Markus Lanz: Von Gästen an die Wand geredet

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Diesen Tag können sich ausdauernde Lanz-Zuschauer im Kalender rot anstreichen. Der Talkmaster, der bekannt dafür ist, bisweilen mitteilungsbedürftiger als seine gesamte Gesprächsrunde zu sein, wurde von zwei seiner Gäste buchstäblich an die Wand geredet.

Nein, es waren nicht die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. Noch benebelt vom Erfolg realisieren die erst langsam, was ihnen bei Olympia gelang. Das deutsche Duo gewann Gold – ausgerechnet im Finale gegen die brasilianischen Gastgeberinnen. „Brasilien hat 7500 Kilometer Strand, Deutschland hat 2500. Aber ihr seid Olympiasieger. Toll, oder?“ Erwartet Markus Lanz auf derartige rhetorische Fragen ernsthaft eine sinnvolle Antwort? Dabei klingt er zudem so selbstgefällig, als hätte er die Strandlänge eigenhändig ausgemessen. Offenbar will Lanz vor allem demonstrieren, dass er – oder besser seine Kollegen – brav recherchiert haben.

Wenig überraschend auch die Antwort auf seine abgedroschene Frage nach dem „schönsten Moment“. Der war tatsächlich nicht während der harten Partien, als die Deutschen zum Teil minutenlang ausgebuht wurden, sondern laut Kira Walkenhorst „definitiv oben auf dem Podium.“ Überraschender wird es dann doch noch. Gerüchteweise soll auf dem Rückflug der Alkohol knapp geworden sein, – hat Lanz aufgeschnappt. Und offenbar hatte er zumindest eine verlässliche Quelle. Laura Ludwig gesteht charmant, wie die Sportler tatsächlich vergeblich mehr verlangten. „Schade, aber im Endeffekt war es besser, dass wir nicht mehr bekommen haben.” Sie wollten schließlich nicht im Siegesrausch abstürzen.

Doch Markus Lanz hat noch mehr Gäste geladen, die Sportgeschichte geschrieben haben. Sichtlich stolz ist er auf eine kleine Sensation („Das hat es so noch nicht gegeben.“): Ex-Rennfahrer Niki Lauda und sein Kollege und Lebensretter Arturo Merzario sowie der Arzt Prof. Eike Martin sitzen einträchtig nebeneinander. Und dann hat Lanz erstmal viel Zeit zum Durchatmen und Fragen ausdenken…

Denn Niki Lauda und sein italienischer Kollege haben ganz offensichtlich Redebedarf. Ausufernd, geschmückt mit Details und Anekdoten schwelgen sie in ihren Erinnerungen. Auch wenn ihre schicksalhafte Begegnung nach Laudas dramatischem Rennunfall bereits 40 Jahre zurückliegt, erzählt Merzario von seinem heldenhaften Einsatz als wär es gestern. Er schildert, wie er Lauda neben die Fahrbahn legte, sein Herz massierte, wie Lauda zuerst gefragt habe: „Wie sieht mein Gesicht aus?“ Glauben, dass er überleben werde, konnte er in diesem Moment nicht. Doch der gesprächige Italiener ist überzeugt, dass Rennfahrer „innere Dreckskerle“ sind, denen „alles scheissegal“ sei. „Wir glauben nur an uns selbst.“ Immerhin ehrlich und dabei ziemlich sympathisch.

Die Fragen kann Lanz sich bei ihm sparen. Immer wieder unterbricht Merzario ihn. „Ich wollte vielleicht noch eine Anekdote erzählen…Ich darf noch einmal darauf zurückkommen…“Er darf. Lanz gibt auf.

Tatsächlich gelingt es ihm zwischenzeitlich, den Redeschwall kurz zu unterbrechen. Er habe – wieder einmal – irgendwo aufgeschnappt, dass die Ehefrauen der Formel-1-Piloten zu jedem Rennen ein schwarzes Trauerkleid dabei hatten, um ausgerüstet zu sein, falls ihr Gatte tödlich verunglücken sollte. Wo er das gelesen hat, bleibt sein Geheimnis. „Nein, das ist Blödsinn.“ Lauda winkt nur genervt ab.

Am Ende stellt der Moderator seine ganz persönliche Diagnose: „So ein bisschen Unsterblichkeitsfantasien haben Rennfahrer offenbar.“

Keiner widerspricht ihm.

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