Kramer über Breyers "Spielermaterial"-Rüge: "Dachte erst, er will einen Witz vorbereiten"

Jochen Breyer (links) und Christoph Kramer sind seit Jahren ein eingspieltes Team im ZDF. (Bild: ZDF / Michael Braunschädel)
Jochen Breyer (links) und Christoph Kramer sind seit Jahren ein eingspieltes Team im ZDF. (Bild: ZDF / Michael Braunschädel)

Ist zur "Spielermaterial"-Debatte alles gesagt? Nein! Christoph Kramer und Per Mertesacker schildern in einem Podcast ihre irritierte Sicht der Dinge. Außerdem gehen sie auf das Gerücht ein, sie könnten einander nicht leiden.

Die Spiele der Fußball-Europameisterschaft bieten eigentlich für sich genommen schon ausreichend Diskussionsstoff. Debattiert wurde während der Vorrunde aber über fast nichts so sehr wie eine Vokabelfrage. Ist "Spielermaterial" eine angemessene Bezeichnung für Nationalspieler oder nicht? ZDF-Moderator Jochen Breyer löste mit seiner Ermahnung der Experten Per Mertesacker und Christoph Kramer vor Live-Publikum ein riesiges Medienecho aus.

Im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher" haben die beiden Weltmeister von 2014 nun geschildert, wie sie die Aufregung wahrgenommen haben. "Ich muss sagen, mir tat Jochen in der Situation ein bisschen leid", gibt Gladbach-Profi Kramer zu Protokoll. Breyer müsse "als Moderator schon mal auf ein, zwei Dinge hinweisen und allen Meinungen, die es in Deutschland gibt, einen Raum geben". Dennoch habe er sich sehr gewundert: "Ich kannte die Diskussion ehrlich gesagt gar nicht und dachte erst, er will einen Witz vorbereiten."

Sie sprachen im ZDF über das Spiel England gegen Dänemark, von links: Per Mertesacker, Laura Freigang, Christoph Kramer und Jochen Breyer. (Bild: ZDF)
Sie sprachen im ZDF über das Spiel England gegen Dänemark, von links: Per Mertesacker, Laura Freigang, Christoph Kramer und Jochen Breyer. (Bild: ZDF)

Kramer weiter: "Ich habe das gar nicht verstanden, und wenn sich einer bei dem Wort 'Spielermaterial' angegriffen fühlt - dem kann ich auch nicht mehr helfen. Ich bin auch Spieler, und wenn einer 'Spielermaterial' sagt, denke ich nicht: 'Bitte, ich bin ein Mensch'."

Mertesacker bewertet den Trubel im Rückblick unaufgeregt: "Bei Social Media kommt ja direkt eine große Welle, die dann bricht, und dann ist alles etwas vogelwild. Aber drei, vier Tage hinterher war das schon alles abgelaufen. Jochen hat da super drauf reagiert."

Jochen Breyer hatte in der Rahmenberichterstattung zum Spiel England gegen Dänemark die beiden EM-Experten auf ihre Wortwahl angesprochen: "'Spielermaterial' - weil ihr beide den Begriff öfter verwendet - ich weiß, das wird bei einigen Fans zu Hause kritisch gesehen, weil Menschen kein Material sind. Vielleicht sagen wir einfach in Zukunft 'Kader' oder 'das Spielerpotenzial'."

Vier Tage und eine ironische Grußbotschaft von DFB-Stürmer Niclas Füllkrug später räumte Breyer die Debatte dann in einer weiteren Live-Strecke ab: "Wir halten fest, es gibt Menschen, die stoßen sich an dem Begriff, es gibt aber auch sehr viele, die sich nicht daran stoßen, und ganz wichtig ist die Info, dass die Menschen, um die es geht, die Spieler, sich nicht daran stoßen."

Im Podcast gehen Mertesacker und Kramer auch auf Gerüchte ein, sie würden sich in Wahrheit nicht ausstehen können. "Das denken tatsächlich total viele Leute, und das liegt am Blick von Per", vermutet Kramer. "Er hat im Fernsehen ja nur einen Gesichtsausdruck und den zieht er gnadenlos fünfeinhalb Stunden durch. Er blickt mich immer nach dem Motto an: 'Was laberst du denn da?' Meine Mutter hat mir auch schon mal gesagt: 'Der Per, der guckt dich aber böse an, Schatz.' Dabei liebe ich Per 10 von 10!"

Angst, so Kramer weiter, habe er hingegen vor einem anderen Experten-Kollegen gehabt: Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn. Mit ihm habe er sein erstes Turnier als TV-Experte bestritten: "Wenn er da sitzt und du eine andere Meinung hast, hast du schon einen Kloß im Hals, bevor du überhaupt einen Ton gegen ihn sagst. Da kommt fast nichts raus." Seine Strategie: "Man leitet immer mit dem Satz ein: Also Oliver hat prinzipiell total recht, aber..."