LKA-Mann will Leichenzerstückelung für eine Frau aus Berlin gefilmt haben

Der Angekagte Detlev G. soll einen Menschen zerstückelt haben (dpa)
Der Angekagte Detlev G. soll einen Menschen zerstückelt haben (dpa)

Von Wiebke Ramm

Detlev G. überrascht mit immer neuen Details. Der Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen muss sich vor dem Landgericht Dresden wegen des Vorwurfs des Mordes und der Störung der Totenruhe verantworten. Er soll einen 59-jährigen Mann aus Hannover im November 2013 getötet haben. Die Leiche hat er zerstückelt, die Zerstückelung auf Video festgehalten. Die Ermittler gruben die Körperteile im Garten seiner Pension im sächsischen Gimmlitztal aus.

Das Video, das die Zerstückelung der Leiche von Wojciech S. zeigt, sei für eine Frau in Berlin gewesen, sagte der 58-jährige Detlev G. nun einem Psychiater. Wojciech S. habe ihm ihren Namen, ihre Anschrift und ihre Telefonnummer gegeben, um ihr den Film zu schicken. So berichtet es der forensische Psychiater, Andreas Marneros, am 15. Verhandlungstag. Marneros hat rund 15 Stunden mit Detlev G. gesprochen.

Detlev G. selbst schweigt vor Gericht zur Tat. Das Gespräch mit dem Berliner Psychiater Hans-Ludwig Kröber verweigerte er. Um den Angeklagten doch noch zum Sprechen zu bringen, hat das Gericht Marneros als zweiten Gutachter beauftragt.

Dass Wojciech S. Kontakt zu einer Frau in Berlin hatte, sagte bereits eine Freundin von S. als Zeugin vor Gericht aus. Dass aber das Video für die Berlinerin bestimmt gewesen sei, hat der Angeklagte nie zuvor erwähnt. Auch dass Detlev G. vor der Tat die Droge Crystal Meth konsumiert habe, ist neu.

Detlev G. sorgt immer wieder für Überraschungen. Am Tag seiner Festnahme hat G. erst abgestritten, Wojciech S. zu kennen, dann gestand er, den Hannoveraner mit einem Schnitt durch die Kehle getötet zu haben. Doch S. starb nicht durch einen Kehlschnitt. Das stellte ein Rechtsmediziner fest. S. starb überhaupt nicht durch fremde Hand, sagen seit jeher G.s Verteidiger. Der Angeklagte habe ihnen früh gesagt, dass S. sich selbst getötet habe.

Wojciech S. und Detlev G. hatten sich im September oder Oktober 2013 im Internet in einem „Kannibalismus“-Forum kennengelernt. S. träumte davon, geschlachtet und gegessen zu werden. LKA-Mann G. gab dort an, einen Menschen schlachten zu wollen. Dies sei bloß „eine Spielerei“ gewesen, sagte Detlev G. nun Psychiater Marneros: „Deswegen sei ihm etwas mulmig geworden, als er gemerkt habe, dass der Verstorbene es ganz ernst meinte.“

Am 4. November 2013 holte der Angeklagte Wojciech S. vom Hauptbahnhof Dresden ab. Schon auf der anschließenden Autofahrt zur Pension habe G. ihm gesagt, dass S. am nächsten Tag wieder abreisen solle, da er ihn nicht töten könne. S. aber habe gebettelt und gefleht und schließlich angeboten: „Dann tue ich das selbst, wenn du mir versprichst, dass ich anschließend geschlachtet und gegessen werde.“ G. habe es versprochen. Er habe „Mitleid“ mit S. gehabt. „Er war so glücklich, seine Augen haben geleuchtet wie bei einem Kind, das sich auf Weihnachten freut“, sagte G. dem Gutachter.

Erst Kaffee getrunken, dann zerstückelt

In der Pension haben die Männer laut G. erst Kaffee getrunken, dann seien sie in den Keller gegangen. Dort habe G. den Mann auf dessen Wunsch hin gefesselt und geknebelt und ihn schließlich allein gelassen. Als der Angeklagte nach etwa 20 Minuten wiederkam, sei S. tot gewesen.

Detlev G. sagte dem Psychiater, er habe geglaubt, dass S. ihm beim Zerteilen seines Körpers zuschaue. Daher habe er so getan, als hätte er Spaß daran. In Wahrheit habe das Zerteilen ihn nicht sexuell erregt. Er hätte nur ein medizinisches Interesse an dem Penis des Toten gehabt. Es sei immer der Traum des LKA-Mannes gewesen, Arzt zu werden.

Tatsächlich fanden die Ermittler in einem Nebengebäude seiner Pension eine Art Arztpraxis – mit gynäkologischem Stuhl, Kanülen, Arztkittel. Den Penis des Toten fanden die Ermittler nicht. Detlev G. bestreitet, Teile des Körpers verspeist zu haben. Ein Rechtsmediziner kann nicht ausschließen, dass sich der zerteilte Penis unter den anderen Teilen befand. Kannibalismus kommt in der Anklage nicht vor.

Zwei Nächte habe die Zerstückelung gedauert, sagte G. dem Psychiater. Zwischendurch sei er zur Arbeit ins LKA gefahren. Er habe weder Schuldgefühle noch Albträume gehabt. Er habe es so empfunden, sagte Detlev G., dass er Wojciech S. dabei geholfen habe, „sein Glück zu finden“.

Das Video von der Leichenzerteilung hat der Angeklagte nach der Tat nicht nach Berlin geschickt, sondern gelöscht. Die Ermittler haben es wiederhergestellt. Im Video hängt S. gefesselt und geknebelt in einer Schlinge. Wie er dorthin gekommen ist, zeigt der Film nicht.

Das Gericht will nun den Namen und die Adresse der Frau aus Berlin auf dem Computer des Angeklagten suchen. Der Prozess wird am 2. Februar fortgesetzt.