlandschaft der Mitte geriet unter Merkel zum Einheitsbrei, zum „Mainstream“ der ungeliebten „Altparteien“. Die von ihr geführte GroKo stand für Lähmung, für kraft- und mutlose Passivität und für ein miserables Krisenmanagement: Erst in der Bankenkrise, dann in der Eurokrise und schließlich in der Flüchtlingskrise. Extreme Stimmenverluste für Union
und SPD, eine Wählerflucht nach rechts und links ließen die Randparteien, vor allem die AfD und die Grünen, massiv profitieren.

Friedrich Merz wäre in dieser Situation die geeignete Person, um die gebeutelte CDU wieder zu alter Größe zu führen. Doch auch für die SPD wäre ein CDU-Vorsitzender – und womöglich sogar Bundeskanzler – Friedrich Merz die große Chance, wie Phönix aus der Asche wiederaufzuerstehen: je markanter dieser der Union wieder ein eigenes Profil zurückgibt, umso stärker kann sich auch die SPD endlich wieder durch eigene, unverkennbare Gegenpositionen hervortun: Weg von der Einheitssuppe, hin zu klaren politischen Markenzeichen.

Friedrich Merz ist somit nicht nur der „schwarze Fels“, auf dem sich die CDU erneuern und restabilisieren könnte; er könnte auch die Folie sein, vor der eine echte Opposition wieder an Kontrast und Schärfe gewinnt. Für das Parteienwesen, für die demokratische und politische Zukunft Deutschlands wäre es ein Segen, wenn Friedrich Merz in die Arena zurückkehrte.

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