"Maischberger": Handfester Krach bei Waffenlieferungen an die Ukraine
Bei "Maischberger" trafen am Dienstagabend mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Amira Mohamed Ali (Bündnis Sahra Wagenknecht) zwei Politikerinnen aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein können. Eine Frage der Moderatorin führte dabei zu einem handfesten Krach.
Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist ein Fan klarer Worte. Während eines Gesprächs in der ARD-Talkshow "Maischberger" rastet die Politikerin am Dienstagabend aber für kurze Zeit richtig aus. Der Streit entzündet sich an einer Frage von Moderatorin Sandra Maischberger - und an der Co-Chefin des Bündnis Sahra Wagenknecht, Amira Mohamed Ali.
Streitpunkt Waffenlieferungen an die Ukraine
Es geht um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Strack-Zimmermann erklärt, dass sie am Donnerstag im Bundestag einem Unionsantrag zustimmen werde, der ausdrücklich die Lieferung des Waffensystems an die Ukraine verlangt.
Mohamed Ali ist dagegen. Moralisch sei die Forderung nachvollziehbar, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse. "Militärisch sehen wir aber: Sie kann diesem Krieg nicht gewinnen. Die Offensiven haben alle nicht zum Erfolg geführt. Im Gegenteil: Die Ukraine verliert diesen Krieg gerade, die Situation wird immer schlechter." Die Marschflugkörper seien kein Gamechanger, und die Gefahr bestehe, dass die Ukraine mit den Taurus-Waffen Ziele in Russland angreife. Das könne zu einer Eskalation des Krieges führen, von der auch Deutschland betroffen sein könnte.
Mohamed Ali gegen weiteres Eingreifen der Nato
Warum Russland angegriffen werde, will Strack-Zimmermann wissen. Mohamed Ali antwortet: "Weil die Flugkörper das können." Strack-Zimmermann wirft ein: "Es geht um die Krim, und die Krim ist ukrainisch. Es wirkt hinter der Linie, da, wo die Russen stehen." Die Marschflugkörper könnten jedoch auch die russische Hauptstadt Moskau erreichen, so Mohamed Ali. Russland sei die größte Atommacht der Welt - "und wenn die Nato da weiter eingreift, dann haben wir den Dritten Weltkrieg, und das muss doch um alles in der Welt verhindert werden".
Tatsächlich gibt es inzwischen Stimmen, die fordern, den Krieg nach Russland zu verlagern. Das hatte zum Beispiel der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter vor kurzem verlangt. Also stellt Moderatorin Maischberger die Frage an Strack-Zimmermann, die das Fass zum Überlaufen bringt: "Wollen Sie den Krieg nach Russland tragen, weil es für die Ukraine vielleicht keine andere Möglichkeit mehr gibt?"
Nun wird die FDP-Politikerin langsam wütend. "Ich finde die Fragestellung komplett absurd", poltert sie. Russland habe die Ukraine in den letzten zehn Jahren zweimal angegriffen: "Er mordet, vergewaltigt, verschleppt, foltert, und zwar in einer Brutalität, dass einem nichts mehr einfällt."
Die Ukraine wehre sich, kämpfe unvorstellbar tapfer und habe die westliche Unterstützung. "Und das ist auch begründet worden, damit man eben nicht imperialistisch einfach beim Nächsten reinlatscht." Die Ukraine habe in den letzten zwei Jahren die westlichen Waffen nicht dazu eingesetzt, Russland anzugreifen. "Es ist ein tiefes Misstrauen, wenn man jetzt unterstellt, dass sie Moskau bombardieren will."
Strack-Zimmermann: "Dann rufen Sie doch in Moskau an und nicht in Kiew"
Amira Mohamed Ali fordert statt der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern eine diplomatische Lösung. Man müsse den Weg für Friedensverhandlungen ebnen, sagt sie. "Es ist dringend notwendig, jetzt alle Mittel, die man auf diplomatischem Wege hat, zu ergreifen." Strack-Zimmermann wirkt immer genervter: "Jetzt muss endlich mal Butter bei die Fische! Wenn Putin heute und jetzt seine russische Armee abzieht, ist der Krieg zu Ende", sagt sie.
"Ja, aber das tut er doch nicht", wendet Mohamed Ali ein. "Ich kann mir das ja wünschen. Ich kann auch Herrn Putin verurteilen: Er ist ein Mörder, das ist doch gar keine Frage. Ich kann mir das wünschen, dass er was anderes macht. Aber er tut es nicht! Ich möchte, dass es damit aufhört, dass jeden Tag in der Ukraine Menschen sterben." Jetzt platzt Strack-Zimmermann der Kragen. "Dann rufen Sie doch in Moskau an und nicht in Kiew. Da passiert es doch", schreit sie die BSW-Politikerin an.
Der Moderatorin gelingt es nur sehr schwer, wieder Ruhe in die Talkshow zu bringen. Aber es gelingt ihr. Und am Ende gibt es sogar so etwas wie Frieden - als die Kontrahentinnen feststellen, dass sie beide gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht sind.