Als Merz bei "3nach9" über Söder spricht, wird es erst launig - und dann bitterernst
Nicht allzu oft sind Spitzenpolitiker zu Gast in den Talkshows, die am Freitagabend im Dritten laufen. Dieser Freitag ist eine Ausnahme: Friedrich Merz gibt sich die Ehre, in der RB-Talkshow "3nach9". Zum ersten Mal seit 20 Jahren. Der CDU-Chef blickt auf die US-Wahlen und seinen Unions-Kontrahenten.
Es hätte zwei Ereignisse gegeben in der Nacht auf Freitag. CDU-Chef Friedrich Merz hat beide verpasst, sagt er am Freitagabend in der Radio-Bremen-Talkshow "3nach9". Da wäre zunächst einmal der Auftritt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei "Inas Nacht" gewesen. Er habe den Clown gegeben, schreiben am Freitag die Journalisten auf diversen Internetportalen. Und er hat einen Hit von Freddy Quinn gesungen. Einen ganz alten: "Sie hieß Mary-Anne." Das hat er gut gemacht.
Ob denn auch Merz zu Moderatorin Ina Müller in den ARD-Kneipentalk gehen würde, will "3nach9"-Moderator Giovanni di Lorenzo wissen. Ja, vorstellen könne er sich das schon, sagt Merz etwas zögernd. Er sei ja auch schlagfertig. Den nötigen Humor bringt er jedenfalls mit, wie er gleich danach beweist. Lieder von Freddy werde er bei Ina Müller nicht singen. Aber "Happy Birthday To You", das kann er. Hoffentlich ist die Bewerbung gehört worden.
Merz wundert sich über die betagten US-Kandidaten
Dann ist da aber auch noch das Medienereignis schlechthin: das erste Fernsehduell der beiden möglichen Präsidentschaftskandidaten der USA, Joe Biden und Donald Trump. Nominiert sind sie noch nicht. Die Fernsehdebatte in der Nacht wird für den amtierenden Präsidenten Joe Biden zum absoluten Desaster: Biden ist unkonzentriert, verliert öfter den Faden und die Stimme, nuschelt.
Merz hat sich die Debatte nicht angeschaut. Jedenfalls nicht live. Aber im Laufe des Tages. "Ich habe ein bisschen befürchtet, dass es so geht", sagt er bei "3nach9". Es sei bizarr, dass in einer der ältesten Demokratien zwei Menschen wie Biden und Trump um das Amt des Präsidenten ringen würden. "Dieses Land hat so viele Talente, aber das sind jetzt diese beiden, die übrig geblieben sind", wundert sich Merz.
Merz erwartet Trump als Präsident und "eine ganze Menge Herausforderungen"
Verglichen mit Trump sei Biden berechenbarer, sagt Merz. Aber Biden sei eben auch ein alter Mann. Merz geht davon aus, dass Trump der neue US-Präsident wird, wenn die Demokraten nicht reagieren sollten - und Biden nicht auf die Wahl verzichtet. "Ich glaube, dass das auch in der letzten Nacht mit entschieden worden ist", sagt Merz. Das Duell werde gnadenlos, zumal Trump jetzt besser vorbereitet sei als bei seiner ersten Wahl vor acht Jahren. "Da werden eine ganze Menge Herausforderungen auf uns zukommen", prophezeit der CDU-Chef.
Merz könnte zu jenen gehören, die viel mit dem US-Präsidenten zu tun haben werden. "Wir haben im nächsten Jahr die Chance, nach bereits vier Jahren eine Regierung wieder abzulösen", sagt er. Mit CSU-Chef Söder habe er sich darauf verständigt, die Fehler von 2021 nicht zu wiederholen. Damals habe man sich darum gestritten, wer Kanzlerkandidat werden solle. "Ich sage auch den Kolleginnen und Kollegen immer, wir sind nicht für uns, wir sind für das Land da. Und wir haben einen Auftrag, der geht über unsere Partei hinaus."